Zwei Jahre Terroranschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt: Gewöhnt Euch nicht an den Terror!

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von Gastautor Dr. Wolfgang Hintze

Am 19. Dezember jährt sich zum zweiten Mal der islamisch motivierte Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Wie “bestellt” platzt nun das Attentat in Straßburg in die Vorweihnacht. Eine gewisse Routine stellt sich ein. Wir sollen die Realität aushalten. Derweil geht die Aufrüstung gegen uns geht weiter. Die Wurzel des Übels ist und bleibt streng tabu. – Ein vergleichender Rückblick, der wenig Hoffnung macht.

Weihnacht in Straßburg

Am 11. Dezember 2018 verübte der 29jährige gebürtige Straßburger nordafrikanischer Abstammung Chérif Chekatt einen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg, der inzwischen fünf Todesofer und zahlreiche Verletzte gefordert hat.

Die Welt berichtet
“Der Anschlag schockierte viele, überraschend kam er nicht. Bereits vor 18 Jahren plante eine international agierende Terrorzelle ein Attentat in Straßburg. Und heute verfolgen die Behörden in den Regionen um Straßburg 224 Fälle von Radikalisierung, davon 110 in der Stadt. Wurde die Gefahr unterschätzt?”

Wie damals in Berlin hält sich die Empörung in sehr engen Grenzen, obwohl doch die Franzosen mit ihren gelben Westen seit Wochen zeigen, wie Empörung geht.

Im Spiegel lesen wir
“Am Denkmal des General Kléber, haben Bürger eine weitere improvisierte Gedenkstätte eingerichtet. Auch hier brennen Kerzen, Blumen wurden abgelegt und Papiere mit Aufrufen, das Geschehene nicht einfach hinzunehmen: “Alle vereint gegen die Barbarei”, hat jemand geschrieben. “Es hat natürlich mit den vielen Fremden und Flüchtlingen zu tun”, sagt ein grauhaariger Straßburger. Aber heute sei nicht der Tag, darüber zu richten: “Heute trauern wir.”

Es ist das inzwischen übliche Ritual: man trauert und schweigt. Kleine Flämmchen der Gegenwehr verlöschen schnell. Man fragt nicht, ob die “Barbarei” nicht vielleicht einen konkreten Namen hat.

Nur nicht empören, das müssen wir aushalten

Der Tagesspiegel meint, wir seien zum “Aushalten der Realität” verdammt:
“Es ist schwer, die Bilder vom Terror zu ertragen. Aber es kommt darauf an, dennoch tolerant, zivil und optimistisch zu bleiben.”

“tolerant, zivil und optimistisch bleiben” heißt übersetzt, im Hamsterrad ohne Murren und vor allem ohne rechtpopulistische Instrumentalisierungen auf den nächsten Anschlag eines “radikalisierten Islamisten”, der auch gerne psychisch gestört sein darf, zu warten. Übersetzen wir noch schnell “radikalisierter Islamist” in das von manchen noch geliebte Deutsch: das ist ein Moslem, der sich intensiver als vorher mit dem Islam beschäftigt hat.

Ich finde, wenn mir jemand ins Gesicht schlägt, muss ich nicht unbedingt zurückschlagen, aber als normaler Mensch wäre ich empört und wütend; das ist die natürliche menschliche Reaktion. Eine vollkommen fehlende Empörung angesichts von brutalen Aggressionen hat, genau genommen, etwas Unmenschliches.

Beim Durchlesen meines Artikels von vor einem Jahr stellte ich fest, dass die “Routine” so weit gediehen ist, dass größere Abschnitte unverändert bleiben können.

Aber es gibt auch Neues: Drei (!) Untersuchungsausschüsse haben inzwischen herausgefunden, dass Anis Amri – oh Wunder – kein Einzeltäter, sondern gut vernetzt war und auch einen Sprengstoffanschlag geplant hatte.

Augenfällig neu ist die Verwandlung des Breitscheidplatzes in eine “Glühweinfestung”: zu den bekannten und auch außerhalb der Weihnachtszeit allgegenwärtigen “Merkel-Legos” aus Beton gesellen sich jetzt zahlreiche gewaltige Batterien von bis zu zehn mannshohen Metallsäulen, Aufschrift “Made in Germany”, durch die sich der Besucher an den Eingängen den Weg bahnen muss. Weiter erinnern bis zu 100 Meter langgestreckte Drahtgitterzäume mit Sandsäcken darin an Splittergräben auf einem Schlachtfeld oder die Umzäunung eines Lagers; es fehlen nur die Wachtürme. Man fragt sich: “Warum baut man diese Befestigungsanlagen nicht an den Grenzen, anstatt sie mitten ins Herz der Hauptstadt zu pflanzen?”

Dass wir auf eine Anschlagsroutine vorbereitet werden sollen, zeigt auch die eine Meldung auf Seite 1 des Tagesspiegels “Die Terroropfer bekommen schnellere Hilfe”, Entschädigung wird neu geregelt, Opferbeauftragter nennt Gesetzentwurf “sehr wichtige Verbesserung”.

Versagen auf der ganzen Linie

Die Ereignisse um das Attentat im Dezember 2016 bilden eine nicht enden wollende Kette des Versagens der politisch Verantwortlichen, an der Spitze die Kanzlerin Merkel. An jedem einzelnen Punkt gab es genug Grund sich zu empören, aber die Empörung, manchmal auch gern als Aufschrei bezeichnet, blieb so lange aus, bis fast ein Jahr nach dem Anschlag die Opferfamilien ihren erschütternd anklagenden Offenen Brief an Merkel verfassten.

Diejenigen, die sich gern als Eliten bezeichnen lassen, haben hier aber nicht nur in ihren amtlichen Funktionen versagt, sondern in geradezu schändlicher Weise auch als Menschen.

Insbesondere Merkels inzwischen ausführlich dokumentiertes Fehlverhalten war wie ein zweiter Anschlag, ein Anschlag gespeist aus Kälte, Ignoranz, fehlender Menschlichkeit, fehlendem Mitgefühl, fehlendem Anstand.

Die These von der Humanität als Motiv für Merkels illegale Grenzöffnung und die damit verbundene Flüchtlingsflut ist absurd und eine Verhöhnung der Opfer vom Breitscheidplatz!

Der Gedenkort mit dem (absichtlich) verengten Blickwinkel

„Zur Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags am 19. Dezember 2016. Für ein friedliches Miteinander aller Menschen. In dieser Nacht starben: (es folgen die Namen und Herkunftsländer der 12 Todesopfer).“

So steht es auf den Stufen des Gedenkortes. Aber wird das der Erinnerung an den Anschlag gerecht?

An die Opfer zu erinnern, ist selbstverständlich richtig und wichtig, aber es ist zu wenig, denn wenn es nicht an die Tat, den Täter und seine Motivation erinnert, kann sich das Unheil jederzeit wiederholen und neue Opfer produzieren.

Staatssekretärin Sawsan Chebli, die die nicht öffentliche (sic!) Ausschreibung für das Denkmal leitete, sagte dazu in erfrischender Offenheit: „Wir sprechen in unserer Kommunikation von einem islamistischen Terroranschlag, und wir benennen das ganz klar…Aber in der Projektgruppe war man sich sofort und ohne große Diskussion einig, dass die Erinnerung an die Opfer im Vordergrund stehen soll und eben nicht die Tat, der Täter oder dessen Motivation.“

Man möchte nicht thematisieren, dass hier ein Mensch aus religiösen Motiven kaltblütig einen Massenmord geplant und durchgeführt hat. Das ist nicht nur armselig und heuchlerisch, es ist ein Skandal!

Dass es in dieser Gesellschaft aber durchaus auch anders geht, zeigt Madeleine Henfling von den Grünen:

“Mit der Stätte der Erinnerung und Mahnung wollen wir an die zehn getöteten Opfer und die Verletzten der NSU-Taten erinnern und mahnen, wozu Hass der extremen Rechten und Rassismus führen”

Alles dran: Täter (NSU), Motiv (Hass und Rassismus) und sogar noch die Organisation (die extremen Rechten).

A propos, vergleichen wir einmal: dem NSU werden 10 Morde in 10 Jahren zugeschrieben, das ist ein Mord pro Jahr. Anis Amri hat 12 Menschen in wenigen Minuten ermordet und über 60 zum Teil schwer verletzt. Hinzu kommt, dass beim Weihnachtsmarktattentat der Täter eindeutig identifiziert ist, während beim NSU-Komplex die Bildzeitung noch im Juli 2018 titeln musste: “Aktenzeichen NSU ungelöst.”

Unsere Art zu leben

Das gegenwärtige Denkmal blendet die entscheidende Tatsache vollkommen aus, dass dieser Anschlag nicht nur den bedauernswerten Opfern galt, sondern unserer gesamten Gesellschaft, unserer Art zu leben. Er zielte auf alle Berliner, auf alle Menschen, die der muslimische Attentäter und seine Gesinnungsgenossen als Ungläubige bezeichnen, und die deshalb zu töten seien. So reiht sich der Anschlag nahtlos in die Vielzahl ähnlicher barbarischer Akte ein, die im Namen des Islam in aller Welt begangen wurden und werden.

Der Denkmaltext empört auch im Einzelnen: “Für ein friedliches Miteinander aller Menschen”, ist zynisch, da er auch den Attentäter einschließt; “es starben…” Was ist das für eine abscheuliche Verharmlosung!?

Der mit Bronze und Goldstaub aufgefüllte Riss lässt sich unabhängig von der Intention der Schöpfer als Symbol der Spaltung verstehen, die Merkels Politik erzeugt hat, die Spaltung des Landes und Europas. Fast jeder kennt inzwischen diesen Riss durch Familien und Freundschaften aus persönlicher Erfahrung.

Vorsichtiger Optimismus angezeigt?

Im vorigen Jahr zeigte sich, dass nicht alle den Kopf in den Sand stecken und versuchen in absurder Weise das Offensichtliche aus der Welt zu reden.

Auf dem Pariser Platz war ein temporäres Mahnmal entstanden, das dem Ereignis in würdiger Weise gerecht wurde, ohne die Ursachen auszuklammern: es bestand aus fünf Betonquadern, beschriftet mit drei Texten, “Den Opfern des islamistischen Terrors”, “Kein Opfer ist vergessen” und der Liste einiger anderer Anschlagsorte “Paris, Brüssel, Manchester, Berlin, Nizza, Barcelona”, gerahmten Fotos und Tafeln mit den Namen aller 12 Todesopfer, Kerzen, Blumen.

Eine Initiative “Berlin gegen Islamismus” trat parallel zu den amtlichen Gedenkfeierlichkeiten um den Zeitpunkt des Attentats, um 2 Minuten nach acht Uhr abends, gegenüber dem Anschlagsort mit einer Demonstration auf und mahnte die Bekämpfung der Ursachen dieses Attentats an. Sie hat auch in diesem Jahr zum 19. Dezember um 17 Uhr wieder zur Demonstration aufgerufen.

Offiziell ist in diesem Jahre “stilles Gedenken” verordnet.

Eine alternativer Text für die Gedenkstätte

Hier ein Vorschlag, wie man auf dem Breitscheidplatz der Wahrheit die Ehre geben könnte.

“Ich würde nichts tun, von dem ich sicher weiß, dass es im Islam verboten ist. ” (Anis Amri)

„Zur mahnenden Erinnerung an den heimtückischen islamisch motivierten Terroranschlag vom 19. Dezember 2016, verübt durch Anis Amri, einen Moslem tunesischer Herkunft, der als Flüchtling in Deutschland großzügige Aufnahme gefunden hatte, bei dem 12 Besucher des Weihnachtsmarktes durch Überrollen mit einem Lastwagen grausam ermordet und über 60 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden”

“Die Toten mahnen ! Nie wieder !
Wir verteidigen unsere Art zu leben, wir setzen uns zur Wehr !”


Dieser Artikel ist zuerst in leicht veränderter Form am 18.12.2018 auf philosophia perennis erschienen.



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