Meloni: Der Rassismus des Fortschritts

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Ich habe einen Teil meines Lebens in den Jahren verbracht, da Martin Luthers Traum wahr zu werden schien, dass Menschen nicht mehr nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter und ihrem Handeln. Schon als Kind in der DDR sang ich: „Froh und glücklich will doch spielen auf der Erde jedes Kind, ob nun seine Eltern Schwarze, Gelbe oder Weiße sind.“ Noch in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte man glauben, dass Rassismus endgültig der Vergangenheit angehört. Das begann sich mit dem neuen Jahrtausend zu ändern. Um einen Satz des italienischen Kommunisten Ignazio Silone abzuwandeln: „Der Rassismus, wenn er wiederkommt, wird sagen: Ich bin der Antirassismus.“ Dieser „Antirassismus“ feiert in der woken Gegenwart fröhliche Urständ. Er hat mittlerweile auch die Kirchenfunktionäre erfasst. Auf dem letzten Kirchentag der Evangelischen Kirche wurde die Rassentrennung wieder eingeführt. Es gab Angebote für Kinder, die ausdrücklich Weiße ausschlossen. Das Schlimmste – man war offensichtlich noch stolz auf seine Fortschrittlichkeit. Wie weit der neue Rassismus geht, habe ich erst durch die Lektüre von Giorgia Melonis Buch erfahren.

Frankreichs Premier Emmanuel Macron bekommt bekanntlich nach eigenen Angaben „das Kotzen“, wenn er daran denkt, dass die Italiener arme Afrikaner an ihren Grenzen zurückweisen. Der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt ist die skandalöse Tatsache, dass Frankreich bis heute mit dem CFA-Franc, der aus der Kolonialzeit stammt, viele afrikanische Staaten in Schach hält. Das Geld wird außerhalb Frankreichs geprägt, um den Export von 14 afrikanischen Staaten zu kontrollieren.

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Der Reichtum Afrikas an seltenen Erden, ohne die unsere „neue Ökonomie“ nicht existieren kann, ist der Grund für die Begehrlichkeiten des Westens. Indem man den Export der afrikanischen Staaten kontrolliert, bedeutet das, Herrschaft über diese Erden zu haben.

Meloni: „Nehmen wir zum Beispiel Niger, frühere französische Kolonie im Sahel, wo sich alle Migrantenströme von Zentralafrika nach Libyen kreuzen. Niger ist eines der Länder mit den reichsten Uranvorkommen der Welt, dem Rohstoff, der für den Betrieb von Atomkraftwerken unverzichtbar ist. Seit 1957 bauen französische Staatsunternehmen im Niger Uran ab. Noch heute kann die Regierung in Paris ein Drittel des nationalen Energiebedarfs dank des Urans aus Niger decken, während 80 % der nigrischen Bevölkerung keinen Zugang zu elektrischer Energie haben. Darüber hinaus trinkt man in den Dörfern, wo diese wertvolle Ressource gewonnen wird, radioaktives Wasser und bewirtschaftet Felder, die mit Säure aus dem Bergbau verseucht sind. Niger hat die höchste Analphabetenrate der Welt, nur 5 % der Bevölkerung sind mit dem Internet verbunden, und die Lebenserwartung zählt zu den niedrigsten der Welt.“
Frage: Was hat die Entwicklungshilfe des Westens eigentlich getan, außer den Entwicklungshelfern ein angenehmes Leben zu verschaffen?

Während man im Westen über „Energiewende“ und „Green Economy“ diskutiert, wird verschwiegen, dass ohne Afrika keines von beidem möglich ist.

„Wie viele Menschen haben zum Beispiel jemals von Indium, Gallium, Cerium, Lanthan oder Promethium gehört? Das sind die sogenannten seltenen Metalle und Erden, die unerlässlich sind für die Herstellung von Produkten der neuen Technologien, der wesentlichen Bestandteile der Green Economy … Und das Paradoxe ist, dass diese wertvollen natürlichen Rohstoffe, quasi das neue Erdöl, auch sein Unglück sind … Die Ausplünderung der afrikanischen Ressourcen entzieht den Völkern nicht nur ihren Reichtum, sondern führt auch zu weiterer Wüstenbildung, schürt Stammeskonflikte, in die sich der islamische Fundamentalismus wie eine Schlange hineinschleicht, und verursacht Migrantenströme, die weder Afrika noch Europa guttun.“

Die Frage nach den Entwicklungsgeldern könnte auch so beantwortet werden, dass damit die afrikanischen Politiker gekauft worden sind, die sich der Ausplünderung dieses Kontinents nicht entgegenstellen, sondern sie begünstigen.

Europa muss, wenn es eine Zukunft haben will, seine Haltung zu Afrika vollständig ändern, den Neokolonialismus beenden und eine echte Entwicklungszusammenarbeit entwickeln.

„Ein freies und wohlhabendes Afrika ist entscheidend für ein neues globales Gleichgewicht.“ Meloni wird hoffentlich an ihren Vorhaben auch als Ministerpräsidentin festhalten und die erfolgreiche, pragmatische Lehre eines berühmten Italieners, Enrico Mattei, wieder aufnehmen, indem echte Kooperationsvereinbarungen mit den großen Produzenten abgeschlossen werden – ein Modell, das Mattei wahrscheinlich das Leben gekostet hat, weil es weit entfernt war von dem räuberischen Modell anderer westlicher Staaten.

 



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