Speyer am Morgen nach dem Requiem für Helmut Kohl im Dom zu Speyer. Auf meinem Weg vom Hotel am Technikmuseum, das normalerweise ein Bikertreffpunkt zu sein scheint und dessen Einfahrt von einem Starfighter überschattet wird, gehe ich erst einmal auf die Rheinbrücke, um von dort einen Blick auf die Stadt zu werfen. Ich bin wohl ein ungewohnter Anblick für die Autofahrer, denn ein Transporter hält kurz vor mir an. Wohin ich wolle, fragte der Chauffeur mit Migrationshintergrund. Nicht weiter, als bis zur Mitte der Brücke, antworte ich ihm und füge hinzu, dass ich mich über sein Angebot, mich mitzunehmen, trotzdem freue. Später in der Fußgängerzone, die vom Dom zum ältesten Stadttor führt, komme ich mir vor, wie zuhause. Ein halbes Dutzend Paare spricht mich an. Sie kommen aus Mecklenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie haben sich auf den weiten Weg gemacht, um vom Kanzler der Einheit Abschied zu nehmen. Sie wollen erst in den Dom, der ihnen gestern Abend versperrt war und dann zum Grab von Helmut Kohl.
„Der unwürdige Umgang mit Altbundeskanzler Kohl“ weiterlesen
Vergewaltigung als Kriegswaffe
Veröffentlicht amUnter diesem Motto fand am 29. Juni ein Kongress der CDU-CSU Bundestagsfraktion mit prominenter Beteiligung statt. Neben der frisch ernannten UN-Sonderbeauftragten für sexuelle Gewalt in Konflikten Dr. Pramila Patten war auch Bianca Jagger erschienen, als Chefin der von ihr gegründeten Stiftung, die sich die Verfolgung sexueller Gewalt als Kriegsverbrechen zur Aufgabe gemacht hat. Aber auch von Vergewaltigung betroffene Frauen aus Bosnien und dem Irak saßen auf dem Podium. Besonders ihre Berichte machten die Veranstaltung zu einem eindrücklichen, bewegenden Ereignis.
Der Fraktionssaal der Union war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Allerdings wechselte das Publikum permanent. Es scheint kaum noch jemand willens und in der Lage zu sein, einer solchen Veranstaltung in voller Länge zu folgen. Besonders die jüngeren Abgeordneten-Mitarbeiter beschäftigten sich lieber mit ihrem I-Phone als den dramatischen Berichten auf dem Podium Aufmerksamkeit zu schenken. Eine junge Frau, die neben mir unentwegt chattete, fragte ich schließlich, warum sie dabei sei, wo das Thema sie offensichtlich nicht interessiere. Sie sah mich verständnislos an. Erst als ich hinzufügte, dass ich ihr Verhalten als respektlos empfände, tippte sie ihre letzte Message und steckte ihr Handy seufzend weg. „Vergewaltigung als Kriegswaffe“ weiterlesen
Die Entkernung der Demokratie
Veröffentlicht amAngela Merkel ist wieder einmal ein Befreiungsschlag gelungen und kaum einer hat´s gemerkt. Die immer maasloser werdende Arroganz der Macht der Allparteien-Koalition im Bundestag hat in den letzten zwei Sitzungswochen vor Ende der Legislaturperiode zu einer erheblichen Demontage des Grundgesetzes geführt und Weichen für einen totalen Überwachungsstaat gestellt.
Die Implantation von Staatstrojanern wurde vom Bundestag durch die Hintertür beschlossen, für das Hacken von Computern durch Deutschlands Strafverfolgungsbehörden, für das Verwanzen von Smartphones, für das heimliche Mitlesen von WhatsApp-Nachrichten.
Offiziell heißt es Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens.
Bemerkenswert ist, dass die Staatstrojaner nicht im Entwurf stehen, sondern lediglich in einem Änderungsantrag, den die Bundesregierung nachträglich als “Formulierungshilfe” eingebracht hat. Eine größere, geschweige denn öffentliche Debatte kam deshalb praktisch nicht zustande. Selbst die Bundesdatenschutzbeauftragte erfuhr erst über die Berichterstattung von netzpolitik.org davon. Die Koalition hat den Änderungsantrag fast Wort für Wort übernommen. Diesmal stellten selbst Medien wie die Zeit die Frage, ob ein solches Verfahren denn noch verfassungsrechtlich sei. „Die Entkernung der Demokratie“ weiterlesen
Die mächtigste Versagerin der Welt
Veröffentlicht amWie kann es dazu kommen, dass die schlechteste Kanzlerin seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland sich anschickt, scheinbar unangefochten zum vierten Mal Bundeskanzlerin zu werden, obwohl ihr Versagen allen deutlich vor Augen stehen müsst? Wer sehen kann, der sieht die verheerenden Folgen des deutschen Sonderweges in der Klimaschutzpolitik. Man findet kaum noch einen Flecken Land, der nicht von Windrädern verschandelt oder von riesigen Sonnenkollektoren-Flächen bedeckt ist. Und das ist erst ein Drittel des geplanten Ausbaus der „Erneuerbaren“, der ungebremst vorangetrieben wird, obwohl die vorhandene Netzkapazität schon jetzt nicht mehr ausreicht. Jeder weiß, dass wir hunderttausende junge Männer im Land haben, von denen wir nicht wissen, wer sie sind. Das vereinte Europa, ein Ergebnis der Friedlichen Revolution von 1989/90, liegt in Trümmern. Der deutsche Sonderweg in der Flüchtlingsfrage hat es gespalten. Die Eurorettung und die Griechenlandkrise sind zum Dauerthema geworden, weit entfernt von einer Lösung. Das sind nur die Hauptpunkte der verfehlten Politik von Angela Merkel. „Die mächtigste Versagerin der Welt“ weiterlesen
Fake news von der Kanzlerin
Veröffentlicht amAngeblich steht schon felsenfest, dass Angela Merkel nach der nächsten Bundestagswahl als Kanzlerin erhalten bleibt, wenn auch kaum als Chefin ihrer Traumkonstellation schwarz-grün.
Nun scheinen die Steuerentlastungspläne der SPD die Union doch etwas unruhig gemacht zu werden. Deshalb hat die Kanzlerin bei der erstbesten Gelegenheit das Wort ergriffen und Steuersenkungen nach der Wahl versprochen.”Wir wollen Tarifentlastungen, jetzt spreche ich mal als CDU-Vorsitzende“, lautete die Botschaft. Sie hält „die schon länger hier leben“ tatsächlich für so blöd zu glauben, dass die Verheißungen der Parteivorsitzenden von der Kanzlerin auch umgesetzt werden.
„Sie kennen mich“, mit diesem Satz warb Merkel vor vier Jahren für ihre Wiederwahl. Eben, wir haben die Kanzlerin kennengelernt und wissen daher, dass man auf ihr Wort nichts geben kann.
Vor jeder Wahl hat sie Steuersenkungen versprochen, nie ist das wirklich gemacht worden.
Originalton Merkel: „Man kann sich nicht darauf verlassen, dass das, was vor den Wahlen versprochen wurde, auch nach den Wahlen gilt“.
2017:
2013:
2009:
http://www.focus.de/politik/deutschland/wahlkampf-merkel-verspricht-steuersenkungen_aid_366462.html
2005:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahlkampf-merkel-verspricht-steuersenkungen-a-358334.html
2002:
http://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl-union-verspricht-rasche-steuersenkung-174167.html
Dank an Leser H.K. für den Hinweis
Wie eine BBC-Sendung die DDR herausforderte
Veröffentlicht amDie großen Staatsmänner, neuerdings auch Staatsfrauen, schmeicheln sich, die Geschichte zu bestimmen. Tatsächlich haben ihre nicht immer weisen Entscheidungen großen Einfluss. Damit geben sie die grobe Richtung vor. Die Details machen aber die „einfachen“ Menschen, die mit ihren Handlungen und Ideen den Geschichtsverlauf viel mehr bestimmen, als es die Politiker an der Spitze können.
Susanne Schädlich hat in ihren neuesten Buch „Briefe ohne Unterschrift“ solchen Menschen ein Denkmal gesetzt. Durch Zufall stieß sie bei ihren Recherchen in der Stasiunterlagenbehörde auf Berichte über eine Sendung, die das BBC von 1949 bis 1974 ausstrahlte und damit Einfluss auf das Leben tausender DDR-Bürger nahm. Schädlich ist es zu verdanken, dass ein einzigartiges Stück Zeitgeschichte dem Vergessen entrissen wurde. Sie erzählt ebenso spannend wie berührend von den Machern und den Hörern einer Sendung, die für die DDR produziert wurde, wo sie auf eine große Resonanz stieß. Manche Hörer lebten förmlich von Freitag zu Freitag, wo abends nach dem Satz „Big Ben hat sieben Uhr geschlagen“ die Stimmen derer gehört werden konnten, die sich im SED-Staat nicht äußern durften. Sendet am Freitag, hatte ein aus der DDR geflüchteter Postbeamter empfohlen, dann kann die Stasi die Adressen zwar hören, aber die Nachprüfung dauert, denn es liegt das Wochenende dazwischen. Tatsächlich kamen Anfang der Woche mehr Briefe durch, als gegen Ende. „Wie eine BBC-Sendung die DDR herausforderte“ weiterlesen
Auf leisen Sohlen in die Diktatur
Veröffentlicht amVor wenigen Tagen legten Linksextremisten an 13 Stellen Kabelbrände bei der Bahn und sorgten für einschneidende Behinderungen im Bahnverkehr. Tausende Reisende waren betroffen. In Berlin dauerte es zwei Tage, ehe die S-Bahn wieder planmäßig fuhr. In einem Bekennerschreiben, das auf der berüchtigten linksradikalen Plattform indymedia veröffentlicht wurde heißt es: “Heute Morgen haben wir die Kabelstränge entlang mehrerer Hauptstrecken der Bahn in Brand gesetzt”. Das Bekenntnis wurde verfasst von “Shutdown G20 – Hamburg vom Netz nehmen”. Die Bahn als „zentrales Nervenorgan des Kapitalismus“, sei mit der Aktion angegriffen worden. “Wir rufen unseren Widerspruch in das Gedächtnis der Maschinisten. So wie im Juli beim Gipfel der G20 in Hamburg.” Für den G20-Gipfel wird wie unlängst in Köln, die „Hölle“ angedroht.
Zeitgleich randalierten Linksradikale in Berlin tagelang in der Rigaer Straße und verletzen zahlreiche Polizisten. Mehr höllische Gewaltaktionen werden angekündigt.
Gestern ( 20.06.2017) fand eine bundesweite Großaktion der Polizei statt. 23 Dienstellen der Polizei durchsuchten unter Führung des Bundeskriminalamtes die Wohnungen von mutmaßlichen Kriminellen. Wer einen Augenblick lang geglaubt hat, es würde jetzt endlich einmal gegen linksradikale Gewalttäter durchgegriffen, sah sich getäuscht. Es handelte sich um den zweiten bundesweiten „Aktionstag gegen Hasspostings“ im Netz. Gerichtet gegen „rechts motivierte Volksverhetzung“, zwei linke Hassposter als Alibi und einen nicht näher bezeichneten Fall, wo die sexuelle Orientierung des Opfers das Angriffsziel gewesen sei. Islamistische Hasspostings scheint es nicht zu geben. „Auf leisen Sohlen in die Diktatur“ weiterlesen
Die Abschaffung der Freiheit per Gesetz
Veröffentlicht amGestern fand im Bundestag eine Anhörung des Rechtsausschusses zum Maasschen Zensurvorhaben, genannt Netzwerkdurchsetzungsgesetz statt. Wegen der Brisanz der Angelegenheit wurde die übliche Expertenzahl, die von den Fraktionen bestimmt wird, auf zehn erweitert.
Von diesen zehn Experten haben sieben das Gesetz für untauglich oder gar verfassungswidrig erklärt. Einige schlugen substanzielle Nachbesserungen vor, andere Waren der Meinung, dass der von Maas vorgelegte Entwurf nicht zu heilen sei. Meines Wissens ist noch niemals ein Gesetzentwurf einer Regierung so massiv verrissen worden. Besonders beunruhigend ist, dass aus dem Hause des Justizministers ein Entwurf vorgelegt und vom Kabinett Merkel durchgewunken wurde, der verfassungswidrig ist. „Die Abschaffung der Freiheit per Gesetz“ weiterlesen
Impressionen von der Gedenkfeier anlässlich des 17. Juni im ehemaligen Zuchthaus Cottbus
Veröffentlicht am
Von Gastautorin Nancy McDonnell
Am Samstag bin ich anlässlich einer Gedenkfeier für den Aufstand vom 17. Juni in der DDR im ehemaligen Zuchthaus Cottbus gewesen. Ich war das erste Mal in meinem Leben in Cottbus, ohne triftigen Grund kommt man hier normalerweise nicht her.
Am Rande hatte ich auch von dem dortigen Gefängnis gewusst, aber ich weiß auch von Bautzen, Chemnitz, Berlin… Nun folgte ich also mal der Einladung mir bekannter IGFM-Mitglieder und schaute mir den Ort, in dem DDR-Geschichte geschrieben wurde, einmal an. „Impressionen von der Gedenkfeier anlässlich des 17. Juni im ehemaligen Zuchthaus Cottbus“ weiterlesen
Wie man den Tod ins Leben zurückholt
Veröffentlicht amIm Rahmen des Martin Luther Propaganda Symposiums des Schweizer Regisseurs Boris Nikitin wurde auf der Probebühne des Theaterhauses Jena das Stück „Ibsen: Gespenster“ gezeigt. Die Inszenierung war im Programmheft mit einem Satz aus der Neuen Züricher Zeitung: „Radikaler kann Dokumentartheater kaum sein“ angekündigt. Normalerweise hätte mich das nicht zum Theaterbesuch animiert, denn mich langweilen Radikale. Aber von Boris Nikitin hatte ich gehört, dass Markus&Markus ein kühnes Experiment auf die Bühne bringen; sie begleiteten eine sterbewillige alte Dame in den letzten drei Lebenswochen bis zum selbstgewählten Tod in der Schweiz.
Bei einem so gewagten Vorhaben ist Scheitern wahrscheinlicher als Gelingen. Um es vorweg zu nehmen: Markus&Markus ist die Bewältigung dieses halsbrecherischen Themas grandios gelungen. Was sie zeigen ist ganz großes Theater, vor allem, was die schauspielerische Leistung betrifft, die zum Teil bis an die körperlichen Grenzen geht. „Wie man den Tod ins Leben zurückholt“ weiterlesen