7/9 – Artikelserie zum Buch von Malena Ernman, der Mutter von Greta
Von Gastautor P.D.
Das eigentliche Thema von Malena Ernmans Buch ist nicht das Klima, sondern die neuropsychatrischen Diagnosen bei Mädchen. In mehreren Szenen (33, 55, 58, 77) beschreibt Malena detailliert ihre Beobachtung und ihr Anliegen. Insbesondere beschreibt sie ausführlich die Forschung von Svenny Kopp, einer führenden Kinder- und Jugendpsychaterin in Schweden, die postuliert, dass Diagnosen, wie Autismus und ADHS bei Mädchen viel zu selten gestellt werden.
Und dass der Umgang mit diesen Neurosen bei Mädchen und Jungen ganz unterschiedlich gestaltet werden muss. Malena beschreibt dies eindringlich aus dem reichen eigenen Erfahrungsschatz: ‚Mit einer neuropsychatrischen Diagnose umzugehen ist nicht leicht. (…) Vor allem für Mädchen. Wie soll ein Mädchen in Schabolen passen, die für Jungs entwickelt wurden?‘
Auch für die Eltern ist die Situation sehr schwierig: In Szene 58 (‚Mitautismus‘) reißt Malena ganz kurz die Gefahr an, dass die Eltern durch den Umgang mit der Krankheit ‚mitautistisch‘ werden.
Leider offenbart sich in diesen Passagen auch eine fundamentale Schwäche der Weltsicht von Malena. Obwohl sie nach eigenen Angaben ‚Dinge erforschen, ihnen auf den Grund gehen will‘ sucht sie die Schuld und Verantwortung für ihre Familiensituation doch mehr oder weniger offen bei anderen. Burn-out als die ‚Kehrseite der Konkurrenzgesellschaft – und Frauen und hochsensible Menschen sind dabei deutlich überrepräsentiert‘ (Malena beschreibt sowohl sich als auch Beata als hochsensibel – Greta ist natürlich ein noch speziellerer Fall). Das obsessive Verhältnis zu Flugreisen als dem tieferen Übel der modernen Zeit hatte ich ja schon mehrfach hingewiesen.
Aber Malena beschreibt auch noch etwas anderes. Ich stelle es mal ohne weitere Wertung in den Raum – die Diagnose ADHS ihrer Tochter Beata attestiert sie sich für sich selber – ‚Ich habe ADHS schon immer.‘ schreibt sie in Szene 73 ‚Chaos‘ der Auftaktszene des Teil 3. Und Gretas Autismus schreibt sie in einem Nebensatz in Szene 69 (‚Gretas Monolog‘) ihrem Vater zu (‚Nur dass ihm nie eine Diagnose gestellt wurde. Sie sind sich zum Schießen ähnlich.‘).
Aber ich will Malena nicht ins falsche Licht rücken: Der Szene 12 – eine von mehreren Szenen über Gretas katastrophale Essstörungen – gibt Malena den folgenden radikal-selbstkritischen Untertitel: ‚Die Revanche der unsichtbaren Mädchen‘.
Greta – Serie
1/9 Die Mutter oder eine wunderbare Zeit
2/9 Tochter Greta oder eine Schule für Lehrer mit besonderen Wünschen
3/9 Tochter Beata oder die schrecklichste Mutter der Welt
4/9 Einschub I: Eurovision Song Contest 2009 oder Malenas Waterloo
5/9 Einschub II: Klima oder die Feigheit der selbsternannten Feministin
6/9 Einschub III: Asylkrise in Schweden oder Greta riecht am syrischen Essen
7/9 Einschub IV: Neuropsychatrische Diagnosen bei Mädchen
8/9 Svante, Gretas Vater, der eigentliche Schurke im Stück
9/9 Fazit oder die Revanche des unsichtbaren Mannes