Wie onaniert man einen Nazi?

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Unser Grösaz Böhmermann (Größter Satiriker aller Zeiten) hat einen neuen Hit gelandet. Am Ende seiner neuesten Show gab er seinen Zuschauern das Folgende auf den Weg: »Liebe 3sat-Zuschauer*innen, bitte nicht vergessen: Nicht immer die Nazikeule rausholen, sondern vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen.«. Das unsichtbare Studiopublikum johlte, vielleicht waren es ja nur Tonkonserven, die für einen heiteren Abgang sorgten.

Selten so gelacht, aber ein paar total humorlosen Zeitgenossen fiel ein, dass „keulen“ töten bedeutet. Spätestens seit der Rinderwahn-Hysterie war das Wort in aller Munde. Obwohl es im Ursprungsland England nur 10 Fälle der Kreuzfeld-Jacob Krankheit gab und bei keinem einzigen nachgewiesen wurde, dass sie von einer Ansteckung bei einem Rind herrührte, und in Deutschland kein einziger Fall bekannt war, wurden in Deutschland tausende Rinder „gekeult“. Tagelang wurde über das Keulen auf allen Kanälen berichtet. Man wollte damit das für sensible Seelen verstörende Wort töten vermeiden. Die betroffenen Bauern wurden so entschädigt, dass sie sich der Verordnung der damaligen Verbraucherministerin Renate Künast, ohne zu protestieren anschlossen. „Wie onaniert man einen Nazi?“ weiterlesen

Lenin und andere Leichen

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Der einzige öffentlich-rechtliche Sender, den ich noch zur Kenntnis nehme, ist MDR Kultur. Der ist, besonders in der „Lesezeit“, immer für eine Überraschung gut. Vor ein paar Wochen wurde eine Aufnahme von „Lenin und andere Leichen“ von Ilya Sbarsky gesendet. Sparskys Vater Boris hatte mit Hilfe von Felix Dzerzhinsky, Chef der Tscheka, nach Lenins Tod dafür gesorgt, dass die eingefrorene Leiche des Partei- und Staatsführers aufgetaut und nach einer vom Charkower Professor Vorobiov entwickelten Methode einbalsamiert wurde. Sbarsky sen. war sich sicher, dass sich hervorragende Forschungsmöglichkeiten ergeben würden, denn für die Einbalsamierung Lenins und sie kontinuierliche Überarbeitung seiner Leiche war ein eigenes Labor nötig. Außerdem handelte es sich um eine Lebensaufgabe, wenn es gelang. Letzteres war keineswegs sicher, denn man bewegte sich auf absolutem Neuland. Wenn das Experiment gescheitert wäre, würden es die Wissenschaftler schlimmstenfalls mit ihrem Leben bezahlen müssen. Die Hoffnung, als Einbalsamierer vor dem stalinschen Terror geschützt zu sein, erwies sich als trügerisch. Boris Sbarsky wurde im März 1952 im Zuge der Kampagne gegen die „Kosmopoliten“, also Juden, verhaftet. Er wurde nach zwei Jahren entlassen, war aber gesundheitlich so geschwächt, dass er wenige Monate danach starb.

Ilya Sbarsky wurde als Student von seinem Vater in das Projekt aufgenommen. Das Buch, das er im hohen Alter mit Samuel Hutchinson geschrieben hat, ist hochinteressant. In Deutschland ist es praktisch nicht mehr zu bekommen, ich musste auf eine englische Ausgabe zurückgreifen, als ich die Geschichte nachlesen wollte. Sbarskys gehörten zur Nomenklatura, wobei der Senior ein überzeugter Anhänger des Regimes war, dem der Junior kritisch gegenüberstand. Das Buch ist einer der seltenen Berichte aus dem Umfeld des Politbüros. „Lenin und andere Leichen“ weiterlesen

Stoppt die Eskalation!

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Der Schriftsteller Günter Kunert schrieb in einem seiner frühen Texte:

›Über einige Davongekommene‹: »Als der Mensch unter den Trümmern seines bombardierten Hauses hervor gezogen wurde, schüttelte er sich und sagte: nie wieder. Jedenfalls nicht gleich.«

Das „nicht gleich“ scheint jetzt zu sein. Vor 79 Jahren wurde Dresden in einem Feuersturm zerstört, der einer bis heute unbekannten Zahl von Menschen das Leben kostete. Es war der Anfang einer Serie von dutzenden Städten, die kurz vor Kriegsende noch in Schutt und Asche gelegt wurden. Vom 1. Januar bis zum 8. Mai 1945 starben mehr Menschen als während des gesamten vorangegangenen Krieges. Was die Nazis an unermesslichem Leid über die Welt gebracht hatten, schlug mit voller Wucht auf Deutschland zurück.

Die Sowjetunion hat den höchsten Blutzoll gezahlt, die größte Kriegslast getragen und die Nazis bis in den Führerbunker hinein verfolgt. Die deutsche bedingungslose Kapitulation wurde im von der Roten Armee besetzten Berlin unterzeichnet. Wenn es eine richtige Lehre daraus gegeben hat, dann war es der Schwur, dass von Deutschland nie wieder ein Krieg ausgehen darf. Jahrzehntelang wurde die Lehre aus dem verheerenden Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Europa beherzigt. Nun tauchen die Kriegstreiber wieder in den Medien auf.

Ein Abgeordneter der Partei Konrad Adenauers, Roderich Kiesewetter, außenpolitischer Obmann der Unionsfraktion, hat ein offensiveres Vorgehen gegen Russland gefordert: „Der Krieg muss nach Russland getragen werden“, „Russische Militäreinrichtungen und Hauptquartiere müssen zerstört werden. Wir müssen alles tun, dass die Ukraine in die Lage versetzt wird, nicht nur Ölraffinerien in Russland zu zerstören, sondern Ministerien, Kommandoposten, Gefechtsstände“. “Es sei an der Zeit, „dass die russische Bevölkerung begreift, dass sie einen Diktator hat, der die Zukunft Russlands opfert, der die Zukunft der russischen Jugend, auch der ethnischen Minderheiten opfert“. „Stoppt die Eskalation!“ weiterlesen

Was ist rechts, was ist links? Gedanken zum Geburtstag von Bert Brecht

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Zur Zeit wird allerorten „gegen rechts“ demonstriert, wobei der Begriff „rechts“ in wolkiger Unklarheit gehalten wird. Anläßlich von Bert Brechts Geburtstag am 10.2 ist mein Leser Bernd Braun bei Brecht fündig geworden auf der Suche nach einer griffigen Beschreibung, was rechts und was links ist.

Bert Brecht schreibt in seinem „Lied von der Unzulänglichkeit“ in der letzten Strophe:

(1) Der Mensch ist gar nicht gut
(2) drum hau ihn auf den Hut
(3) hast du ihn auf den Hut gehaut
(4) dann wird er vielleicht gut.
(5) Denn für dieses Leben
(6) ist der Mensch nicht gut genug
(7) darum haut ihn eben
(8) ruhig auf den Hut.

Ein Rechter wird dem Satz (1) unumwunden zustimmen. Der Mensch ist gar nicht gut. Das hat Thomas Hobbes auch schon gemerkt. Hobbes schlägt für ein gedeihliches Zusammenleben vor, dass alle Bürger der Gesellschaft individuell auf die Anwendung von Gewalt verzichten und dafür dem Staat das Gewaltmonopol zugestehen. Wegen Satz (1) braucht man zur Absicherung des Systems die Teilung der staatlichen Gewalt. Ich glaube, das beschreibt gut, was rechts ist. „Was ist rechts, was ist links? Gedanken zum Geburtstag von Bert Brecht“ weiterlesen

Fortsetzung Berlinale-Posse: Leitung gräbt sich noch tiefer ein

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Die Regel der Vernunft heißt: Wenn Du Dich in ein Loch eingegraben hast und da wieder raus willst, dann höre auf zu graben.

Bei der hochsubventionierten Festivalleitung der Berlinale gilt dagegen die gute alte Durchhalteregel in Berlin: Wenn Du die Kanonen der anrückenden Armee hörst, glaube einfach noch fester an den Endsieg. Ein vielleicht drastisches historisches Bild aber angesichts der Kopflosigkeit einer sich lächerlich machenden deutschen Kulturelite fällt mir kein passenderes ein.

Ich hatte in diesem Blog schon von der Berlinale Festspielleitung berichtet. Von der offenbar komplett überforderten Leiterin Mariette Rissenbeek, die demokratische gewählte Abgeordnete und damit die Volksvertreter, die in ihrer Verantwortung für die Gesellschaft die ganze Show aus Steuermitteln überhaupt erst ermöglich als „nicht willkommen“ erklärt.

Das Loch war der Festivalleitung offenbar noch nicht tief genug, weshalb sie jetzt nachgebuddelt haben: Nun gibt es eine offizielle Ausladung. „Fortsetzung Berlinale-Posse: Leitung gräbt sich noch tiefer ein“ weiterlesen

Die alltägliche Cancel-Culture

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Initiativen zur „Verteidigung der Demokratie“ sind gerade schwer in Mode. Es gibt sie schon seit Jahren, aber noch nie wurden sie so gehypt wie heute. Hunderte solcher Initiativen haben in den letzten Wochen zu Demonstrationen „gegen rechts“ aufgerufen. Dabei ist nicht nur interessant, wie viele davon mit Steuergeldern gefüttert werden, sondern mit wem Seit an Seit marschiert wird: Mit der faschistoiden Antifa, der linksradikalen Fridays for Future, der linksextremistischen Letzten Generation, den propalästinensischen Antisemiten, um nur ein paar zu nennen. In München wurde die Demo von einer Linksradikalen organisiert, die zur Gewalt gegen Wohnhäuser von AFDlern aufgerufen hat und die Attacken gegen Personen lediglich „schwierig“ findet, nicht klar ablehnt.

Kürzlich habe ich über die Berlinale berichtet, die Andersdenkende nicht ihre Filme sehen lassen will. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Ausgrenzung aller, die nicht der links-grün-woken Einheitsmeinung sind, ist inzwischen demokratiebedrohlicher Alltag in unserem Land.

Ich illustriere das am Beispiel Pforzheim. Hier wird der Kabarettist Uli Masuth am 25. Februar auf Einladung eines Stadtratsmitglieds eine Vorstellung im Congress Centrum haben. Jede Stadtratsfraktion hat das Recht, stadteigene Räume für Veranstaltungen ihrer Wahl zu nutzen.

Im Falle Masuth ließ der Einspruch nicht lange auf sich warten. Sobald Masuths Veranstaltung öffentlich wurde, erhob eine Initiative mit dem schönen Namen #Zusammenhalten in der Gesellschaft Pforzheim gemeinsam mit Pforzheim nazifrei und der Evangelischen Kirche, hier wohl genauer von einigen ihrer unchristlichen, aber woken Funktionäre, die Forderung, die Stadt solle den Mietvertrag mit dem Congress Centrum auflösen. #Zusammenhalten will nach eigener Aussage den Dialog und damit den Zusammenhalt in der Stadt fördern. Welchen Dialog meinen die 1700 Bürger, die dem Verein angehören? Offensichtlich den Austausch von gleichartigen Meinungen, da sie Andersdenkende nicht dulden wollen. Dann ist das aber kein Dialog, sondern ein Monolog. „Die alltägliche Cancel-Culture“ weiterlesen

Wie man eine Desinformation umstrickt

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Auf diesem Blog habe ich eine Analyse über ein mediales Machwerk von praxistipps.focus.de Kategorie Politik, verantwortet von Dagmar Sieberichs, veröffentlicht.

Mittlerweile wurde der Artikel, ganz sicherlich in Reaktion auf den VL-Blog, abgeändert – es wird aber nach meinem Eindruck nirgendwo deutlich erwähnt. Der Artikel trägt weiterhin das ursprüngliche Veröffentlichungsdatum. Ohne einen Hinweis aus meiner Leserschaft (Danke dafür!) hätte ich die Veränderung sicher nicht so schnell bemerkt. Bei mir hat sich auch niemand von praxistipps.foucs gemeldet.

Gerne liefere ich Ihnen die neue gestrickte Version von Dagmar Sieberichs – ich nehme mir die Freiheit, die geänderte Sätze fett hervorzuheben.

DS: „Wie man eine Desinformation umstrickt“ weiterlesen

Berlinale erklärt demokratisch gewählte Abgeordnete für unerwünscht: Treten Sie umgehend zurück, Mariette Rissenbeek!

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Die Berlinale ist ein wichtigstes internationales Filmfestival, eines der ganz großen Ereignisse in der deutschen Hauptstadt. Wie alle Hochkultur in Deutschland wird die Berlinale massiv subventioniert aus dem Haushalt der deutschen Steuerzahler, verwaltet über die frei gewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestages und des Berliner Abgeordnetenhauses. Es ist deshalb eine Selbstverständlichkeit, dass Abgeordnete, die für das deutsche Volk die umfangreichen Mittel für die Berlinale bereitstellen und im Sinne der von ihnen vertretenen Wählergruppen über die richtige Verteilung und Gewichtung verhandeln von der jeweiligen Festivalleitung über Kontingente zur prestigeträchtigen Eröffnung eingeladen werden.

Mitglieder der zuständigen Ausschüsse konnten sich in der Vergangenheit Karten für sie interessierende Filme über das Verbindungsbüro holen – Anwesenheit von Mitgliedern des Bundestages und des Abgeordnetenhauses bei den Filmen wurde als Wertschätzung und Ansporn gesehen. In der langen und prestigeträchtigen Tradition hat es meines Wissens nie eine Gesinnungsprüfung für gewählte Abgeordnete gegeben. Das hat sich jetzt geändert. Die Leitung der Berlinale erklärt auf ihrer Website Andersdenkende und demokratisch gewählte Abgeordnete  für unerwünscht. „People – including elected representatives – who act contrary to democratic values are not welcome“.

Um klar zu machen, wie sich die Berlinale dabei selbst ad absurdum führt, zitiere  ich die folgende Selbstdarstellung von der Webseite der Berlinale:

Die Berlinale „ist eines der größten Publikumsfilmfestivals der Welt, das jedes Jahr Zehntausende Besucher*innen aus aller Welt anlockt. Für die Filmbranche und die Presse sind die elf Tage im Februar zugleich eines der wichtigsten Ereignisse im Jahreskalender und ein unverzichtbarer Handelsplatz.

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin blicken auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Das Festival wurde 1951, zu Beginn des Kalten Krieges, als „Schaufenster der freien Welt“ für das Berliner Publikum ins Leben gerufen. Geprägt durch die bewegte Nachkriegszeit und die einzigartige Situation in der geteilten Stadt, hat sich die Berlinale zu einem Ort der interkulturellen Begegnung und zu einer Plattform kritischer filmischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen entwickelt. Bis heute gilt sie als das politischste aller großen Filmfestivals.“ „Berlinale erklärt demokratisch gewählte Abgeordnete für unerwünscht: Treten Sie umgehend zurück, Mariette Rissenbeek!“ weiterlesen

Die Propaganda Matrix

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Michael Meyens Buch „Die Propaganda Matrix“ mit dem Untertitel – Der Kampf für freie Medien entscheidet über unsere Zukunft“

Ist nicht mehr ganz neu, wird aber mit jedem Tag aktueller.

Der Autor Michael Meyen hat eine bemerkenswerte Universitätskarriere hingelegt. Vom berüchtigten „Roten Kloster“ in Leipzig, der Ausbildungsstätte für Journalisten (Propagandisten der Arbeiterklasse) in der DDR, zum Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Allerdings wurde er vom „Spiegel“ zum „Professor Kokolores“ gekürt, als er anfing, sich kritisch mit der Entwicklung der Leitmedien zu befassen.

Die Öffentlich-Rechtlichen Medien und die staatsgestützte Qualitätspresse leiden zwar seit Jahren unter Zuschauer- und Leserschwund, besitzen aber immer noch die Definitionsmacht. Das haben wir jüngst wieder zu spüren bekommen, als der von Correctiv lancierte Bericht über ein angebliches Geheimtreffen in Potsdam, in dem Privatleute, deren kleinerer Teil drittrangige Positionen in CDU und AfD bekleideten, die „Deportation“ von Millionen Menschen geplant haben sollen, eine Propaganda-Welle erzeugte, die noch die Covid-19- Propaganda übertraf.

Manche Politiker und Leitmedien nahmen sogar von Correctiv hergestellte Verbindung zur berüchtigten Wannsee-Konferenz auf, obwohl das eine schamlose Instrumentalisierung der Holocaust-Opfer bedeutet. Auch Politiker wie Serap Güler behaupten, dass von „Deportationen“ gesprochen worden sei und stützen damit das denunziatorische Narrativ von Correctiv. Das Medien-Feuer wurde wochenlang geschürt, obwohl im Innenausschuss des Deutschen Bundestages der Verfassungsschutz schon in der Woche nach Erscheinen der Correctiv-Denunziation klargestellt hat, dass nichts Verfassungswidriges in der Runde gesagt worden war.

Nach dem Bericht hatten Kundgebungen staatgefunden, zu denen von Kanzler Scholz und anderen Staatlichen Institutionen aufgerufen wurde und für die es Empfehlungen von Verwaltungen, Arbeitgebern und Lehrern gab, sich zu beteiligen. Ein großer Teil der Teilnehmer kam, weil er der Angst-Propaganda glaubte, dass die Nazis kurz vor der Machtübernahme stünden. Es gab tatsächlich selbstgemalte und produzierte Plakate, auf denen stand, dass die Träger im Unterschied zu ihren Großeltern die Machtübernahme verhindern würden. Sie wähnten sich als Widerstandskämpfer und merkten nicht, dass sie eher denn ähnelten, die 1933 der Nazi-Propaganda auf den Leim gingen. „Die Propaganda Matrix“ weiterlesen

Die Lehren aus Stalingrad

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Der zweite Februar ist der Jahrestag der Kapitulation der im Kessel von Stalingrad gefangenen 6. Armee. Einen Tag vorher war der Armeeführer General Paulus noch zum Generalfeldmarschall befördert worden, weil Hitler erwartete, er würde dann Selbstmord verüben, statt zu kapitulieren. Seinen Soldaten hatte der Gröfaz den Heldentod verordnet. Die wahre Geschichte ist immer noch unter zahlreichen Legenden begraben. Wie es in der Roten Armee zuging, wo die Soldaten teils waffenlos gegen die deutschen Stellungen getrieben wurden, zeigt der Film „Enemy at the Gates“.  Wie es den deutschen Soldaten erging, habe ich aus dem Buch „Durchbruch bei Stalingrad“ () von Heinz Gerlach erfahren, an das ich heute noch einmal erinnern will.

Stalingrad ist überall

Beim Stöbern nach Geschenken im Buchladen fiel mir die Taschenbuchausgabe dieses Buches in die Hände. Von der ersten Zeile an konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die Geschichte allein ist schon abenteuerlicher als jeder Krimi. Gerlach schrieb das Manuskript innerhalb von knapp zwei Jahren in verschiedenen Lagern, in denen er während seiner Kriegsgefangenschaft war. Es gelang ihm, bis 1949 sein auf über 600 Seiten angewachsenes Werk zu bewahren, dann wurde es konfisziert.

Als Gerlach mit den letzten Kriegsgefangenen nach Deutschland zurückkam, sah er es als seine Aufgabe an, seinen Roman noch einmal zu schreiben. Dafür nahm er anfangs die Hilfe eines Arztes in Anspruch, der ihm ermöglichen sollte, unter Hypnose seine Erinnerungslücken wieder zu füllen. Später kontaktierte er immer wieder andere Stalingrad-Überlebende, um sein Werk möglichst detailgetreu zu beenden.
„Die verratene Armee“ erschien in den 50er Jahren in einem Münchener Verlag und war ein Bestseller.

Es dauerte bis 2012, ehe ein Literaturwissenschaftler im Moskauer Archiv der Roten Armee das Originalmanuskript fand und nach mühsamer Bearbeitung publizierte. Auch „Durchbruch bei Stalingrad“ verkauft sich gut. Man kann sich nur wünschen, dass es von möglichst vielen Menschen gelesen wird, denn die Botschaft von Stalingrad ist dabei, vergessen zu werden. „Die Lehren aus Stalingrad“ weiterlesen