Denunziant Oswalt, seine willigen Helfer und ihre absurden Forderungen

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Der deutsche Denunziant Prof. Philipp Oswalt dreht nicht etwa bei, sondern durch. Auf dem Blog der linken taz versucht er einen sogenannten Weiterdreh seiner Denunziationskampagne gegen das fertiggestellte Berliner Stadtschloss, seine Spender und den Förderverein. Ziel ist diesmal die Stiftung Humboldt Forum, der Oswalt „Versagen“ vorwirft, da sie angeblich nicht adäquat auf die Denunziationen des Professors eingegangen ist.

Oswalt hat auch keine Hemmungen, eine der größtmöglichen Denunziationskeulen im aktuellen neudeutschen Diskurs auszupacken: Auf den von ihm  herbeigeschriebenen vermeintlichen Einfluss „rechtsradikaler Akteure auf das Projekt Stadtschloss“ reagiert die Stiftung Humboldt Forum, indem sie „die Probleme“ (Achtung!) „leugnet, beschweigt und beschönigt“!

Als wäre dies nicht schon Vorwurf genug, würzt Oswalt den weiteren Text mit zusätzlichen Reizworten: „ein wirklicher Wunsch nach Aufklärung und Abhilfe ist nicht zu erkennen“, „fehlerhafte Aussagen“, „Verschleppung von Auskünften“, „Gesichtswahrung mittels Vertuschung“.

Auf seinem Anti-Kreuz-Kreuzzug gegen das Berliner Stadtschloss versteigt sich Oswalt zu völlig abstrusen politischen Einschätzungen: zusätzliche Bauelemente, welche die „Symbolbedeutung des Projekts immer mehr nationalistisch-reaktionär radikalisierte“. Oswalt schreibt etwas von „christlich-monarchischer Botschaft aus der Zeit der Reaktion und des Kaiserreichs“, die „antidemokratisch“ sei und in ihrer Symbolik „einer offenen, diversen Gesellschaft abträglich“. Das nachträgliche Montieren einer dezidiert christlichen Botschaft (wir reden hier von der Wiederherstellung der Kuppelinschrift) sei „auch als ablehnender Kommentar zu einer multi-ethnischen und multi-religiösen Gesellschaft zu lesen“.

Oswalts Tirade gipfelt in dem Satz: „Es fördert die gesellschaftliche Spaltung“.

Hier ein kleiner Einschub: Anscheinend hat der (zerstreute?) Professor komplett vergessen, dass er sich 2012 in einem Interview für den DLF als jemand präsentiert hat, den man nur als Kuppelbefürworter lesen kann? Oswalt führt aus: Der ursprüngliche Entwurf von Architekt Stella beschränke sich ja auf die barocke Fassade. Das Schloss hätte aber eine lange Baugeschichte, im 19. Jahrhundert sei noch die Kuppel hinzugekommen.

“Das war dem ursprünglichen Baukörper ablesbar und ist in diesem  reduzierten Rationalismus des Stella´schen Entwurfs nicht mehr sichtbar”.

So ändern sich die Zeiten: 2012 moniert Oswalt das Fehlen der Kuppel im ursprünglichen Entwurf, deren Vollendung mit Kreuz, Inschrift und Propheten er jetzt so vehement bekämpft.

Nebenbei gab Oswalt 2012 auch der Politik eins mit, indem er den Bundestag eine Ausschreibung mit “Problem” bescheinigt. Heute argumentiert er aber mit der von ihm 2012 selbst problematisierten Ausschreibung, um gegen die alttestamentarischen Propheten zu wettern. Es ist Oswalt in seinem Furor teutonicus vermutlich egal, wenn er sich selbst widerspricht.

Lieber Herr Prof. Oswalt:

Vielleicht hat Ihnen das noch nie jemand gesagt, aber es gibt für mich genau eine Sache, die gesellschaftliche Spaltung wirklich fördert: Denunziations-Pamphlete, die wie die Stücke, die Sie in dieser Sache produzieren.

Oswalt wäre nicht Oswalt, steigerte er  seine Agitation gegen das rekonstruierte Stadtschloss nicht noch: Durch die von ihm monierten Ergänzungen (Kuppel, Kreuz, Kuppelinschrift) „wird das Stadtschloss zu einem weltlichen Symbol christlicher Dominanzkultur“ und „radiert buchstäblich die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts aus“. Dies bedeutet einen „steingewordenen Schlussstrich“.

Nach diesem Parforceritt durch eine linke Wahnwelt versucht Professor Oswalt noch mal sein Ad-hominem-Denunziationssüppchen aufzukochen.

Er startet natürlich wieder bei Erhardt Bödecker, dem Großspender, der genau wie seine Frau schon seit Jahren tot ist und sich nicht gegen die Dauervorwürfe von Oswalt wehren kann.

Ich will mich nicht noch mal mit den völlig verqueren Denunziations-„Argumenten“ auseinandersetzen, ich verweise dazu auf meinen ersten Artikel in der Sache, will aber trotzdem einen Punkt machen, der die Denunziationsmethode von Oswalt ziemlich gut darstellt: Oswalt argumentiert gegenüber der Stiftung über Kenntnisse bzw. Nichtkenntnisse eines vermeintlichen Engagements (von Bödecker) “in rechtsextremen Kreisen“. Oswalt hält hier der Stiftung vor, dass es ein Engagement von Bödecker beim Institut für Staatspolitik gegeben hätte, welches nach Einschätzung des Landesverfassungsschutz Sachsen-Anhalt „als gesichert rechtextrem“ eingestuft wird.

Was man sich aus den Fußnoten mühsam zusammenklauben muss, sind die Zeitpunkte: Bödecker ist schon 2016 gestorben. Was immer er mit diesem  Institut zu tun hatte: Das alles war lange vor der von Oswalt zitierten Einschätzung des Landesverfassungsschutz von Sachsen-Anhalt, die aus dem Jahre 2021 stammt. Schlanke sechs Jahre nach dem Tod des Privatbankers, Preußenfans und Stadtschlossgroßspenders Bödecker, der im Dezember 2016 im Alter von 91 Jahren gestorben ist.

Oswalt sinniert dann noch absatzweise weiter über Bödecker und den Umgang der Stiftung und des Fördervereins mit der von Oswalt angezettelten Diskussion über Bödecker – ich habe Ihnen unten wieder die Originalquelle verlinkt – ich rate aber ausdrücklich davon ab, diese komplett durchzulesen.

Ihre Lebenszeit ist zu wertvoll, um sie auf die Texte deutscher Denunzianten zu verwenden.

Neben Bödecker hat Oswalt immerhin noch einen weiteren Bösewicht in petto, Dieter Lieberwirth: Früher mal bei „Die Republikaner“ und vor einigen Jahren laut meiner Presserecherche Pressesprecher für die AfD im Stuttgarter Stadtrat – Oswalt ist es nicht peinlich, ein Engagement von Dieter Lieberwirth von 1993 30 Jahre (!!) später noch mal in seine Denunziationsanklage aufzunehmen.

Der dritte Denunzierte ist dagegen ein ganz anderes Kaliber: Oswalt greift in seiner Suada auch noch mal den Fördervereinsvorsitzenden Professor Richard Schröder an und damit einen Mann, dessen Verdienste um die deutsche Einheit, die deutsche Demokratie und natürlich Berlin nicht hoch genug einzuschätzen sind.

Was Denunziant Oswalt nicht hindert, Richard Schröder in seinen Text und seine „Argumentation“ einzubauen – es ist eine Schande.

Beachtenswert finde ich aber, dass Oswalt gemäß seiner eigenen Darstellung versucht hat, den mit Abstand malignesten Vorwurf, nämlich den des „Antisemitismus“, sich von berufener Stelle veredeln zu lassen. Bei Josef Schuster und dem Zentralrat der Juden ist ihm dies laut Referenz 4 („Email vom Zentralrat der Juden an Philipp Oswalt vom 30. September 2021“) wohl auch gelungen – wenn ich den Abschnitt richtig lese, hat Oswalt Josef Schuster eine 16-seitige Dokumentation über Auftritte des längst verstorbenen Erhardt Bödecker vorgelegt, die dieser „als eindeutig antisemitisch bewertet hatte“ – bitte lesen Sie gerne in meinem vorherigen Artikel, was in dem Gutachten über Erhardt Bödecker zu dem Thema von Seiten der beauftragten Wissenschaftler geschrieben wurde.

Der Besuch beim Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung Dr. Felix Klein war für Prof. Oswalt dagegen nicht so fruchtbar und das, obwohl Oswalt dem Bundesbeauftragten sogar übermittelt hatte, dass er (also Prof. Oswalt): „aufgrund seiner Aufklärungsarbeit in rechtsradikalen und rechtsextremistischen Foren persönlich scharf angegangen wird, und selbst aus einer in der NS-Zeit politisch, wie rassistisch verfolgten Familie stammt“.

Ich lasse gerade den letzten Part mal unkommentiert stehen…

Für mich natürlich eine gewisse Ehre:

Nach Richard Schröder wird nur noch Vera Lengsfeld ins Feld geführt – hier gibt es vom Denunzianten Oswalt nichts Neues, außer, dass er ernsthaft die Stiftung Humboldt Forum nach „einer Bewertung der politischen Haltung von Vera Lengsfeld“ befragt.

Tja, warum kümmert sich die gemeinnützige Stiftung, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat nicht um die „politische Haltung von Vera Lengsfeld“?

Immerhin enthält der Stiftungszweck neben der Förderung von Kunst und Kultur, der Bildung, von Wissenschaft und Forschung sowie des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege auch die Förderung „von internationaler Gesinnung und Toleranz auf allen Gebieten der Kultur, des Völkerverständigungsgedankens“?

Das liest sich doch wie die Arbeitsbeschreibung des Wahrheitsministeriums, oder etwa nicht?

Und wie ein Blankocheck für Gesinnungsschnüffelei und Haltungsprüfung? – Sie entschuldigen bitte meine Ironie und den Sarkasmus!

Nach Schröder und Lengsfeld arbeitet sich Oswalt noch absatzweise an der Frage ab, ob die Spender nun Einfluss auf das von ihm bekämpfte Rekonstruieren der Fassade hatten oder nicht – auch hier ein im Grunde an Lächerlichkeit kaum noch zu überbietender „Vorwurf“: Der Sinn der Spenden war doch gerade die Unterstützung der Rekonstruktion der Stadtschlossfassade! Insofern hat der Förderverein schlicht sein Job gemacht. Wobei interessant ist, dass Lengsfeld in der Oswaltschen Philippika einmal dafür herhalten muss, dass sie mit ihrer Spende für den Propheten Daniel die angebliche “nationalprotestantische” Aussage der Schlosskuppel überhöhen wollte, an anderer Stelle aber als “Beweis” dafür herhalten muss, dass nicht die Spender, sondern der Förderverein für die angeblichen Aussagen der Schlosselemente verantwortlich ist. Ja, was nun, Herr Professor?

Aber egal, es kommt noch absurder:

Prof. Oswalt, der man möchte sagen von vielen, als linksdogmatischer Fanatiker eingeschätzt wird, hat zusammen mit Prof. Zimmerer, der von vielen als dauerempörter Maniac eingeschätzt wird,  ergänzt um den Publizist Max Czollek (“Desintegriert Euch”) und die Historikerin Agnieszka Pufelska „Forderungen“ aufgestellt.

Bevor jemand Schnappatmung bekommt, ich habe mit dem vorigen Satz die Herangehensweise von Oswalt und Zimmerer persifliert.

Die “Forderungen” haben tatsächlich eine gewünschte zweite Welle von Veröffentlichungen ausgelöst (z.B. in taz und Tagesspiegel).

Die “Forderungen” sind so unverschämt, dass ich sie hier wirklich mal wiederholen will:

An erster Stelle wird eine Überprüfungskommission gefordert, die die von Oswalt erhobenen Denunziationsvorwürfe prüfen soll. Es soll eine Überprüfung von angeblich noch unbekannten Spendern erfolgen, Spendenbeiträge von Personen mit verwerflichen Haltungen (und solche mit unklarer Provenienz!) sollen an gemeinnützige antirassistische Initiativen gespendet werden, die durch solche Spenden vollständig (oder teilweise) finanzierten Bauteile sollen geschwärzt oder anderweitig temporär am Bau kenntlich gemacht werden. Es soll ein künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben werden mit dem Ziel „bislang (am Stadtschloss) verdrängte Perspektiven auf die deutsche Geschichte hier sichtbar zu machen“. Eine Organisationsberatung soll den institutionellen Umgang mit dem Projekt untersuchen und neue organisatorische Vorgaben entwickeln und last, but not least soll die Stiftung Humboldt Forum sich vom Förderverein trennen.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich nicht leider wüsste, dass den Denunzianten bierernst ist, könnte man über die im Grunde satirisch anmutenden Kommissions-Gesinnungsprüfungs-Anschwärz-Phantasien, trotz ihrer aus meiner Sicht klar faschistoiden Grundmelodie, lachen.

Aber was deutsche Denunzianten wie Professor Oswalt hier treiben, ist schon lange nicht mehr lustig. Wenn Deutschland nicht zum Epizentrum des europäischen Denunziantentums werden will, ist es höchste Zeit, diese Art Denunziationen zu stoppen.

Der Oswalt-Blog-Eintrag in voller Länge:

https://blogs.taz.de/freiraum/das-versagen-der-stiftung-humboldtforum/

Mein erster zentraler Text in der Sache:

Anatomie einer Denunziation deutscher Denunzianten – Vera Lengsfeld (vera-lengsfeld.de)

 



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