Mantegna – Bellini – Eine Jahrhundertausstellung

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Der Sonntag ist verregnet? Macht nichts. Wer in Berlin und Umgebung wohnt, kann sich in der Gemäldegalerie in großer Kunst sonnen!

Darf man so früh im Jahrhundert von einer Jahrhundertausstellung sprechen? Man darf, denn es handelt sich um eine Schau, die so nie wieder zu bewundern sein wird. Die rund hundert Exponate in der Gemäldegalerie sind aus Museen und Privatbesitz aus Europa und Amerika zusammengetragen: Der National Gallery, dem British Museum in London, dem Louvre in Paris, dem Prado in Madrid, der National Gallery in Washington und natürlich aus Italien, wo die beiden Renaissance-Künstler herkommen.

Andrea Mantegna und Giovanni Bellini sind ein Künstlerpaar, wie es selten in der Geschichte zu finden ist. Mantegna entstammte einer Tischlerfamilie in Padua, Bellini wurde, wenn auch als wahrscheinlich uneheliches Kind, in die berühmte Malerfamilie Jacobo Bellini hineingeboren. Währen Mantegna schon früh durch sein außerordentliches Talent auffällt, wird Bellini von seinem Vater gefördert, bis er das Malerhandwerk beherrscht. Am Anfang des Rundgangs hängt ein Frühwerk Mantegnas, das von seinem Genie zeugt. Das Bildnis des Heiligen Markus hat er mit 17 Jahren gemalt. Es verblüfft durch seine Raumillusion.

Von Mantegnas Selbstbewusstsein zeugt, dass er seinen Namen auf einem gemalten Papierzettel am unteren Bildrand platziert. Es ist sicherlich seinem frühen Ruhm zu verdanken, dass Mantegna in die venezianische Künstlerfamilie Bellini einheiraten darf. Mantegna wird nicht nur Ehemann von Bellinis Schwester, sondern Bellinis großes Vorbild. Er setzt sich intensiv mit dem Werk Mantegnas auseinander. Er eignet sich seinen Malstil an, übernimmt dessen Kompositionen. Das geht bis zum Abpausen ganzer Figurengruppen, die dann zu einem eigenen Gemälde werden. Erstmals hängen Original und Kopie der „Darbringung Christi im Tempel“ nebeneinander.

Dabei ist zu sehen, dass es für Bellini nicht beim bloßen Kopieren geblieben ist. Er entwickelt einen eigenen, prägenden Malstil; leuchtende Farben, stimmungsvolle Landschaften, feierliche Kompositionen werden zu seinem Markenzeichen.

Die Wege der beiden Künstler trennen sich. Mantegna wird zum Hofmaler der Markgrafen von Mantua berufen, Bellini zum gefragtesten Maler seiner Heimatstadt Venedig. Aber die beiden bleiben in Verbindung. Mantegnas letztes Werk, ein Fresko, wird von Bellini vollendet.

Bis zum 30.6. ist die Ausstellung zu sehen.



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