Lieber Friedensschwurbler als Kriegstreiber

Veröffentlicht am

Wer geglaubt hat, dass nach der Erfahrung zweier totalitärer Diktaturen, eine dritte in Deutschland keine Chance mehr hätte, sieht sich getäuscht. Längst herrscht wieder eine Staatsideologie, der nicht widersprochen werden darf. Diese Ideologie wird von einer kleinen radikalen oder sogar extremistischen Minderheit der Mehrheit oktroyiert. Es drohen nicht mehr in erster Linie Gefängnis und Todesstrafe, sondern öffentliche verbale Hinrichtungen in totalitärer Schärfe.

Das kam nicht über Nacht, sondern hat sich über Jahre entwickelt. Anderen Meinungen kein Podium zu bieten, hat eine lange Tradition in Deutschland, die von den 68ern, die mit Mao-Bibeln in der Tasche und Bildern von den Massenmördern Mao und Pol Pot zu ihren Demos gegen das „Schweinesystem“, damals auch gern „Happenings“ genannt, eilten. Es gibt reichlich Filmmaterial, das dokumentiert, wie die „revolutionäre“ Menge auf Kommando in Gleichschritt verfiel, um anschließend den langen Marsch durch die Institutionen anzutreten. Heute sitzen sie und zunehmend ihre Nachfolger, in den Institutionen fest im Sattel und zwingen der Gesellschaft ihren geliebten Gleichschritt auf. Wie in allen Diktaturen werden die Gegner in den Untergrund gedrängt. In Nazideutschland waren es die illegalen Zirkel und Kreise, in der DDR kirchliche Räume, die halblegale Aktivitäten ermöglichten, heute sind es die sozialen Netze und die Kommentarspalten der staatsnahen Presse, in denen sich der Widerstand artikuliert.

Geändert hat sich, dass sich Politik und ihre Journaille nicht mehr beeindrucken lassen. So feige sie vor den Forderungen radikaler Minderheiten zurückweichen, so fest entschlossen sind sie, die Meinung der Mehrheit nicht zur Kenntnis zu nehmen. In den Corona-Jahren ist die hässliche Fratze des Gesinnungsstaats zur alltäglichen Erfahrung geworden.

Wie in der Nazidiktatur und in der DDR schafft sich der Gesinnungsstaat seine eigene Sprache. Dabei bedienen sich die Sprachenerfinder aus dem totalitären Arsenal. In der Sowjetzeit wurde die Bevölkerung mit immer neuen Akronymen traktiert. Das ist heute wieder der Fall. Dafür sorgt die LGBTQ-Lobby.

Die mit unseren Zwangsgebühren finanzierten Öffentlich-Rechtlichen hämmern ihren Hörern das Gendern ein. Es werden immer mehr Tabus geschaffen, um den Machtanspruch zu sichern. Neuestes Diktat ist, Transmänner, also Männer, die sich als Frauen verkleiden, als Frauen anzuerkennen und zu vergessen, dass es biologische Männer und Frauen gibt. Das Skelett einer Transfrau würde immer als männlich identifiziert werden, denn die Ideologie ist gegenüber der Realität machtlos. Sie kann nur im Reich der Phantasie reüssieren.

Zu den neuen Worten, die in den Corona-Jahren kreiert wurden, gehört „Schwurbler“. Das waren alle, die es wagten, der Pandemie-Legende zu widersprechen und die Regierungsmaßnahmen zu kritisieren. Zwar haben die Corona-Schwurbler in allen Punkten recht behalten, wie mit jedem Tag durch neue Studien erhärtet wird, aber der Begriff „Schwurbler“ scheint magische Anziehungskraft zu haben. Deshalb hat ein inzwischen älterer weißer Mann mit rotem Kamm den Begriff „Friedensschwurbler“ geprägt.

Gemeint sind alle Menschen, die sich der herrschenden Kriegslogik entziehen und es wagen, an der Tatsache festzuhalten, dass Karthago nach dem dritten Krieg nicht mehr auffindbar war. Seinen Kindern und Enkeln ein Leben in einer nicht radioaktiv verseuchten Trümmerwüste zu ermöglichen gilt den Kriegsgeilen heute als „voll nazi“. Ich meine damit die Leute, die öffentlich den „totalen Sieg“ wollen und deshalb alle Verhandlungen ablehnen.

Meine Kindheit, Jugend und mein junges Erwachsenen-Alter wurde überschattet von der Drohung eines Atomkrieges, dem die Welt in der Kuba-Krise gefährlich nahe war. Wir glaubten mit der Friedlichen Revolution diese Gefahr für immer überwunden zu haben. Irrtum.

Es ist erst zwei Jahre her, dass die eifrigsten Waffenlieferer mit dem Slogan: „Keine Waffenlieferungen in Krisengebiete“ Wahlwerbung für sich gemacht haben. Deren Spitzenfrau Baerbock hat jetzt Putin aufgefordert, seinen Kurs um 360° zu ändern. Kann es wirklich Sünde sein, dafür sorgen zu wollen, dass solchen Gestalten die Macht schnellstens aus den Händen genommen wird?

Ich bin im Zweifel lieber Friedensschwurbler als Kriegstreiber, aber vor allem bestehe ich auf das Recht, eine differenzierte Position zu beziehen. Tertium datur!



Unabhängiger Journalismus ist zeitaufwendig

Dieser Blog ist ein Ein-Frau-Unternehmen. Wenn Sie meine Arbeit unterstützen wollen, nutzen Sie dazu meine Kontoverbindung oder PayPal:
Vera Lengsfeld
IBAN: DE55 3101 0833 3114 0722 20
Bic: SCFBDE33XXX

oder per PayPal:
Vera Lengsfeld unterstützen