Der Titel des Buches von Martin Puchner hat mich fasziniert, aber ich hatte mir unter dem Inhalt etwas anderes vorgestellt. Bislang hielt ich Rotwelsch für die Sprache der Zigeuner – ich benutze das Wort absichtlich, weil es nicht nur Sinti und Roma, sondern über 100 andere Zigeunerfamilien gibt. Und weil der Untertitel vom „Geheimnis“ von Puchners Familie sprach, nahm ich an, seine Vorfahren wären Zigeuner gewesen. Mit beiden Annahmen lag ich falsch.
Rotwelsch ist die Sprache der vagabundierenden Kriminellen und in Puchners Familie gab es zwar einen Vorfahr, der Frau und Kinder verließ, um fortan als Straßenmusikant umherzuziehen, aber das Geheimnis stellte sich als das Verschweigen der Verstrickungen des Großvaters väterlicherseits in das Naziregime heraus.
Man lernt bei der Lektüre dieses Buches viel über Sprache und noch mehr über die Versäumnisse der Aufarbeitung der Nazidiktatur, die uns jetzt auf die Füße fallen. „Die Sprache der Vagabunden“ weiterlesen