Teil III: Bücher, Lesen und Sozialstruktur

Veröffentlicht am

von Gastautor Michael Wolski

Brunnenstraße Nord/Süd und Anzahl der Buchhandlungen

Wurde in Teil I und II über den generellen Zusammenhang von Bildungsverhalten, Lesen, Armut und Buchhandlungen berichtet, so will ich hier wie unter einem Mikroskop das Problem in Berlin an zwei Bezirksregionen erläutern.

Sie kennen bestimmt die Bernauer Straße in Berlin. Dort befinden sich zwischen dem S-Bahnhof Nordbahnhof und dem U-Bahnhof Bernauer Straße die Gedenkstätte Berliner Mauer, Reste der Mauer, ein alter Wachturm im Osten, eine Beobachtungsplattform im Westen und freigelegte Fluchttunnel.

Die Bernauer Straße erlangte 1961 traurige Berühmtheit, da die Häuser im Osten Berlins standen, der Bürgersteig zum Hauseingang aber im Westen war. So seilten sich nach dem Mauerbau viele Ostberliner aus dem Haus ab, bis man die Fenster zumauerte und später die Häuser abriss.
Wir feiern den 30. Jahrestag des Mauerfalls und übersehen, dass auf dieser Straße noch heute eine Demarkationslinie verläuft. Die Linie trennt heute Leser von Nicht-Lesern.

2001 wurde der Ost-Bezirk Mitte neu gegründet und mit den Bezirken Tiergarten und Wedding (beide ehemals Westen) vereint. Bei den Bezirksregionen im Bezirk Mitte gibt es die Profile Brunnenstraße Nord und Brunnenstraße Süd. Nord und Süd werden durch die Bernauer Straße getrennt. Endet die Region Brunnenstraße Süd am U-Bahnhof Rosenthaler Platz, kurz vor dem Alexanderplatz, so endet die Region Brunnenstraße Nord am U-Bahnhof Gesundbrunnen.

Aus diesen Profilen, herausgegeben vom Bezirksamt Mitte, will ich einige markante Stellen zitieren.

Brunnenstraße Nord und Brunnenstraße Süd, jeweils Teil I der Regionalprofile

Nord: „Über 85 % der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren haben einen Migrationshintergrund, das ist der höchste Wert im Bezirk. Der Migrationshintergrund besteht jedoch nur im statistischen Sinne, die meisten Kinder und Jugendlichen haben keine eigene Migrationserfahrung.“ S. 11

Süd: „Jeder 4. Einwohner/-in hat einen ausländischen Pass. Dieser Wert liegt unter dem bezirklichen Durchschnitt. Es handelt sich hierbei um keine homogene Gruppe, sie unterscheiden sich nach Dauer
des Aufenthalts, Herkunftsland, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Lebensläufen und vor allem ihrer sozialen Lage.“ S. 11

3.1 Einordnung in die gesamtstädtische Sozialberichterstattung

3.2 Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit

3.3 Transferleistungsabhängigkeit


3.4 Soziale Situation von Kindern und Jugendlichen

4.1 Vorschulische Bildung

4.2 Schulische Bildung

5.2 Gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen

Anzahl der Buchhandlungen

In der Tabelle in Teil II wurden für Wedding (Brunnenstraße Nord) lediglich 2
 und Alt-Mitte (Brunnenstraße Süd) 32 Buchhandlungen angegeben.
 Natürlich muss man seine Bücher nicht im Kiez kaufen und der größte Buchhändler, Amazon, hat 24 h am Tag geöffnet. Aber nach den hier aufgeführten Fakten dürfte sich das Bild der auseinanderdriftenden sozialen Schichten in der Hauptstadt gefestigt haben.

Das Beispiel Brunnenstraße hilft Ihnen, mit nur einer Frage das Wohnumfeld einzuschätzen:
Wo gibt es Buchhandlungen und wo nicht?



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