Von Gastautor U.L.
Es hat sage und schreibe 46 Jahre gedauert, ehe ich mich erstmalig entschloss, an einer Demonstration teilzunehmen. Wen wundert es, für einen Bürgerlichen gehört sich dies nicht, insbesondere nicht für jemanden, der seinem Geschichtslehrer noch viele Jahre zuvor im Brustton der Überzeugung entgegnete, dass „Demonstrationen sowieso nichts bringen“. Nun war es aber dennoch soweit, zumal die Zumutungen seitens eines entrückten politischen und medialen Establishments unerträglich wurden.
Auf der Autofahrt zur Demo war ich zugegebenermaßen etwas nervös, weil ich nicht so recht wusste, welche Art von Publikum mich dort erwartete. Nach der Ankunft zerstreuten sich meine dunklen Vorahnungen jedoch recht schnell, repräsentierten die Teilnehmer, die zahlreicher als erwartet aufgelaufen waren, doch einen bunten Querschnitt durch die Gesellschaft. Nach einigen interessanten Gesprächen mit anderen Teilnehmern setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung, eskortiert von Polizisten, die sich sicher eine schönere Wochenendbeschäftigung vorstellen konnten, als bei sommerlichen Temperaturen schwarze Uniformen und einen Helm zu tragen. Aber dennoch waren die Ordnungshüter entspannt, auch gab es hier und dort einen Plausch zwischen den Beamten und den Teilnehmern.
Bereits während sich der Demonstrationszug seinen Weg durch die Stadt bahnte, durfte ich über die Live-Ticker der Mainstreammedien auf meinem Smartphone erfahren, dass ich gerade mit Spinnern, Rechtspopulisten, Rechtsextremisten oder schlimmeren marschierte. Konsterniert blickte ich mich nochmals um, konnte in der Menge der Teilnehmer jedoch partout keine Nazis und dergleichen entdecken. Zugegeben, für zwei tätowierte Teilnehmer mit geschorenem Kopf hätte ich nicht die Hand ins Feuer gelegt, aber das war es dann auch schon.
Der Demonstrationstross zog weiter an einer Seitenstraße vorbei, in der die AntiFa eine Gegendemonstration veranstaltete. Der AntiFa-Block, weitestgehend vermummt und sonnenbebrillt, skandierte „Nazis raus“. Unsere Demonstranten stimmten ein und winkten freundlich zurück. Kein Wunder, Nazis braucht tatsächlich niemand, schon gar nicht diejenigen Nazis, die sich als deren Gegenteil ausgeben. Knifflig wurde es für die uns begleitenden Polizisten allerdings, als die AntiFa Pyrotechnik gegen den Demonstrationszug einsetzte, aber man bekam die Lage unter Kontrolle.
Am Ort der Abschlusskundgebung wurde deutlich, wie viele Menschen sich letztlich zur Demonstration eingefunden hatten, und die Redebeiträge trafen den Nerv, unterbrochen vom Jubel der Zuhörer.
Auch Tage nach der Demonstration hörte die Kampagne gegen selbige nicht auf. Die Teilnehmerzahlen wurden seitens der Medien kleingerechnet, Politiker ließen die von den Demonstranten vorgebrachten Forderungen rechts liegen, den Teilnehmern wurde Dummheit oder gar üble Absicht unterstellt und der gesamten Veranstaltung wurde die Legitimation abgesprochen. Natürlich blieben infolgedessen auch Vorwürfe seitens einiger meiner Freunde nicht aus, wie ich mich mit solchen Menschen denn gemein machen könne.
Viele Teilnehmer der Demonstration am 1. August 2020 in Berlin, die auch erstmalig an einer Demonstration teilgenommen haben, werden angesichts meiner obigen Schilderung bestätigend mit dem Kopf nicken. Nur dass ich nicht von der Demonstration vom 1. August 2020 in Berlin, sondern von einer Demonstration etwa drei Jahre zuvor in Kandel berichtet habe, die sich gegen die seit Ende 2015 stattfindende Masseneinwanderung richtete. Kandel, ein Ort in Rheinland-Pfalz, in dem die 15-jährige Mia von einem mutmaßlich aus Afghanistan stammenden „Schutzsuchenden“ erstochen wurde.
Warum aber schreibe ich diese Zeilen? Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, dass einige Teilnehmer der damaligen Demo in Kandel heute die Demonstrationsteilnehmer in Berlin ganz im Sinne von Politik und Medien pauschal als Spinner, Coronaleugner, Esoteriker, Eidechsenmenschen, Flacherdler o. ä. abtun, während einige Teilnehmer der Demo in Berlin unter Übernahme der politischen und medialen Diktion die damaligen Demonstrationsteilnehmer in Kandel weiterhin als Rechtspopulisten, Rechtsextreme, Nazis o. ä. bezeichnen würden. Dabei müsste doch den Teilnehmern beider Demonstrationen mittlerweile klar geworden sein, dass jedweder von der Regierungs- oder Meinungsmacherlinie abweichende Standpunkt – und sei er noch so gut begründet – stets nach demselben Konzept „spalte und herrsche“ bekämpft wird. Die Argumente der Demonstranten werden ignoriert, einzelne Teilnehmer der Demos werden diffamiert und die Veranstaltung damit pauschal delegitimiert, damit bloß kein Außenstehender auf den Gedanken kommt, beim nächsten Mal vielleicht dabei zu sein.
Ist es angesichts dieser Erkenntnis nicht an der Zeit, sich diesem üblen Spiel von Politik und Medien zu entziehen, ehe es unsere Gesellschaft mit all ihren Errungenschaften gänzlich zerreißt? Unabhängig davon, wie unterschiedlich die Meinungen zu einigen Themen sein mögen, so sollten wir uns von den Machthabern nicht in Gute und Böse, Schwarze und Weiße, Klimajünger und Klimaleugner, Vernünftige und Coronaleugner, Gutmenschen und Rassisten etc. spalten lassen, sonst werden wir letztlich alle verlieren. Auch ich musste dies in einem seit 2015 stark emotionalisierten politischen Umfeld erst lernen und es fällt mir noch heute schwer. Sollte es uns aber gemeinsam gelingen, die Meinung Andersdenkender nicht nur als legitim anzusehen, sondern auch in einem konstruktiven Streit um die beste Lösung zueinander zu finden, so werden wir die von Medien und Politik aufgerissenen Gräben wieder zuschütten können. Und dann können wir diese unheilvolle Machtanmaßung des Polit- und Medienbetriebs beenden, der unsere Freiheit und Demokratie bedroht.
Ich selbst werde am 29. August 2020 in Berlin dabei sein, um meinen Beitrag zu leisten, schließlich gibt es die öffentlich-rechtliche Auszeichnung als „Coronaleugner“ nicht umsonst, die muss man sich schon verdienen. Ich freue mich auf Euch!
Übrigens, meine eingangs erwähnte Äußerung gegenüber meinem Geschichtslehrer, nämlich dass Demonstrationen doch nichts brächten, bezog sich damals auf die Demonstrationen in der DDR. Ein Jahr später war das zweite sozialistische Regime auf deutschem Boden Geschichte.