30 Jahre Friedliche Revolution

Veröffentlicht am

Zweiter Juli 1989

Weltfestspiele der Jugend in Pjöngjang. Natürlich ist es nur die kommunistische Welt, die diese Feier ausrichtet.
Diesmal ausgerechnet im finstersten Teil des kommunistischen Blocks. Die Veranstaltung ist stark abgeschirmt.

Die nordkoreanischen Jugendlichen, die nicht Delegierte sind, dürfen keinen Kontakt zu den ausländischen Gästen aufnehmen. Dabei sind auch Delegationen von kommunistischen Jugendverbänden der westlichen Welt.

Die italienischen Jungkommunisten haben sich eine böse Überraschung für die Veranstalter ausgedacht: Sie marschieren bei der Eröffnungsfeier mit T-Shirts ein, auf denen zur Solidarität mit der chinesischen Demokratiebewegung aufgefordert wird. „30 Jahre Friedliche Revolution“ weiterlesen

Die Polizei – sucht Freunde und Helfer

Veröffentlicht am

von Gastautor Steffen Meltzer

In Berlin wird ab sofort hart und konsequent beim Verdacht einer Straftat durchgegriffen. Endlich! Strafanzeige und Strafbefehl erfolgen zeitnah. (In Berlin ist ein Jahr Bearbeitungsdauer „zeitnah“.) Ganz besonders eifrig ist man, wenn es darum geht, einen Polizeibeamten abzustrafen. 10 km nicht genehmigter, aber gefahrener Umweg mit dem Dienst-PKW, lassen alle Alarmglocken läuten. Einsatzalarm, Gefahrenstufe rot! Ab sofort wird scharf geschossen, um die 12 Euro Schaden wieder einzutreiben. Die Strafe im Namen des Volkes lautet: Mit 1500 Euro, zu zahlen per Strafbefehl von 30 Tagessätzen in die Staatskasse, sind Sie dabei. Ansonsten: Gerichtsverhandlung fällig. In dieser Stadt herrschen Zucht und Ordnung, wer hätte das (noch) geahnt.
Es gibt hoffentlich Gendertoiletten am Gericht?
„Die Polizei – sucht Freunde und Helfer“ weiterlesen

Mediale Schützenhilfe für Gysi, den Möchtegern-Retter der DDR

Veröffentlicht am

Nachdem die Leipziger Philharmoniker von ihrem skandalösen Vorhaben, ausgerechnet den letzten SED-Parteichef und erfolgreichen SED-Vermögenssicherer Gregor Gysi, im ersten Leben Mitarbeiter der Staatssicherheit, wie der Immunitätssauschuss des Deutschen Bundestages 1998 in seinem Abschlussbericht über die Untersuchung des Abgeordneten Gysi auf Stasimitarbeit festgestellt hat, als Festredner zur Ehrung der Demonstranten des 9. Oktober 1989 zu installieren, Abstand nehmen mussten, ist eine Debatte in den Medien losgebrochen.

Dabei wird jede Menge Schützenhilfe für Gysi geleistet. Der unvermeidliche Friedrich Schorlemmer, behauptet pressewirksam, es handele sich um Zensur. Schorlemmer, dessen Verdienste in der Oppositionsbewegung der DDR unbestritten sind, profilierte sich damit wieder einmal als SED-Gesundbeter. „Mediale Schützenhilfe für Gysi, den Möchtegern-Retter der DDR“ weiterlesen

Der Mythos vom Rechtsradikalismus als primäre Bedrohung von Juden

Veröffentlicht am

von Gastautor Josef Hueber

DER JUD’ HAT SEINE SCHULDIGKEIT GETAN – DER JUD’ KANN GEHN
Zum Exodus jüdischer Bürger aus Europa

Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels haben Juden nahezu zwei Jahrtausende lang Europa kulturell geprägt. Städte wie Wien, Berlin, Warschau, Prag u.a. legen dafür Zeugnis ab. Ende dieses Jahrhunderts werden sie lediglich einen “jüdischen Friedhof” hinterlassen. So prognostiziert Joel Kotkin die Folgen der jüdischen Auswanderung aus Europa als Konsequenz des anwachsenden Antisemitismus in dem Artikel „Judenrein Europe“.

Der zentrale Gedankengang sei hier thesenhaft skizziert. „Der Mythos vom Rechtsradikalismus als primäre Bedrohung von Juden“ weiterlesen

Mozarts Türkenoper bei den Thüringer Schlossfestspielen

Veröffentlicht am

Es soll Thüringer und Sachsen-Anhaltiner oder Niedersachsen geben, die bis nach Bregenz am Bodensee pilgern, um eine schöne Opernaufführung unter freiem Himmel zu erleben und noch nie bei den Thüringer Schlossfestspielen in Sondershausen waren. Zugegeben, mit der Bodenseekulisse kann der Lustgarten des Barockschlosses nicht mithalten, aber was die Qualität der Aufführungen betrifft, sehr wohl. Das hat das Ensemble des TNLOS, Theater Nordhausen und Lohorchester Sondershausen mit seiner neuesten Produktion Die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart erneut bewiesen.

„Mozarts Türkenoper bei den Thüringer Schlossfestspielen“ weiterlesen

Wie wir die Demokratie überwunden haben, wo der »Einzeltäter« hin ist, und welche Peinlichkeiten die SPD noch parat hat

Veröffentlicht am

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel

Und wozu haben wir uns jahrhundertelang abgemüht? Seit griechischer Polis, römischer Republik und germanischem Thing quälen sich Europäer damit ab, eine demokratische Ordnung zu erschaffen. Unter langen, auch schrecklichen Rückschlägen. Aber, so dachten wir, am Ende haben wir es doch irgendwie geschafft, raus aus der Höhle von politischem Gottesgnadentum und vermeintlicher Vorbestimmung von allem und jedem hin zur freien Entscheidung nach Herz UND Verstand durch die Bürger selbst oder ihre gewählten Vertreter.

„Wie wir die Demokratie überwunden haben, wo der »Einzeltäter« hin ist, und welche Peinlichkeiten die SPD noch parat hat“ weiterlesen

Lehrer: Augeeen – rechts!

Veröffentlicht am

Oder: Rechtsberatung als Transportmittel politisch korrekter Wirklichkeitserfassung

von Gastautor Josef Hueber

Schule ist der ideale Truppenübungsplatz zur Vermittlung politisch korrekten Denkens. Ohne die Lehrer geht das freilich nicht. Deswegen muss man ihnen klarmachen, wo falsches Denken lauert: natürlich in den „rechten“ Schulbänken! Aber guter Rat ist nicht teuer, wie ein Artikel in der Zeitschrift des Bayerischen Philologenverbandes zeigt.
„Lehrer: Augeeen – rechts!“ weiterlesen

Wie unsere Demokratie erodiert

Veröffentlicht am

von Gastautor Alexander Glück

Schon lange gibt es die Vermutung, die Deutschen seien nie richtige Demokraten geworden, im Grunde also einer vertikalen Staffelung des Politischen verhaftet geblieben. „Hast du sie nicht an der Gurgel“, sagte einmal Winston Churchill, „dann hast du sie an den Füßen“. Die deutsche Hysterie ist ein ganz spezifisches Problem dieses Volkes, dessen Urkatastrophe, der Dreißigjährige Krieg (wenn man nicht schon die Bauernkriege nimmt), auch nur aufgrund echt deutscher Umstände so bitter wütete und seine extremen Folgen hatte. War schon die Renaissance verzögert über die Alpen gekommen, so fand nun auch die Industrialisierung erst hundert Jahre später statt als etwa in England.

„Wie unsere Demokratie erodiert“ weiterlesen

30 Jahre Friedliche Revolution

Veröffentlicht am

Siebenundzwanzigster Juni 1989

In einem symbolischen Akt schneiden die Außenminister von Österreich und Ungarn mit einer Drahtschere ein Loch in den Grenzzaun zwischen Ungarn und Österreich. Dabei ist die Grenzanlage schon fast verschwunden. Der Abbau hatte bereits am 2. Mai begonnen und war auf einer Pressekonferenz den internationalen Medien bekannt gegeben worden. Aber die Botschaft war im Westen bislang nicht recht angekommen. Auf jeden Fall wurde die Brisanz des Vorgangs unterschätzt.
„30 Jahre Friedliche Revolution“ weiterlesen

Teil III: Bücher, Lesen und Sozialstruktur

Veröffentlicht am

von Gastautor Michael Wolski

Brunnenstraße Nord/Süd und Anzahl der Buchhandlungen

Wurde in Teil I und II über den generellen Zusammenhang von Bildungsverhalten, Lesen, Armut und Buchhandlungen berichtet, so will ich hier wie unter einem Mikroskop das Problem in Berlin an zwei Bezirksregionen erläutern.

Sie kennen bestimmt die Bernauer Straße in Berlin. Dort befinden sich zwischen dem S-Bahnhof Nordbahnhof und dem U-Bahnhof Bernauer Straße die Gedenkstätte Berliner Mauer, Reste der Mauer, ein alter Wachturm im Osten, eine Beobachtungsplattform im Westen und freigelegte Fluchttunnel.

Die Bernauer Straße erlangte 1961 traurige Berühmtheit, da die Häuser im Osten Berlins standen, der Bürgersteig zum Hauseingang aber im Westen war. So seilten sich nach dem Mauerbau viele Ostberliner aus dem Haus ab, bis man die Fenster zumauerte und später die Häuser abriss. „Teil III: Bücher, Lesen und Sozialstruktur“ weiterlesen