Von Gastautor Alexander Glück
Über Thilo Sarrazins neues Buch darf in einer pluralistischen Gesellschaft mit entwickelter Demokratie jeder seine eigene Meinung haben. Man kann, selbst wenn man mit den Aussagen nicht übereinstimmt, den Fleiß und die Mühe respektieren und man kann anerkennen, daß dieser Mann diese Arbeit auf sich nimmt, obwohl er es nicht müßte und obwohl er weiß, daß er dafür von vielen Medien und Politikern geschmäht wird. Man kann auch meinen, das alles sei unnötig oder sogar schädlich, weil es das von Yasha Mounk ganz offen so bezeichnete Experiment eines Bevölkerungsumbaus in Frage stellt, behindert und vielleicht auch ins Stocken bringt, kurz: man kann sich darüber denken, was man will. Man kann sich auch entscheiden, es zu lesen oder auch nicht.
SPD-Parteivize Ralf Stegner jedoch machte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung folgende überaus bemerkenswerte Feststellung: „Thilo Sarrazin ist charakterlich gescheitert und kaum zu ertragen.“ Bemerkenswert ist diese Feststellung nicht aufgrund ihrer untergriffigen Polemik und Unsportlichkeit, nicht aufgrund Stegners Mangels an staatsmännischer Fairneß und Souveränität, nicht wegen seines Hangs zu Kraftausdrücken und auch nicht aufgrund der Arroganz des Machtmenschen, die sie offenbart. Das alles ist in der deutschen politischen Kultur unserer Zeit nicht der Rede wert. „Sprache als Echo des Nationalsozialismus: Ralf Stegner“ weiterlesen