Die Wut der Ureinwohner auf den Öko-Kolonialismus wächst

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Von  Gastautorin Dagmar Jestrzemski

Um angeblich „grünen“ Wasserstoff zu produzieren, ruinieren globale Konzerne Natur- und Kulturland in Mexiko mit riesigen Windkraftparks und Solaranlagen – Doch der Widerstand feierte erste Erfolge.

Mitte Juli gaben die „Tagesschau“ und der Sender NDRInfo bekannt, dass im Zuge von Mexikos Strategie für sogenannten grünen Wasserstoff ein erstes Projekt in Vorbereitung sei. Wieder einmal sind Deutschland und ein deutsches Unternehmen mit im Spiel. Das 2017 gegründete Wiesbadener Unternehmen HY2GEN AG hat zwar noch keine Praxiserfahrung mit Entwicklung, Bau und Betrieb von großindustriellen Anlagen zur Produktion von Wasserstoff und wasserstoffbasierten Produkten. Dennoch wird beabsichtigt, binnen weniger Jahre in der Nähe von Champotón im Süden von Mexiko im Bundesstaat Campeche Wasserstoff und Ammoniak für den Export „autark“ zu produzieren, womit die Nutzung von sogenanntem klimaneutral erzeugten Wind- und Solarstrom gemeint ist.

Der laut „Tagesschau“ „kleine, verschlafene Ort“ ist mit 31.000 Einwohnern immerhin die größte Stadt im Municipio Champotón. Günstig gelegen am Golf von Mexiko, profitiert Champotón mit seinen zahlreichen Hotels und Ferienwohnungen vom internationalen Tourismus wegen seiner Nähe zu den Maya-Pyramiden und spektakulären Naturwundern auf der Halbinsel Yucatán.

Typischerweise verspricht HY2GEN dem Ort und seinen Einwohnern die Schaffung von 1000 Arbeitsplätzen während des Baus der Anlagen. Die „Tagesschau“ hob die „günstige Lage“ der geplanten Wasserstoff-Fabrik direkt am Hafen hervor. Der Standort sei ideal für den Export von Wasserstoff und Ammoniak vor allem nach Europa. Zudem beinhalte das Vorhaben die Entsalzung von Meerwasser, was angesichts des Wasserproblems in der Region „ein weiterer Vorteil“ sei.

Brutale und rücksichtslose Eingriffe

HY2GEN will 1,1 Milliarden Euro investieren, benötigt aber für die Umsetzung des „Milliarden teuren Projekts“ eine starke Unterstützung von Interessengruppen. Mexiko will laut „Tagesschau“ seine Energiewende „langfristig“ finanziell fördern. Die deutsche Bundesregierung beabsichtigt die Zuwendung „einer Milliardensumme“ ungeachtet der Möglichkeit, dass sich der grüne Wasserstoff als zu teuer für den Import erweisen könnte.

Zynisch und menschenverachtend klingt die Wortwahl der „Tagesschau“, wenn angesichts der für die Wasserstoff-Fabrik zu erbauenden gigantischen Windparks und Photovoltaik-Anlagen (PVA) kein Gedanke an die davon betroffene, überwiegend indigene Bevölkerung der Region verschwendet wird: Bald schon würden sich „um den Windmast (von Champotón) Solarpaneele und Windkraftanlagen tummeln“.

Nicht erst jetzt, da immer mehr vom zukünftigen Import von grünem Wasserstoff nach Deutschland die Rede ist, verschweigen die tonangebenden Medien die grausame Wahrheit, dass Windparks und PVA in Lateinamerika und Afrika seit jeher brutal und rücksichtslos in den Lebensräumen der ländlichen Bevölkerung mittels lokaler Handlanger durchgesetzt werden. Dasselbe gilt für den Abbau von Rohstoffen, der infolge des steigenden Bedarfs aufgrund von immer mehr Windrädern und PVA stetig zunimmt und ganze Regionen verseucht. „Die Wut der Ureinwohner auf den Öko-Kolonialismus wächst“ weiterlesen

Ein runder Coronatisch?

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Von Gastautor Harald Walach

Ich habe die Corona-Krise von Anfang an auf meinem Blog mit kritischen Analysen begleitet, Daten des RKI neu ausgewertet, kritische Fragen gestellt, Studien besprochen. Ich habe mich zusammen mit meinem Kollegen Prof. Hockertz den Staatsekretären im Gesundheitsministerium und im Innenministerium als Gesprächspartner angeboten, um alternative Sichtweisen in die Diskussion zu bringen, vergeblich, auch dem Erzbischof von Berlin, auch vergeblich, und habe mit einigen eigenen Analysen und Publikationen (siehe auch hierhier und hier) versucht, in den wissenschaftlichen Diskurs einzugreifen. Ich habe dabei die Mechanismen der Spaltung und Ausgrenzung kritischer Stimmen am eigenen Leibe erlebt. Ich wurde als „rechts“, als „inkompetent“, „umstritten“ und sonstwas gerahmt. Und nein, um es vorneweg zu sagen: Ich bin nicht „rechts“ oder „völkisch“. Mein Großvater war im polnischen Untergrund und wurde von der Gestapo zu Tode gefoltert.

Ich habe festgestellt: Die Corona-Krise erzeugt nicht nur eine Spaltung in der Gesellschaft, sie fügt auch Neues zusammen. Menschen, mit denen ich sonst nicht so ohne Weiteres zusammengekommen wäre, wurden plötzlich meine Freunde und Kollegen. Diese Brückenbildung reichte über politische und weltanschauliche Grenzen hinweg, schien mir. Plötzlich stand ich, als alter Kathole, der ich protestantische und reformierte Gottesdienste immer als quälend langweilig und verkopft empfunden hatte, bei Pfarrer Dietz in Brandenburg in der Kirche und sprach zu einem lutherischen und – ja, auch das – völlig kirchenfremden Publikum. Eine der wenigen kirchlichen Lichter im eiskalt-dunklen Corona-Norden. Von Pfarrer Dietz erfuhr ich, wie scharf die lutherische Kirche mit ihren Corona-Abweichlern zu Gericht saß. Und mir graute. Das Gleiche erlebte ich in der katholischen Kirche, in die ich aus Protest in dieser Zeit nicht mehr ging, weil die Kirche Corona-Vigilantes angeheuert hatte, die alle, die ohne Maske waren oder diese auch nur zum Schneuzen herunternahmen, aufs Gröbste anpöbelten. In einer Kirche mit ca 13.000 Kubikmetern Luft und 100 weitverstreuten Hanseln. Ich spreche aus Erfahrung, aus schmerzlicher.

Was ich ebenfalls gesehen habe: Diejenigen, die kritisch waren, die das offizielle Narrativ vom Killervirus, vor dem nur der Staat, Mami Merkel und Papi Lauterbach mit der Spritze schützen können, die keine oder wenig Angst hatten, das waren vor allem die, die eine irgendwie geartete tiefer sitzende, von innen oder auch aus ihrer Erdverbundenheit kommende spirituelle Verankerung hatten. Diese geht, so scheint mir, über Konfessionen, ja auch über die Frage des christlichen Glaubens hinaus. Sie dürfte einer tieferen spirituellen Erfahrung des Gehaltenseins entsprungen sein. Das wäre eine eigene empirische Untersuchung wert. „Ein runder Coronatisch?“ weiterlesen

Russland – Revolution und Bürgerkrieg 1917-1921

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„Beklemmend aktuell mutet die Geschichte Russlands von 1917-1921 an“, so wirbt Bertelsmann für das monumentale Geschichtswerk von Sir Antony Beevor. Der Autor ist bekannt für seine Werke über den Zweiten Weltkrieg und den Spanischen Bürgerkrieg. Nun hat er sich den Oktoberputsch der Bolschewiki und den von ihnen entfesselten Bürgerkrieg vorgenommen. Was er berichtet ist beklemmend und teilweise schwer zu ertragen, aber wichtig, um die längst überfällige Korrektur des gängigen Geschichtsbildes der siegreichen Oktoberrevolution zu beschleunigen. Leider spricht der Verlag auf der Rückseite des Buches immer noch von Oktoberrevolution, obwohl Beevor belegt, dass es sich um einen Putsch gehandelt hat – erst gegen die nach dem Sturz des Zaren von der Februarrevolution (da stimmt der Begriff, denn es handelte sich um einen Aufstand der Massen gegen das zaristische Regime) eingerichtete Provisorische Regierung, dann gegen die demokratisch gewählte Verfassungsgebende Versammlung, in der die Bolschewiki nicht die erhoffte Mehrheit hatten.

Interessant sind vor allem die Porträts der Akteure auf beiden Seiten. Beevor hat dafür zahllose Briefe, Tagebücher und andere persönliche Dokumente ausgewertet.

Lenin, um nur ein Beispiel zu nennen, war ein rücksichtsloser Scharfmacher, der die Machtübernahme seiner Kaderpartei mit brutalstem Terror herbeigeführt hat. Persönlich war dieser Mann ein Feigling, der sich Im Spätfrühling und Sommer 1917 lieber in Finnland versteckte, von wo er seine bolschewistischen Akteure zu erbarmungsloser Härte anfeuerte. Als die Weißen auf Petrograd vorrückten, fragte Lenin, ob man nicht 10 000 Bolschwiken und 20 000 Einwohner aufstellen könnte, die mit Hilfe von Maschinengewehren gegen die Weißen getrieben werden könnten. Die sollten so demoralisiert und zum Rückzug bewegt werden. Es kam nicht dazu, diese mörderische Idee umzusetzen, weil die Weißen auf Grund ihrer chaotischen Kriegsführung und internen Streitigkeiten den Vormarsch stoppten. Im Zweiten Weltkrieg erlebte die Leninsche Idee Auferstehung, als die Soldaten der Roten Armee mit Wodka abgefüllt und untergehakt mit Maschinengewehrfeuer gegen die deutschen Stellungen getrieben wurden. Trotzki, der das Oberkommando im Bürgerkrieg hatte, fuhr ab und zu im Panzerzug an die Front, wenn es brenzlig wurde. Er stand an brutaler Tötungsbereitschaft Lenin in nichts nach. Die Rivalitäten zwischen Stalin und Trotzki, waren schon im Bürgerkrieg virulent. Stalin, der sich vor allem auf den Chef der Tscheka, Felix Dzershinsky, stützte, gelang es immer wieder, trotzkitreue Generäle und Kommandeure wegen „Verrats“ hinrichten zu lassen. Vor allem aber war es Aufgabe der Tscheka, in den von den Bolschewiki eroberten Gebieten Terror zu verbreiten. Der richtete sich nicht nur gegen vermutete oder tatsächliche Anhänger der Weißen, sondern gegen die Bevölkerung, die sich den Plünderungen und Requirierungen widersetzte.

Wer nur erschossen wurde, hatte noch Glück, selbst wenn er sein Grab selbst ausheben und sich anschließen entkleiden musste. Die unglücklicheren Opfer wurden mit Säbeln zerhackt, gefesselt in Hochöfen oder Lokomotivfeuer geworfen, ihnen wurden, Augen ausgestochen, Ohren abgeschnitten, Zungen rausgerissen, bevor sie endlich vom Tod erlöst wurden. Eine beliebte Foltermethode der Tscheka war „Handschuhe“ herzustellen. Dafür wurden die Hände der Opfer in kochendes Wasser gesteckt, bis sich die Haut löste. Auch vor Kindern machte die Mordlust nicht Halt, Beevor dokumentiert einen Fall, dass Rotarmisten einem Bauern seine einzige Kuh wegnehmen wollten. Der Bauer sagte, er könne die Kuh nicht hergeben, da er Milch für sein Kind bräuchte. Da rissen die Armisten dem Mann das Kind aus dem Arm und schlugen es mit dem Kopf gegen die Wand. Beevor belegt das alles mit Namen und Adresse. Der rote Terror, der gerechtfertigt wurde mit der Behauptung, anders wären die Feinde nicht zu besiegen, entfaltete seine schlimmsten Züge erst nach dem Ende des Bürgerkrieges, der insgesamt 12 000000 Opfer forderte, so viel Menschenleben, wie der 2. Weltkrieg die SU nach unabhängigen Schätzungen kostete.

Übrigens war auch die Februarrevolution nicht so gewaltfrei, wie es den Anschein hat. Auch die Revolutionäre verübten Morde, an Polizisten und zaristischen Offizieren.  Den Terror zu systematisieren, blieb aber den Bolschewiki vorbehalten.

Beevor erzählt eine absurde Szene: Zum Jahreswechsel 1918/1919 hatte Dzershinsky im Kreml einen Nervenzusammenbruch. Er flehte Lenin und andere Anwesende an, ihn zu erschießen. Er hätte so viel Blut an den Händen und verdiente nicht mehr zu leben.

Die Weißen waren keineswegs Waisenknaben, sondern mordeten und folterten ihrerseits die Bolschwiken, die ihnen in die Hände fielen. Sie verloren die Unterstützung der Bevölkerung, indem sie wie die Roten plünderten und requirierten. Erst kurz vor ihrer endgültigen Niederlage machte der letzte Kommandeur General Pj0tr Wrangel den Plünderungen ein Ende und den Bauern ein Angebot, Landbesitz an sie aufzuteilen. Vor allem hatten die Weißen kein wirkliches Konzept, was sie mit Russland vorhatten, sollten sie siegen. Sie waren ein zu heterogener Haufen, von Sozialrevolutionären bis hin zu Zarentreuen. Aber in ihren Reihen gab es zahllose Glücksritter, die den Bürgerkrieg nutzten, um Beute zu machen. Die Weiße Armee zog endlose Trosse mit Beutewagen hinter sich her, die oftmals die Kampfhandlungen behinderten.

Beevor zitiert einen Historiker, der gesagt hat, es hätte sich in Russland weniger um einen Bürgerkrieg, als um einen kleinen Weltkrieg gehandelt. Da ist etwas dran. Auf beiden Seiten kämpfte ein Völkergemisch. Auf Seiten der Weißen Tschechen und Polen, unterstützt von Engländern, Franzosen und Amerikanern. Auch Deutsche und Rumänen, hauptsächlich Kriegsgefangene, auf beiden Seiten. Lenins Prätorianergarde bestand aus Letten und in Sibirien kämpften Chinesen für die Roten.

Es gab zahlreiche Seitenwechsler. Oft waren die Kombattanten nur von Nahem zu erkennen, denn die Uniformen waren zum Teil von der Gegenseite erbeutet worden. Die Roten wurden nicht nur wegen ihrer Fahnen so genannt, sondern sie waren von der Farbe rot besessen und ließen sich Mäntel, Jacken und Hosen aus rotem Stoff fertigen. Das betrifft vor allem die Kommandeure, die einfachen Soldaten gingen in Lumpen und hatten oftmals nicht einmal Schuhe.

Erstaunlich ist, wie viele rote und weiße Kommandeure von Schriftstellerinnen begleitet wurden. Außerdem führten die meisten einen Harem mit sich. Für die einfachen Soldaten waren Massenvergewaltigungen an der Tagesordnung.

Manche rote, wie weiße Kommandeure, reisten mit ganzen Orchestern. Ein roter Kommandeur hatte in seinem Zug sogar zwei: Eins für klassische Musik, eins für Volksweisen. Der Komponist Sergei Prokofjew begegnete einem roten Kommandeur auf einer Musik-Soiree. Der prahlte erst damit, zweihundert Menschen während seiner letzten Aktion eigenhändig getötet zu haben und verlangte dann „zärtliche Musik“.

Am Ende des Bürgerkrieges hatten die Weißen nur einen Erfolg: Es gelang den Polen, den Vormarsch der Roten auf Warschau zu stoppen und Polens Unabhängigkeit zu sichern.

Der letzte Sieg der Bolschewiki war der über die Kronstädter Matrosen. Die hatten von den unsäglichen Bedingungen gehört, denen die hungernde Bevölkerung von Petrograd ausgesetzt war. Sie verabschiedeten eine Resolution, in der sie Redefreiheit, Versammlungsfreiheit und freie Abstimmungen forderten. Trotzki, der die Matrosen einst den „Ruhm der Revolution“ genannt hatte, befahl den Angriff. Ausgeführt wurde er von Michail Tuchaschewski. Das spätere Stalinopfer war einer der grausamsten Bürgerkriegskommandeure. Das stellte er wieder unter Beweis. Nach der Niederschlagung des Aufstands gab es Massenhinrichtungen. Die Matrosen starben mit dem Ruf: „Es lebe die Weltrevolution!“.

Beevors Fazit: Die Weißen haben durch moralischen Zusammenbruch verloren, weil sie sich benahmen, wie ihr Feind.

„Es gab jedoch einen ebenso subtilen wie wichtigen Unterschied: Allzu oft repräsentieren die Weißen die schlimmsten  Seiten der Menschheit. Aber in puncto rücksichtsloser Unmenschlichkeit waren die Bolschewiki unschlagbar.“

Der Rest ist ein Sieg der Propaganda über die mörderische Realität.

Antony Beevor: Russland – Revolution und Bürgerkrieg 1917-1921

Das deutschlandtrennende Schandmal – Ulbrichts Mauer

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Von Gastautorin Angelika Barbe

Als am 13. August vor 62 Jahren – auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges – die Berliner Mauer gebaut wurde, zweifelte niemand daran, daß Moskau die Fäden gezogen hatte. Zu abhängig waren beide geteilte deutsche Staaten von ihren „großen Brüdern” USA und Sowjetunion. Doch anhand ausgewerteter Quellen wies Historikerin Hope M. Harrison nach, daß es von Anfang SED-Chef Walter Ulbricht samt SED-Führung waren, die den Bau der Mauer systematisch betrieben. Moskau hingegen fürchtete die Konfrontation mit den USA und blockierte die Bestrebungen der SED-Führung für lange Zeit.

Die amerikanische Historikerin Hope Harrison forscht in zeitgeschichtlichen Quellen

Hope Harrison rekonstruierte minutiös, welche Grenzschließungsszenarien die SED-Führung jahrelang durchzusetzen versuchte, welche taktischen Winkelzüge sie gegenüber Moskau anwandte und wie schließlich die KPdSU-Führung unter Chruschtschow ihre Ablehnung aufgab und dem Mauerbau zustimmte. Sie war eine der Ersten, die nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Staaten in den Archiven Ost-Berlins und Moskaus recherchierte, um  Antworten auf ihre Fragen zu finden: Wie kam es zum Mauerbau – und wer trug die Verantwortung für die verbrecherische Spal-tung der deutschen Nation in der Nachkriegsgeschichte? Die Ergebnisse veröffentlichte die amerikanische Historikerin Harrison im Jahre 2003 in englischer Sprache unter dem Titel „Driving the Soviets up the Wall“. Zum 50. Jahrestag des Mauerbaus erschien 2011 die deutsche Version „Ulbrichts Mauer“.

 

Harrison enttarnte Schandmal-Erbauer Ulbricht 

Man muß betonen, daß ihre Recherchen die SED-Lüge zum Einsturz brachte, an Mauerbau und mörderischem Mauerregime seien allein die Sowjets schuld. So war es mitnichten.  In ihrem Buch untersuchte Harrison den Mauerbau im Kontext sowjetisch-ostdeutscher Beziehungen von 1945 bis 1961 und lieferte einen detailreichen Rückblick auf die Entwicklung des deutschen Kommunismus unter SED-Herrschaft.

Das Ergebnis fällt für Ulbricht, Honecker und ihre SED-Genossen verheerend aus. Die deutschen Kommunisten dachten nicht daran, bloße Befehlsempfänger der Sowjetunion zu sein, wie es der letzte DDR-Machthaber Egon Krenz in seinem Prozeß verharmloste. Das eigenmächtige Vorgehen der SED-Führung brachte die sowjetische Seite unter Führung Nikita Chruschtschows sogar in erhebliche Schwierigkeiten.

Harrison urteilte; „Ulbricht ging es mehr um seine eigene Macht als um das Schicksal der deutschen Nation“. Denn die Mauer sicherte Macht und Existenz der SED. Gleichzeitig war es ein Zugeständnis, dabei versagt zu haben, DDR-Bürger von der kommunistischen Weltanschauung zu überzeugen. Bis 1961 verließen etwa 2,5 Millionen Menschen die DDR, bis 1989 noch einmal eine Million, Es war die Politik der Kommunisten, die nicht funktionierte – vom Anfang bis zum Ende. Die Bevölkerung versagte der SED die Anerkennung, denn freie Wahlen kamen für die SED nie infrage.

Um seine Macht zu sichern, begann Ulbricht schon Anfang der fünfziger Jahre, das Konzept einer kompletten Abriegelung der Grenze zu West-Berlin zu entwickeln. Er versuchte unaufhörlich, Moskau für diese Idee zu gewinnen. Schließlich wurde Berlin gemeinsam von den vier Siegermächten des Zweiten Weltkrieges verwaltet Die Westmächte dachten gar nicht daran, das SED-Regime anzuerkennen. Ulbricht war sogar bereit, beide Supermächte Sowjetunion und USA in eine direkte Auseinandersetzung zu treiben. Er war es, der mit eigenmächtigem Handeln im Oktober 1961– drei Monate nach der Grenzschließung – die berüchtigte Panzerkonfrontation am Checkpoint Charlie auslöste

Chruschtschow wollte Ost-Berlin zum Schaufenster des Kommunismus machen

Chruschtschow dagegen verfolgte eine andere Strategie. Für ihn war Deutschland das „wichtigste Testgebiet im Wettstreit zwischen Kommunismus und Kapitalismus“. Während einige   KPDSU-Granden Moskau nach dem Aufstand am 17. Juni 1953 das Experiment DDR auf-geben wollten, machte er den ostdeutschen Staat zum „Superverbündeten“, der militärisch wie wirtschaftlich gefördert werden mußte. Mithilfe deutscher Tatkraft sollte in Berlin ein werbewirksames Schaufenster des Kommunismus entstehen. Der Erfolg blieb aus und so begann auch Chruschtschow darüber nachzudenken, das „Schlupfloch Berlin“ zu schließen und die Westmächte aus der Stadt herauszudrängen. Im Ultimatum vom November 1958  wies er offen auf die Existenz von Atomwaffen in der Sowjetunion hin. Die US-Regierung behielt die Nerven. Präsident John F. Kennedy, der im Januar 1961 sein Amt antrat, machte beim Gipfeltreffen in Wien unmißverständlich klar, daß die USA ihre Rechte in Berlin notfalls auch mit militärischen Mitteln verteidigen werden. Die Welt stand am atomaren Abgrund und der Sowjetführer knickte ein. Krieg stand für ihn nicht auf der Tagesordnung.

Als Anfang Juli Ulbricht angesichts exorbitanter Flüchtlingszahlen den Offenbarungseid gegenüber dem sowjetischen Botschafter leistete, mußte Chruschtschow handeln. Ulbricht bekam seine Mauer, der Befehl dazu stammte aus Moskau.

Nach wie vor geht es um das Gedenken an die Opfer des deutschen Schandmals

Angesichts des offiziellen Gedenkens an über tausend Morde durch SED-Mauer und Stacheldraht fragt sich der Bürger, warum die Mauerbauer Ulbricht und Honecker in den politischen  Sonntagsreden nicht vorkommen, warum der kalte Krieg an allem schuld war und damit die Toten erneut ermordet werden. Ich erinnere an SED und Unrechtsstaat DDR, die 17 Mio. Bürger einmauern ließen, um sie mit Schießbefehl und Selbstschußanlagen an der Flucht in die Freiheit zu hindern–und frage, warum die SED-Diktatur seit 1989 systematisch verharmlost wird. Ich kann die Worte des Bundespräsidenten  Rau  nicht vergessen, der die Mauer als Verbrechen gegen das eigene Volk bezeichnete und frage, warum SED-Verbrecher mit Hilfe der Kartellparteien an die Macht geholt wurden – etwa weil sie damit zur Festigung heutiger Machtverhältnisse beitragen?

Ich denke an Willy Brandt, Sozialdemokrat und ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin, der 1961 auf Seiten flüchtender Opfer stand, die nicht im gigantischen Gefängnis DDR leben wollten und frage, warum seine Erben sich heute mit den Tätern- der mehrfach umbenannten SED – die sich unter das Tarndach Linke flüchtet- verbünden. Denn die Mörder sind noch heute unter uns. Es kommt nicht darauf an, was sie sagen oder heuchlerisch bedauern. Es kommt darauf an, was sie weglassen. Bis heute fehlt ein Eingeständnis der SED/Linke, für den Unrechtsstaat DDR verantwortlich zu sein. Einzelnes Unrecht wird scheinheilig zugestanden, aber das gesamte kommunistische SED-Regime wird verteidigt. Solange die Verantwortung verschleiert wird, darf niemand ungestraft mit den Schuldigen zusammenarbeiten.

Ich denke an die Mauer – als Symbol von Unfreiheit und kommunistischer Unterdrückung und an alle, die für die Freiheit ihr Leben gaben.

Ich anerkenne nur den Politiker, der verspricht und umsetzt:

– nicht eher zu ruhen, bis das Vermächtnis der politisch Verfolgten eingelöst wird, stets für die Freiheit einzutreten,

– nicht eher zu ruhen, bis die Toten dem Vergessen entrissen sind und die Lebenden Gerechtigkeit erfahren,

– nicht eher zu ruhen, bis Mörder und Befehlsgeber Verantwortung übernehmen.

Die Letzte Generation zerbricht

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Dies ist ein Beitrag von Apollo-News, eine Netz-Initiative von jungen Journalisten, deren Beiträge ich seit Jahren schätze. Mit dem Relaunch ihrer Seite wollen sie sich professionalisieren. Ich möchte meine Leser ermuntern, sich die gut recherchierten Beiträge anzusehen und das Unternehmen zu unterstützen.

Am Mittwoch veröffentlichte Apollo News interne Chatprotokolle, die zeigen, dass die Führungsriege der Letzten Generation holocaustrelativierende Äußerungen tätigte und die Distanzierung vom antisemitischen Begründer der radikalen Klimabewegung, Roger Hallam verweigert. Die fehlende Distanzierung sorgt in der Gruppe intern seit Wochen für Streit. Stunden nach der Veröffentlichung brennt in einem internen Videocall der Gruppe die Luft – Thema ist der Bericht von Apollo News. Zahlreiche Mitglieder, die immer wieder auf eine Distanzierung von Hallam drängten, attackierten die eigene Führung jetzt heftig. Schließlich kündigte ein Viertel der Teilnehmer direkt im Call an, aus der Gruppe auszutreten, sollte die LG-Führung sich nicht schnell von diesem Antisemitismus distanzieren. Teilnehmer sind zahlreiche sehr aktive und relevante Aktivisten.

Apollo News liegt ein Mitschnitt des internen Gesprächs vor, dass wir in einem Zusammenschnitt anonymisiert veröffentlichen:

Weiterlesen auf: apollo-news.net

Der Angriff auf die Kunstfreiheit

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Plötzliche Absagen von Veranstaltungen, seien es Vorträge oder künstlerische Vorstellungen sind inzwischen trauriger Alltag in Deutschland, über den sich kaum noch jemand aufregt. Das Bewusstsein dafür, dass ohne Meinungsfreiheit alle anderen Freiheitsrechte verloren gehen, nimmt in erschreckendem Maße ab. Das kaltblütige Kassieren unserer grundgesetzlich garantierten Rechte und deren Umwandlung in „Privilegien“ für gehorsames Erdulden von Corona-Maßnahmen traf auf viel zu wenig Widerstand. Das ist wohl auch ein Grund, weshalb die Denunziationskultur, die sich, gefördert, ja gefordert, von der Politik in unserem Land breit gemacht hat, immer neue Blüten treibt. Nun macht auch schon die Presse mit, die ihre Aufgabe, die Politik kritisch zu begleiten im eigenen Auftrag umgewandelt hat in Anprangerung von Regierungskritikern. Mit welcher Arroganz der Macht dabei vorgegangen wird, hat der Kabarettist Uli Masuth aus Weimar kürzlich erfahren müssen.

Masuth hatte einen Gastspielvertrag mit der Stadt Ettlingen, in der er bereits zweimal erfolgreich aufgetreten ist. Deshalb hatte sich das Kulturamt entschieden, Masuth wieder einzuladen.

Er sollte am 24. Februar in einer neuen „Kultur live“-Reihe im Epernaysaal des Schlosses mit seinem aktuellen Programm „Lügen und andere Wahrheiten“ auftreten. Nun ist ihm abgesagt worden.

Der Vorwurf: Masuth sei seit Corona in der „Querdenkerszene“ in Thüringen aktiv gewesen. Möglicherweise setzt er sich in seinem Programm auch mit der Corona-Politik auseinander. Unbeachtet der Tatsache, dass inzwischen fast alle Corona-Maßnahmen, sei es Maskenzwang, Schulschließungen, Lockdowns, das Verbieten von Kulturveranstaltungen und vor allem der Impfzwang als nutzlos oder sogar als schädlich eingeschätzt werden, und zwar von Politikern wie Karl Lauterbach und Experten wie Lothar Wieler, soll Masuth mundtot gemacht werden. „Der Angriff auf die Kunstfreiheit“ weiterlesen

Nukleare Optionen

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Von Gastautor Hans Hofmann-Reinecke

Die Energiewende ist gescheitert und wir stehen vor einem Scherbenhaufen: stillgelegte, teils unbrauchbare Kernkraftwerke, Sondermüll von Zigtausenden ausgedienter Windräder und eine instabile Stromversorgung, die für die Industrie zu teuer ist. Früher oder später muss mit dem Wiederaufbau der elektrischen Infrastruktur in Deutschland begonnen werden. Welcher Technologie sollte man dann folgen?

Eine Lüge nationaler Tragweite

Eine gutgläubige Bevölkerung war auf die Lüge hereingefallen, Kernkraft sei riskant. Diese Behauptung wurde von Ideologen ohne naturwissenschaftliches oder technisches Verständnis aufgestellt, und von den Medien durch dramatische Propaganda verbreitet. Mit dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke im April dieses Jahres war dann allerdings ein erster Gesinnungswandel unter den Deutschen zu beobachten.

Die öffentlichen Rundfunkanstalten werden wohl bald zugeben müssen, dass 2011 in Japan zwar 18.000 Personen durch Tsunami und Erdbeben Ihr Leben verloren, aber nur eine im Kernkraftwerk von Fukushima. Und man wird mit Schrecken einsehen müssen, dass Inkompetenz beim Krisenmanagement der Flut im Ahrtal mehr Menschenleben gefordert hat (über 135) als der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 (weniger als 100).

Die Qual der Wahl

Beim Wiederaufbau der deutschen Energieversorgung wird man dann eines Tages vor einer Reihe nuklearer Optionen stehen, die sich hinsichtlich Größe und Funktionsweise deutlich unterscheiden. Einige dieser Technologien sind schon seit Langem verfügbar, andere sind innovativ. Über alle wird aber schon heute geschrieben und diskutiert.

Zur Erläuterung ein kurzer Blick auf den Atomkern. Sein Durchmesser ist etwa ein Hunderttausendstel des ganzen Atoms, und er ist seinerseits aus noch kleineren Teilchen, den Nukleonen zusammengesetzt. Der kleinste Kern besteht aus nur einem Nukleon, die schwersten haben über 200. Schwere Kerne können Energie freisetzen, wenn sie sich in kleinere Bruchstücke zerteilen. Das ist Kernspaltung. Umgekehrt geben leichte Kerne Energie ab, wenn sie sich in einer Fusion zu einem größeren Kern zusammenballen.

Bei diesen Vorgängen wird pro Atom das Millionenfache der Energiemenge frei, wie sie bei Verbrennung entsteht.

KKW – Das bewährte Arbeitstier

Die traditionellen Kernkraftwerke, so wie wir sie kennen, gingen zum ersten Mal Mitte der 50er Jahre in der UdSSR und in England ans Netz. Heute sind weltweit 440 in Betrieb, mit einer Gesamtleistung von 390 Gigawatt elektrisch. Pro Kraftwerk sind das ca. 900 Megawatt; die älteren liegen unter diesem Durchschnitt, die modernen deutlich darüber.

Rund zwei Drittel sind vom Typ PWR (Pressure Water Reactor). Sie arbeiten mit niedrig angereichertem Uran. Als Kühlmittel und Moderator wird Wasser verwendet, welches über Wärmeaustauscher Dampf erzeugt, der eine Turbine antreibt. Andere sind vom Typ BWR (Boiling Water Reactor), in denen das Wasser aus dem Reaktor direkt den Dampf für die Turbinen liefert. Und es gibt vereinzelt noch andere Typen.

Zurzeit sind 60 KKW im Bau, alle vom Typ PWR. Die werden einst rund 100 GW liefern. Bis 2050 rechnet die International Energy Agency mit einem Anstieg der KKW-Gesamtleistung auf 590 GW. „Nukleare Optionen“ weiterlesen

Der Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit

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Die Herausgeber Harald Schulze-Eisentraut und Alexander Ulfig haben einen Band vorgelegt, in dem einige der renommiertesten kritischen Wissenschaftler unserer Zeit versammelt sind. Es geht um das Thema Wissenschaftsfreiheit, die zunehmend gefährdet ist. Wir leben in einer Zeit, da die Universitäten sich zunehmend mit unwissenschaftlichen Zeitgeistthemen beschäftigen, ob es an der TU Dresden um schwangere Väter oder an der Uni Leipzig um eine angebliche globale Durchschnittstemperatur geht, die so hoch wie seit 120 000 Jahren nicht mehr sein soll und dafür die seriöse Forschung vernachlässigen oder gar als störend empfinden. So werden an der Uni Leipzig die Forschungen an den durch die Braunkohleförderung freigelegten Erdschichten, die hunderttausende Jahre zurückreichen und belegen, dass es immer kürzere Warmzeiten gab, die von längeren Kaltzeiten abgelöst wurden, in der Diskussion um die angeblich menschengemachte Klimaerwärmung nicht berücksichtigt, weil vermutlich als störend empfunden.

Dabei brauchen wir in unserer Zeit der multiplen politikgemachten Krisen echte Forschung, um Lösungen zu finden. Ohne Wissenschaftsfreiheit werden wir Freiheit und Wohlstand verlieren.

Meinungsfreiheit und Wissenschaftsfreiheit gehören zu den wichtigsten Errungenschaften der westlichen Zivilisation.

Während ich dies schreibe, ist in den Medien zu lesen, dass die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayrischen Landtag sich Sorgen um die Meinungsfreiheit macht, weil sie bei ihrem jüngsten Auftritt mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir vom Publikum ausgebuht und ausgepfiffen wurde. Dabei ist es seit Jahren akzeptierte Taktik des rot-rot-grünen Klientels, den öffentlichen Auftritt von Personen, die eine vom Zeitgeist abweichende Meinung vertreten, zu verhindern, oder, wenn das nicht möglich ist, durch Buhrufe und Pfiffe zu stören. Die grüne Jungend ist bei solchen Gelegenheiten immer ganz vorn mit dabei.

Das hat grüne Politiker bisher nicht beunruhigt, sie haben das sogar in der Regel gebilligt. Erfunden haben diese Taktik übrigens die Bolschewiki. Als der Zusammentritt der durch die Februarrevolution angestoßenen Verfassungsgebenden Versammlung nicht zu verhindern war, ließ Felix Dzierzynski, der Chef der Tscheka, seine Leute mit Trillerpfeifen und Trommeln den Verlauf der Sitzung stören, bis die erstmals durch eine freie Wahl gewählten Parlamentarier entnervt aufgaben. Lenin hatte erst gezögert, so ein Mittel einzusetzen. Seither gehört es zum alltäglichen Instrumentarium der Linken, bis heute. Die bayrische Grüne hätte also viel eher Grund gehabt, sich Sorgen um die politische Kultur unseres Landes zu machen. „Der Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“ weiterlesen

Klima im Wandel

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Von Gastautor Frank Junge

Das Wort „Klima“ ist heute zum Reizwort geworden und öffentliche Diskussionen über den gegenwärtigen und zukünftigen Verlauf enden nicht selten in einem verhärteten, hysterischen Diskurs. In den medialen Auseinandersetzungen ist der Mensch zum Hauptakteur klimatischer Veränderungen im Erdsystem aufgestiegen. Und dabei scheint bei den verschiedenen tatsächlich wirksamen Einflussnahme-Faktoren menschlicher Tätigkeit auf das Erdsystem der des Klimas besonders bedrohlich und mit Szenarien verbunden zu sein, die sogar bis zum Untergang der Menschheitsfamilie führen können. Maßnahmen zur Verhinderung der dynamisch ablaufenden Klimaänderungen werden gefordert, um die Natur an die Anforderungen des modernen Menschen zu zwingen. Eine Betrachtungsweise, die angesichts der Erkenntnisse zum natürlichen Klimawandel zumindest zu hinterfragen ist.

Worin liegt der Haupt-Schlüssel, der die einzigartige Entwicklung vom Frühmenschen bis zum heutigen modernen Homo sapiens sapiens überhaupt möglich machte? Und dies obwohl das Klima sich an einem Ort im Verlaufe dieser Entwicklung mehrfach von arktisch-polaren hin zu warm-gemäßigten Bedingungen und zurück änderte. Es war allein die Fähigkeit der Anpassung des Menschen an die Natur mit ihren steten Wandlungsprozessen, die dem Menschen sein Überleben sicherte. Heute sind im öffentlichen Diskurs leider die notwendigen Fragestellungen und Antworten von Anpassungsstrategien unserer Zivilisation an Änderungen von Landschaft und Klima in den Hintergrund geraten. Und noch weit weniger ist im öffentlichen Debattenraum von den weitaus größeren Folgen zu hören, die der von Wachstum und Gier getragene Verbrauch der begrenzten natürlichen Erd-Ressourcen hervorruft. Denn die Zukunft unserer stetig wachsenden Menschheitsfamilie hängt in erster Linie vom Erhalt ihrer Lebensgrundlagen ab, die von den natürlichen Kreisläufen und Ressourcen an Wasser, Boden, Energierohstoffen bis hin zu jenen von Festgestein, Sand und Kies bestimmt sind. Die von Herbert Gruhl in den 1970er Jahren getroffene Analyse „Nicht nur der Mensch bestimmt den Fortgang der Geschichte, sondern die Grenzen dieses Planeten Erde legen alle Bedingungen fest für das, was hier noch möglich ist“, ist heute aktueller denn je. Sie impliziert zusammen mit Maßnahmen der Anpassung an die in allen Zeitdimensionen stattfindenden Wandlungsprozesse unserer Erde (einschließlich des Klimas) die eigentlichen, dringend notwendigen, von Wissen und Demut gegenüber der Natur getragenen Handlungsoptionen unserer Zivilisation. Allein von Emotionen getriebene Handlungen helfen da nicht weiter.

Das quartäre Eiszeitalter mit seinen natürlichen Wechseln von Landschaft und Klima kündigte sich schon vor rund 35 Millionen Jahren, im Oligozän, mit dem Beginn der phasenhaften Vereisung der Antarktis an. Die im frühen Tertiär (Paläozän, Eozän) vorherrschende immergrüne, paläotropische Vegetation wurde zurückgedrängt und laubwerfende Pflanzen gewannen zunehmend die Oberhand. Die Temperaturen von 20° C im Jahresmittel bei Niederschlagsmengen um geschätzte 2000 mm pro Jahr sanken schrittweise erstmalig auf ein Niveau von 10 bis 12°C der Jahresdurchschnittswerte. Der erste Schritt von subtropischen zu warmgemäßigten Klimaverhältnissen zum endgültig seit dem Pliozän beginnenden Eiszeitklima wurde in diesem Zeitabschnitt vollzogen. Temperatur und Niederschlag verringerten sich wellenförmig von einem höheren zu einem niedrigeren Niveau. „Klima im Wandel“ weiterlesen