Père Lachaise

Veröffentlicht am

Der Friedhof Père-Lachaise ist heute der größte innerstädtische Friedhof von Paris und einer der größten und bekanntesten der Welt. Ursprünglich 1804 außerhalb der Stadt auf hügeligem Gelände angelegt, weil eine Verordnung die Weiterbenutzung der städtischen Friedhöfe verbot, ist er längst wieder von der Stadt umschlossen. Auf dem Père Lachaise sind mehr als 500 prominente Persönlichkeiten begraben, und es kommen immer noch welche hinzu, denn Père-Lachaise ist nach wie vor ein aktiver Friedhof. Das zieht Besucher aus aller Welt an. Mehr als dreieinhalb Millionen Besucher sind es jedes Jahr. Damit ist er der meistbesuchte Friedhof der Welt.

Jetzt sind wir da. Wir betreten das Gelände durch einen Seiteneingang, gemeinsam mit etwa einem Dutzend Menschen aus aller Welt. An einer Hinweistafel kann man den Lageplan und die Prominentenliste scannen und seinen Besuch planen. Auf unserer Liste stehen so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Honoré de Balzac, Victor Hugo, Frédéric Chopin, Victor Noir und Jim Morrison. Das führt uns kreuz und quer über das Gelände.

Der erste Eindruck ist der von Vergänglichkeit. Hier gibt es kaum einfache Grabsteine, sondern Grabkapellen mit schönen schmiedeeisernen Türen und Fenstervergitterungen. Stein und Eisen befinden sich in unterschiedlichen Stadien des Zerfalls. Die Türen sind teils geöffnet, hängen nur noch an einer Angel oder sind rostzerfressen ins Innere gefallen. Auch ganz zusammengesackte Kapellen sind zu sehen. Dazwischen immer wieder neue Gräber der Nouveaux Riches, nicht mehr mit Kapellen, sondern mit überlebensgroßen Statuen oder mit dem bebaut, was als moderne Grabkunst angesehen wird. Ursprünglich war das Ganze als Friedhofpark geplant, inzwischen stehen die Gräber dicht an dicht. Nur rund um das Krematorium und die Trauerhalle gibt es noch etwas Raum. Zwischen und auf den Gräbern haben sich Pflanzen aller Art angesiedelt: Zimbelkraut, Ruprechtskraut, einjähriges Silberblatt, Farne, Moose sorgen für die nötige Romantik. Viele Gräber haben steinerne Urnen mit Dauerbepflanzung. Tiefblaue Schwertlilien scheinen dafür am beliebtesten zu sein. Sie haben sich aus den Urnen heraus auf die Zwischenräume verbreitet. Wir haben das Glück, alle genannten Pflanzen in voller Blüte zu erleben. Besonders das Blau zwischen dem zarten Frühlingsgrün der ausschlagenden Büsche und Bäume setzt tolle Akzente. „Père Lachaise“ weiterlesen

Das “tote Pferd” ist sehr lebendig

Veröffentlicht am

Von Hans Hofmann-Reinecke

Vergangene Woche hat die Internationale Atomenergie Behörde (IAEA) Vertreter von Industrie und Politik aus interessierten Nationen zu einer Konferenz nach Peking eingeladen. Themen waren die Entwicklung zukünftiger Technologien und die weitere Verbesserung der Betriebssicherheit von Kernkraftwerken. Die stellvertretende Generaldirektorin der IAEA, die Französin Lydie Evrard, beschrieb bei der Eröffnung die Situation der Kernenergie mit klaren Worten:

„Der sichere und zuverlässigen Betrieb der bestehenden Kraftwerke zum Schutz von Mensch und Umwelt hat höchste Priorität. Auf dieser Grundlage wird die Nuklearindustrie neue Designs, wie etwa die kleinen modularen Reaktoren entwickeln. Das wird dazu beitragen, die beabsichtigte Verdreifachung der Kernenergie und das Ziel von Net Zero bis 2050 zu erreichen“. „Das “tote Pferd” ist sehr lebendig“ weiterlesen

Musée des Cluny – Eine wahre Perle von Paris

Veröffentlicht am

Das Musée de Cluny ist allein eine Reise wert. Das liegt schon an seiner bemerkenswerten Baugeschichte. Als Paris noch das römische Lutetia war, wurde hier eine Therme errichtet. Teile des ehemaligen Frigidariums und eines benachbarten Raumes sind heute noch erhalten. Es ist das bedeutendste römische Gemäuer nördlich der Loire. Im 15. Jahrhundert bauten die reichen Äbte von Cluny einen gotischen Palast auf den römischen Überresten. Im südlichen Teil gründete der Cluny-Orden 1269 ein Kolleg, dem später eine Unterkunft für die Studenten beigefügt wurde. Noch später folgten zwei Privatwohnungen in einem der ersten städtischen Häuser mit Vorgarten, Hof und Garten hinter dem Haus. Im April 1833 mietete Alexandre du Sommerard Teile des Hauses, um seine Privatsammlung von Kunstwerken aus dem Mittelalter unterzubringen. Schon drei Monate später wurde ein Gesetz erlassen, das aus dieser Sammlung das Museum Cluny machte. Als der Sohn Alexanders, Edmond du Sommerard, 1845 verstarb, verfügte das Museum über 11.000 Objekte.

Seither hat sich der Bestand ununterbrochen vergrößert. Im Jahr 1992 wurde das Museum umbenannt in Nationalmuseum des Mittelalters. Weil der Bestand aus allen Nähten platzte und Baumängel immer sichtbarer wurden, fasste man den Beschluss, das Gebäude zu restaurieren und zu erweitern. Den gelungenen Abschluss der Arbeiten kann man seit 2022 bewundern. Es gelang eine perfekte Symbiose von römischen, gotischen und modernen Bauelementen, die respektvoll die historischen Strukturen aufnehmen. Gleichzeitig wurde der Bestand völlig neu präsentiert. Die Besucher können in die 1500 Jahre alte Kunst- und Kulturgeschichte in 22 Räumen eintauchen. Wer das tut, kommt mit einem radikal veränderten Bild vom Mittelalter wieder heraus. Das allgemeine Wissen über diesen Zeitraum beschränkt sich meist darauf, eine „dunkle Zeit“ gewesen zu sein. In der Tat waren es stürmische Zeiten, mit Kriegen, Pest, Cholera, Hungersnöten und religiösem Wahn. Das 14. Jahrhundert begann in Frankreich mit einem Fluch, den Jacques de Molay, Großmeister des Templerordens, von seinem Hinrichtungsplatz aus verhängte: „Papst Clemens, König Philipp! Bevor das Jahr um ist, werdet ihr vor Gottes Richterstuhl erscheinen, um eure gerechte Strafe zu empfangen. Seid verflucht, seid verflucht, bis in die 13. Generation!“ Tatsächlich starben der Papst und der König innerhalb weniger Monate.

Letzterer hinterließ nur Töchter, die ihm nicht auf den Thron folgen konnten, und die daraus resultierenden Streitigkeiten verwickelten Frankreich und England zwischen 1337 und 1453 in einen über 100 Jahre währenden Krieg.

Trotz all dieser Härten und Hemmnisse war es eine Zeit, in der die Städte wuchsen und neben den herrschaftlichen Höfen zu Horten von Kunst und Kultur wurden, die eine ungeahnte Blüte erreichten. Wer die Exponate im Cluny anschaut, wird sehr schnell davon überzeugt, dass im Mittelalter der Zeitgeist auf Eleganz und Schönheit gerichtet war. Alle Schichten der Gesellschaft, nicht nur die so genannten Eliten, waren um Eleganz und Schönheit bemüht. Beides ist in unseren Zeiten aus dem Alltag fast verschwunden. Während unsere Vorfahren sich größte Mühe gaben, ihre Umgebung, die Gebrauchsgegenstände, ihre Kleidung so schön wie möglich zu gestalten, haben wir es heute überwiegend mit Verfall zu tun. Der Kontrast zwischen denen, die vor den Vitrinen die kunstvollen Gewänder und Frisuren, die schön bemalten Truhen und mit Schnitzereien verzierten Kämme bewundern und selbst in Schlabberkleidung und kaum frisiert herumlaufen, könnte nicht größer sein.

Wofür würde eine der wunderschönen Mägde, die auf den atemberaubenden sechs Wandteppichen der „Dame mit dem Einhorn“ abgebildet sind, denken, wenn sie einer heutigen Altersgenossin begegnen würde? Wir haben keinerlei Grund, uns über unsere Vorfahren überlegen zu dünken. Wir haben mehr Technik zur Verfügung, aber dafür sind unsere Sinne abgestumpft.

Selbst in den Kampf zog man mit prächtigen, reich verzierten Rüstungen und die Schwerter, die man zum Töten mit sich führte, waren trotzdem Kunstwerke.


Auf den Eintrittskarten sind die wichtigsten Exponate des Museums abgebildet. Eines ist die Goldene Rose, die 1330 in Avignon angefertigt wurde. Eine kunstvolle Schmiedearbeit, deren Blätter so detailgenau sind, als hätte man Originale mit Gold übergossen. Auf anderen Karten sieht man Ausschnitte aus den berühmten Wandteppichen, deren Farbigkeit sich über die Jahrhunderte erhalten hat und deren Botschaft zum Teil bis heute ein Rätsel ist.
Ein Highlight, wie man heute auf Neudeutsch sagt, ist die extravagante gotische Kapelle, die zu den Privaträumen der Clunys gehörte. Nicht nur das filigrane Muster der Säulen des Kreuzgewölbes macht sprachlos. In der Ecke gewahrt man eine farbige Emaillearbeit, die sich bei näherem Hinsehen als Tür zu einer Treppe in den Garten entpuppt.
Frankreich ist ein Garten, dieses Image hatte sich das Land spätestens ab dem 15. Jahrhundert erworben. Es galt als das irdische Eden. Das hinderte seine Künstler nicht, Anregungen aus dem Ausland anzunehmen. So hatten die Renaissance in Italien und die Flamen Einfluss auf die französischen Künstler. Cluny bietet eindrucksvolle Beispiele, wie sich unterschiedliche Kulturen gegenseitig befruchten können. Kunst überwindet die von der Politik und ihren Kriegen erzeugten Schranken. Das ist vielleicht die wichtigste Botschaft der Ausstellung.

Wer spontan Lust bekommen hat, das Cluny zu besuchen, sollte nicht zögern. Zur Zeit wird die permanente Ausstellung durch eine Schau ergänzt, die sich mit Frankreich zur Zeit von Charles VII. und Johanna von Orleans beschäftigt. Absolut sehenswert!

Foto: Seven Lingreen

 

Paris – ein Fest fürs Leben? Jedenfalls ein Erlebnis!

Veröffentlicht am

Ernest Hemingway war hier, Stefan Zweig, Rainer Maria Rilke, Paula Modersohn Becker und viele, viele andere, die sich in diese Stadt verliebten. Charles Aznavour wurde in Paris vom Armenier zum Pariser und zum Botschafter der Heimat seiner Vorfahren. Ein großer Teil der Emigranten aus Nazideutschland machte hier Station, zog weiter oder wurde von den Nazis überrollt. Inzwischen macht die Stadt mehr Schlagzeilen wegen des Brandes von Notre Dame 2019, ihrer oft brennenden Vorstädte und diversen Protesten, seien es die der Gelbwesten oder andere. Hunderttausende Touristen besuchen Paris jährlich. Was macht das mit der ehemaligen Hauptstadt der westlichen Welt, von der Geld für die amerikanischen Rebellen, Vorkämpfer der allgemeinen Menschenrechte, geschickt wurde, und in der die Jakobiner-Diktatur entstand, Urbild des schrecklichen Terrors des 20. Jahrhunderts?

Wir fliegen mit EasyJet ein, nachdem wir am Gate des Pannen-BER eine unangenehme Situation überstanden hatten. Unser Handgepäck entsprach zwar den auf der Website der Fluggesellschaft angegebenen Maßen für eine kostenlose Mitnahme, am Gate stand aber ein Gerät, das sagte, unsere Koffer ragten in der Länge um drei Zentimeter über das erlaubte Limit. Wir mussten jeder 58 € nachzahlen.

Beim Landeanflug über Paris war alles vergessen. In der Ferne grüßte der Eiffelturm, das Versprechen einer schönen Reise. Dem Flughafen Orly sieht man seine Jahre an. Der Siebziger-Jahre-Schick sieht abgewetzt aus. Nur die Shopping-Meile ist frisch renoviert, um die Käufer bei Laune zu halten. Der Flughafen-Express bringt uns in nur 6 Minuten nach Antony, von dort geht es mit der Metro weiter. Nach sechs Stationen sind wir an der Station Luxembourg. Ein Stück am Zaun des berühmten Parks entlang, einbiegen in eine Seitenstraße, schon waren wir am Hotel Trianon Rive Gauche, das seinen alten Charme bewahrt hat. Die freundliche Rezeptionistin lobt unser holpriges Französisch und weist uns darauf hin, dass Père Louis an der Ecke das beste Restaurant weit und breit sei. Wir probierten es sofort aus und fanden das bestätigt. Das Essen war köstlich und bezahlbar, der Wein sehr gut und die Tarte Tatin am Schluss eine echte Gaumenfreude. Ein gelungener Auftakt unserer Kulturreise. „Paris – ein Fest fürs Leben? Jedenfalls ein Erlebnis!“ weiterlesen

Lektionen von Mutter Sonne

Veröffentlicht am

Von Hans Hofmann-Reinecke

Wer glaubt, die Sonne wäre eine unveränderliche Quelle von Licht und Wärme, die uns über die Jahrmillionen immer gleichbleibend mit Energie versorgt, wer glaubt, dass jegliche Veränderung von Temperatur oder Klima auf Erden nur durch den Menschen verursacht sein kann, der bekommt alle elf Jahre eine Lektion erteilt. Vor ein paar Tagen war es wieder so weit.

Viele Kinder

Für jedes kleine Kind ist es ein Trauma, wenn es erfahren muss, dass die Mutter nicht ausschließlich für ihn oder für sie da ist. Auch Mutter Sonne hat viele Kinder, die Planeten, und die Erde ist nur eines davon. Und nicht nur das, Mutter Sonne führt auch ein Eigenleben, und, falls Sie es noch nicht wissen sollten, sie hat ihre Perioden. Alle 11 Jahre verändert sich ihr hormonelles Gefüge, sie bekommt Flecken im Gesicht, sogenannte Sonnenflecken, und ihre Ausstrahlung schwankt gewaltig.

Bei der Gelegenheit stellt sie auch ihr Magnetfeld auf den Kopf und sie wirft alles, was ihr in die Quere kommt, mit voller Wucht in den Weltraum hinaus, ohne darauf zu achten, welches ihrer Kinder etwas davon abbekommt. Sie schleudert das Zeug mit 300 – 3000 km/sec um sich, das ist verdammt schnell. Die gute Nachricht ist, dass sie nur mit Protonen und Elektronen um sich wirft, das sind so etwa die kleinsten Projektile, die man sich vorstellen kann. Und nicht nur das, wie der Zufall es will, ist unser Planet mit einer Art schusssicherer Weste ausgestattet.

Die Erde hat ein Magnetfeld, dessen Kraftlinien zwischen Nord- und Südpol so ähnlich verlaufen, wie bei dem Stabmagneten aus dem Physikunterricht. Und wie es die Physik nun will, laufen die Protonen und Elektronen wegen ihrer elektrischen Ladung am liebsten parallel zu diesen Linien. Und diese Linien laufen ihrerseits bei Arktis und Antarktis in die Erde hinein. Zu diesen Regionen hin also werden die schnellen Teilchen kanalisiert. So in 200-300 km über der Erdoberfläche treffen die schnellen Teilchen dann auf vereinzelte Moleküle der obersten Atmosphäre, die da oben zwar sehr spärlich, aber dennoch vorhanden sind.

Leucht-Buchstaben im Himmel

Bei so einem Zusammentreffen bringen die Projektile die Elektronenhülle der Luft-Moleküle durcheinander, welche dann auf dem Rückweg in die für sie vorgesehene Ruheposition Licht aussendet. Die Sticksoff-Moleküle leuchten dabei blau-grün, die von Sauerstoff rötlich. Das ist der gleiche Vorgang wie bei den guten alten „Leucht-Buchstaben“.

Auf seinem Weg Richtung Erde kann ein Teilchen mehrere Moleküle beglücken, dabei wird es langsamer bis es schließlich seine Energie verpulvert hat. Auch die Moleküle werden Richtung Erde häufiger, so dass das Leuchten zunimmt und schließlich in einem hellen Saum endet, wie bei einer Gardine.

Jetzt im Mai 2024 hat Mutter Sonne diese Teilchen besonders kraftvoll um sich geschleudert, sodass man die leuchtenden Gardinen nicht nur in Lappland oder Feuerland zu sehen bekam, sondern auch in den zivilisierten Gegenden des Planeten. Ich hatte einmal, vermutlich 1991, also vor 3 Zyklen, das Privileg nachts auf dem Flug von Los Angeles nach Deutschland vom Cockpit einer Boeing 747 so ein Schauspiel zu beobachten. Über Grönland flog man durch diese Orgie von Licht und Farben, und ohne künstlichen Horizont hätte auch die Crew nicht mehr gewusst, wo oben und unten ist.

 

Vital Statistics von Mutter Erde

Für die, die es genau wissen wollen, hier noch ein paar persönliche Daten von Mutter Erde: Ihr Durchmesser ist etwa das Hundertfache des Erddurchmessers, ihre Masse ist das 330.000 fache! Zu drei Vierteln besteht sie aus Wasserstoff, der Rest ist Helium. In ihrem Zentrum herrschen etwa 15 Millionen Grad und die Dichte wird auf 150 mal die Dichte von Wasser geschätzt. Das sind genau die idealen Bedingungen, um die Forscher und Ingenieure hier auf Erden so verzweifelt ringen, mit dem Ziel, die kontrollierte Kernfusion zu realisieren. Im Inneren der Sonne passiert das ganz spontan. Hin zur Oberfläche sinkt die Temperatur dann allerdings auf angenehme 5500°C.

Wird das immer so bleiben? Keineswegs. In rund 5 Milliarden Jahren wird sich die freundliche Sonne in einen bösen „Roten Riesen“ verwandeln, der sich über alle Massen ausdehnt und dann auch unseren Planeten mit seinen unendlich heißen Gasen verschlingt. Da wird dann auch die bislang so erfolgreiche Klimapolitik der Bundesregierung an ihre Grenzen stoßen. In dem Zusammenhang wird kolportiert, dass nach einem Vortrag zu diesem Thema, als der Referent besagte 5 Milliarden Jahre in den Raum gestellt hatte, eine bekannte deutsche Politikerin bemerkte: „Jetzt bin ich aber beruhigt. Für einen Moment dachte ich schon, sie würden sagen 5 Millionen Jahre.“ So langfristig denkt man in unserer Regierung also.

Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich

Rückenwind fürs E-Auto

Veröffentlicht am

Von Hans-Hofmann Reinecke

Warum nehmen wir die Windgeneratoren mit ihrem Flatterstrom eigentlich nicht vom Netz und laden damit die derzeit so unbeliebten E- Autos auf? Das wäre mal eine echte Win-Win Situation. Nicht möglich sagen Sie? Lesen Sie weiter

Ein Regal voller Strom

Nehmen wir eine handelsübliche Windmühle, auf deren Typenschild 2 Megawatt steht. Das heißt auf Deutsch, dass sie im Durchschnitt pro Tag um die 2 MW × 24 h × 20% = 9,6 MWh oder 9600 Kilowattstunden liefert. Die 20% stehen für den Zeitraum, an dem ein vernünftiger Wind weht. Betrachten wir jetzt ein generisches Elektroauto, dessen Batterie 48 kWh fasst, dann könnte die Windturbine täglich 9600 / 48 = 200 Stück davon betanken – oder mehr, sofern die nicht alle total leer waren.

Aber wie soll das gehen, wenn Sie ihren elektrischen Liebling auftanken möchten und es herrscht Windstille? Und hier kommt der Trick: Der Windmüller hat da ein ganzes Regal voller Batterien herumstehen, die teils gerade geladen werden oder die bereits voll sind, und die nur darauf warten, auf die Reise zu gehen. So ein frisch geladenes Exemplar wird dann im Austausch für die leere Batterie in ihr Fahrzeug eingebaut. Vielleicht protestieren sie jetzt: Aber das ist doch MEINE Batterie, die habe ich gepflegt und die gebe ich nicht her, auch wenn sie leer ist.

Tatsache ist, dass Ihnen die Batterie nie gehört hat, sondern dass sie beim Kauf des Fahrzeugs als Leihgabe mit dabei war. Die kommt jetzt beim Windmüller an die Steckdose und wird demnächst mit jemand anderem auf die Reise gehen.

Das geht doch nicht

Jetzt höre ich ganz deutlich Ihren Einwand: die e-Autos haben doch alle ganz verschiedene Batterien, wie soll das gehen? Gut, die Batterien müssten normiert werden; ein Alltagswagen hätte dann vielleicht das 48 kWh Standard Modell an Bord, und die schwere Limousine zwei Stück davon. Dass das kein Problem ist, das sieht man bei den Spielzeugautos unserer lieben Kleinen, da hat das „Dune-Baggy“ zwei AA Zellen an Bord, und der „Humvee“ hat vier oder, je nach Bewaffnung, auch sechs vom selben Typ and Bord.

Aber trotzdem wollen Sie ja nicht den halben Tag warten, bis das Teil aus-und eingebaut ist! Der Austausch dauert doch etwas länger als bei den erwähnten Spielzeugautos! Ja, etwas länger schon, aber nicht viel. Ein freundlicher Roboter erledigt das in der „Swap Station“ in fünf Minuten. Schauen Sie sich das hier an und staunen Sie.

Zu viele Vorteile

Diese Lösung hätte sehr viele Vorteile:

  • Die vielen Windmühlen, die das Netz durch Flatterstrom instabil machen, und die als Backup zusätzlich konventionelle Kraftwerke erfordern, hätten endlich eine nützliche Verwendung.
  • Es wird kaum mehr überschüssigen Strom geben, der ins Ausland verklappt werden muss, da man das System insgesamt so auslegen kann, dass zu jedem Zeitpunkt ein gewisser Anteil der Batterien aufgeladen werden muss.
  • Der Aufbau ist dezentral. Einer oder ein paar Windgeneratoren versorgen eine „Swap Station“ direkt mit Strom. Das macht die für Einspeisung ins Netz heute erforderlichen Transformatoren und Leitungen überflüssig.
  • Es gibt keine Notwendigkeit für das von den Batterien so gefürchtete Schnellladen.
  • Die lange Wartezeit für das Aufladen entfällt als Argument gegen den Kauf eines E-Autos.
  • Der Wiederverkaufswert von E-Autos steigt, da der Zustand der Batterie für den Käufer kein Risiko darstellt. Beim nächsten Tanken bekommt er ja sowieso eine andere.

Wird man diesen Weg in Deutschland verfolgen? Vermutlich hätte diese Sache zu viele Vorteile für die Bevölkerung und wird deswegen abgelehnt – so wie die Kernkraft. Man wird unsere Autos lieber mit Kraftstoff aus Feuerland betreiben, wo Strom in Wasserstoff, dann mit Co2 verbunden in Methanol verwandelt und um die halbe Welt zu uns transportiert wird.

Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.

 

Hilferuf aus Port-au-Port

Veröffentlicht am

Liebe Leser heute wurde ich von Dagmar Jestrzemski auf den im Anschluss an diesen Artikel angehangenen Hilferuf aufmerksam gemacht. Frau Jestrzemski war so nett, den folgenden, schon etwas älteren, Text zur Verfügung zu stellen, um die Hintergründe näher zu beleuchten: 

Bei dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck mit einer Delegation von Wirtschaftsvertretern vom 21. bis 23. August in Kanada stand die Energie- und Klimapolitik im Fokus. Kanada verfolgt das Ziel, einer der größten Erzeuger und Exporteure von Wasserstoff und dessen Derivaten mit Hilfe von „sauberen“ Technologien zu werden. Wenn der Energieträger Wasserstoff durch Elektrolyse mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, gilt er als nahezu CO2-freier, „grüner“ Wasserstoff. In die Entwicklung und Infrastruktur für Windparks und sogenannte Power-to-Gas-Anlagen investiert Kanada ab sofort Milliarden und sucht dafür ausländische „Wasserstoff-Partner“. Die Deutschen ließen sich nicht lange bitten, zumal das große Potenzial für die Onshore- und Offshore-Windenergie entlang der windreichen kanadischen Atlantikküste als ideale Voraussetzung für die Erzeugung von „grünem“ Strom gilt.

Nach Montréal und Toronto war das 6600-Einwohner-Städtchen Stephenville im Südwesten Neufundlands das letzte Ziel der deutschen Gäste. Der ehemalige Militärstützpunkt mit seiner günstigen Lage in der Baye St. George im Golf von St. Lorenz ist als erster Knotenpunkt (Wasserstoff-Hub) für Kanadas zukünftige Wasserstoff-Wirtschaft vorgesehen. Im Beisein von Ministerpräsident Justin Trudeau unterzeichnete der Bundeskanzler eine Absichtserklärung zwischen beiden Ländern über eine Wasserstoffallianz im Umfang von 12 Milliarden Euro. Am Tiefwasserhafen von Stephenville soll laut Plan die erste Anlage des Landes zur Gewinnung von Wasserstoff mit Hilfe von regenerativ erzeugtem Strom für den Export nach Deutschland, Europa und Asien errichtet werden. Für den Transport in Tankschiffen muss der Wasserstoff entweder verflüssigt oder in ein Trägermedium wie Ammoniak umgewandelt werden. Deutschland will heimische Firmen unterstützen, damit diese den Wasserstoff importieren können. Die ersten Schiffe sollen laut Plan 2025 ablegen. Premierminister Trudeau äußerte sich zufrieden über das Abkommen. Es werde in der Region Arbeitsplätze schaffen, die lokale Wirtschaft fördern und zur Produktion von sauberer Energie in Kanada beitragen. „Hilferuf aus Port-au-Port“ weiterlesen

Wolken und Salz

Veröffentlicht am

Von Hans Hofmann-Reinecke

Trotz zunehmender Zweifel an der These, dass fossile Brennstoffe einen fatalen Klimawandel verursachen, ist dennoch jedes Mittel recht, um diesen zu bekämpfen. In den Vereinigten Staaten hat nun ein Vorhaben Aufsehen erregt, welches die Einstrahlung der Sonne reduzieren soll, indem man die Wolken manipuliert. Man spricht von „Geo – Engineering“, gewissermaßen von plastischer Chirurgie an Mutter Erde.

Oben weiß und unten dunkel

Die Theorie hinter dem „CAARE“ genannten Projekt ist folgende: Das menschengemachte CO2 hindert die Erde daran, die von der Sonne empfangene Energie wieder ins All zurückzustrahlen. Als Gegenmaßnahme sorgen wir jetzt dafür, dass die Sonne ihrerseits nicht ihre volle Strahlung bis zur Erdoberfläche bringt. Wie soll das geschehen? Durch Wolken. Was sind Wolken überhaupt?

Die Sonnenstrahlung wärmt die Erd- oder Meeresoberfläche. Die erwärmte Luft steigt auf, und mit ihr das darin absorbierte Wasser. Wieviel das ist, das hängt von der Temperatur ab. Bei 20°C sind es maximal 17 Gramm pro Kubikmeter, bei tieferen Temperaturen wesentlich weniger. Deswegen wird die Flasche Mineralwasser, direkt aus dem Kühlschrank geholt, jetzt auch außen nass, denn die 20°C warme Umgebungsluft kühlt sich an der Flasche dramatisch ab, und das bislang gasförmige Wasser kondensiert. „Wolken und Salz“ weiterlesen

Von Tahiti an die Saale

Veröffentlicht am

Ab und zu ist es angebracht, sich vor Augen zu führen, auf welch großen Schultern alter weißer Männer, die heutzutage von Nichtwissern und Nichtkönnern pausenlos diffamiert werden, wir stehen. Wo trifft man heute noch Personen, die siebzehn Sprachen, darunter die klassischen, meisterhaft beherrschen, als Botaniker, Geologe, Schriftsteller hunderte Pflanzen, Tiere, Mineralien entdeckt und beschrieben und nebenbei einen Botanischen Garten angelegt haben? So ein Mann war der Weltumsegler Johann Reinhold Forster, der Vater des berühmteren Georg Forster, ein Genie ähnlichen Kalibers, wegen seiner aktiven Unterstützung der Jakobiner-Diktatur eine Ikone der Linken.

Reinhold, seit seiner Weltumseglung mit James Cook eine Legende, wurde bald nach seinem Tod in Halle, wo er die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte, vergessen. Erst seit Neuestem interessiert man sich, zumindest in Halle, wieder für ihn. Aber anstatt ihn zu ehren, prangt am Hallenser Riebeckplatz eine Tafel zu Ehren seines Sohnes Georg, dem „Deutschen Jakobiner“. Die Unterstützung blutiger Diktaturen löst immer noch mehr Faszination aus als ihre Ablehnung. Manchmal gibt es aber durch Zufall so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit.

Das Bildnis neben der Tafel zeigt nicht Georg, sondern seinen Vater Johann Reinhold, der anders als sein Sohn eng mit Halle verbunden war. Es ist ein großes Verdienst des Hallensers Michael Pantenius, dass er eine Biografie Forsters sen. vorgelegt hat. „Von Tahiti an die Saale“ weiterlesen

Women to go

Veröffentlicht am

Ein geheimnisvoller Tod, acht Frauen und ein Testament, lautet der Untertitel des ersten Romans der Filmemacherin und Autorin Kay Konrad. Der Titel ihres Werks wird sofort verständlich, wenn man liest, dass die Hauptheldinnen, zwei freie Filmemacherinnen, die sich aus guten Gründen von den Öffentlich-Rechtlichen verabschiedet haben, Kaffee in Pappbechern bevorzugen. In allen möglichen und unmöglichen Situationen haben sie einen coffee to go in der Hand. Das Buch handelt von einer ganz besonderen Freundschaft zwischen zwei Frauen, die nach den ungeschriebenen Regeln ihres Berufs Konkurrentinnen sein müssten, sich statt dessen gegenseitig unterstützen. Beide eint, dass sie den inzwischen leider üblich gewordenen Haltungsjournalismus ablehnen.

Insofern liest sich das Buch wie eine Illustration zu dem kürzlichen veröffentlichten „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ in dem die 130 Unterzeichner mehr Meinungsvielfalt von ARD, ZDF und Deutschlandradio fordern. Im Roman wird beschrieben, wie der Redaktionschef fordert, dass gestrandete Wale an der dänischen Küste Opfer des Klimawandels und der Meeresverschmutzung zu sein haben, obwohl sie von Schiffsschrauben getötet wurden. Oder eine afghanische Frau, die nach zehn Jahren in Deutschland immer noch kaum Deutsch spricht und in der Wohnung mit ihren Töchtern auf dem Fußboden sitzen muss, weil nur der Ehemann und die Söhne aufs Sofa dürfen, als Beispiel für gelungene Integration porträtiert werden soll. Toni und Fanny, so heißen die Freundinnen, verweigern sich diesen Zumutungen. „Women to go“ weiterlesen