Klimagipfel „COP26“: Das programmierte Scheitern der Heuchler

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Von Gastautor Ramin Peymani

Da ist sie nun auch schon wieder vorbei, die 26. UN-Klimakonferenz. Mehr als zwei Wochen lang hatte sich im schottischen Glasgow alles getummelt, was Rang und Namen hat. Jeder durfte ans Mikrofon, der das Wort Weltuntergang fehlerfrei auszusprechen vermochte – in welcher Sprache auch immer. Der Clou blieb den Veranstaltern jedoch versagt: Queen Elizabeth II. musste passen. Nur allzu gerne hätte man das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs und immerhin fünfzehn weiterer Staaten als leibhaftiges Testimonial für die eigene Marketingkampagne präsentiert. Mit ihr hatte man gehofft, nicht nur bei den für Steuererhöhungen wenig empfänglichen Briten der eigenen Ideologie Dynamik zu verleihen, sondern auch in den abgelegensten Regionen der Erde, in Belize ebenso wie in St. Lucia oder auf Tuvalu. Doch auch ohne die Königin zogen die Organisatoren alle Register. Sie ließen sich dabei nicht einmal vom medialen Unbehagen aus der Ruhe bringen, das angesichts der Vorlieben bei der Wahl der Transportmittel zu vernehmen war. Immerhin scheint der überwiegende Teil der Staats- und Regierungschefs zwar seinen Wählern die Kutsche empfehlen zu wollen, Kurzstrecken aber doch lieber per Privatjet zurückzulegen. Soviel Komfort muss für Privilegierte schon sein, Klimawandel hin oder her. Fragen warf außerdem auf, dass sich US-Präsident Biden nicht einmal vom bevorstehenden Weltuntergang vom gelegentlichen „Power Nap“ abhalten ließ. Angesichts der angeblich kaum mehr aufzuhaltenden Apokalypse ist dies allerdings vielleicht die richtige Portion Fatalismus. Am Ende war es dann wie immer: Auch der 26. Weltklimagipfel war nicht mehr als das Schaulaufen der Heuchler.

Vierzehn Tage lang durfte nach Herzenslust CO2 produziert werden, mehr vielleicht als es ganz Glasgow in einem Jahr zu schaffen in der Lage wäre

Gestartet 1995 in Berlin (wo sonst, als in der Wiege des institutionalisierten Klimatotalitarismus), fand auch die „Conference of the Parties“ Nummer 26 als Präsenzveranstaltung statt. Abgesehen davon, dass Menschenaufläufe dieser Größenordnung so gar nicht zur globalen Corona-Panik passen wollen, besteht der Anachronismus vor allem darin, dass man in Zeiten weltweit etablierter Videokonferenzen rekordverdächtige Emissionen produziert, um propagandataugliche Bilder zu erzeugen und die eigene Eitelkeit zu befriedigen. Wie wenig spektakulär wäre es gewesen, Angela Merkel bei ihren assistierten Versuchen zuzusehen, die Kamera ihres Laptops zum Laufen zu bringen oder die passende Ecke ihres Arbeitszimmers für eine stabile WLAN-Verbindung aufzuspüren. So durfte also nach Herzenslust CO2 produziert werden, mehr vielleicht als es ganz Glasgow in einem Jahr zu schaffen in der Lage wäre. Alles für das höhere Ziel. Wen kümmert die Bigotterie der Gelehrten, wenn sie uns doch die Erlösung bringen? Wer fragt nach Privilegien Erleuchteter, die uns vor der Apokalypse zu retten vermögen? Gebt ihnen, was sie brauchen, denn sie führen uns ins Licht. Für den Durchschnittsbürger reicht es. Der ist den Rattenfängern schon lange auf den Leim gegangen. Wenn ihre medialen Trompeten hierzulande Punkt 20 Uhr ihr tägliches Abendkonzert anstimmen, sitzt er vor der Mattscheibe und feiert sich für seine Bereitschaft, noch einen Tick mehr zu geben als verlangt, damit er bloß nicht mit einem achtlos im Restmüll entsorgten Strohhalm zum Untergang der Antillen beitrage, die im Plastik der Weltmeere zu versinken drohen. Oder waren es die Kanarischen Inseln? Sei´s drum, retten ist immer gut.

Wir sind über den Punkt hinaus, an dem weitere Verschärfungen und Verbote ohne Asien und Afrika einen messbaren Zusatznutzen entfalten

Dass es den Protagonisten trotz aller martialischer Sprüche und absurder Kausalketten so ernst dann doch nicht ist, wäre eigentlich leicht zu durchschauen. Wer ernsthaft etwas für einen lebenswerteren Planeten tun wollte, müsste sich diejenigen vorknöpfen, die gar kein Interesse daran haben, etwas zu ändern. Wir sind deutlich über den Punkt hinaus, an dem weitere Verschärfungen und Verbote einen messbaren Zusatznutzen entfalten, solange Asien nicht mitmacht und Afrika derart schnell wächst. Der rasant steigende Energiebedarf der Entwicklungs- und Schwellenländer und die mit der dortigen Wohlstandssteigerung verbundene Mehrbelastung für die Umwelt machen die Selbstbeschränkungen der westlichen Hemisphäre zur Farce. Dabei wird die Frage, wie stark der Mensch denn wirklich zum Klimawandel beiträgt, gar nicht mehr diskutiert. Es geht nur noch darum, den vermeintlich drohenden Untergang zu verhindern, koste es, was es wolle. Ich bin sehr für den Schutz unserer Umwelt. Klare Gewässer, unbelastete Böden und saubere Luft sind die wesentlichen Voraussetzungen für das Leben auf der Erde. Dafür kann jeder von uns viel tun. Jeden Tag. Die Klimaindustrie könnte auf diese Weise aber weder Milliarden verdienen noch mächtige Organisationen etablieren. Sie braucht die Erzählung vom anthropogenen Klimawandel. Sie braucht durchchoreografierte Gipfel und weinende Priester, die sich selbst kasteien, weil sie den Göttern zu wenige Opfer dargebracht haben. Dabei ist das Scheitern von Klimagipfeln der Schlüssel zur Sicherung ihrer Macht. Die „Conference of the Parties“ wird schon deshalb auch weiterhin eine wilde CO2-Party bleiben, bei der zwar alle verkatert nach Hause gehen, aber trotzdem fordern, die Dosis beim nächsten Mal zu erhöhen.

Dieser Text erschien zuerst auf: peymani.de



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