Einwanderungswerbung und Wohnungspolitik in Freiburg – Schizophrenie oder nur normaler Wahnsinn?

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von Gastautor Albrecht Künstle

Kaum war die Empörung über die Massenvergewaltigung einer jungen Frau hinter einer Freiburger Diskothek etwas verraucht, wollte Freiburgs neuer Oberbürgermeister Martin Horn ein halbes Schiff voll selbst verschuldeter Schiffbrüchiger vom Mittelmeer in „seine“ Stadt einladen. Nicht als Touristen, sondern als weitere Einwohner. Schon sein grüner Vorgänger Salomon ließ sich nicht lumpen und förderte die Einwanderung rhetorisch und als Verwaltungschef. Deshalb betrug der Ausländeranteil in zwei Stadtteilen schon vor einem Jahr 50 Prozent.

Von 2010 bis 2015 nahm die Zahl der Syrer und Iraker in Freiburg um fast 80 Prozent zu. Schon vor zwei Jahren lebten über 38.000 Ausländer aus 172 Ländern in Freiburg, das waren 17 Prozent der Einwohner. Mit Migrationshintergrund sind es über 30 Prozent. Viel zu wenig, scheinen die verfügbaren Diagramme der Stadt zu vermitteln, in anderen Städten sei der Ausländeranteil höher.

Die unvermeidliche Folge ist, sie alle wollen wohnen, und daran hat man vielleicht vorher nicht gedacht. Freiburg war schon voll, für die neuen Gäste wurden Wohngebäude in Hanglage gebaut, aber auch davon gibt es zu wenig. Also hieß die neue Devise Expansion. Nach Osten ins Dreisam-Tal kann sich die Stadt nicht ausdehnen. Täler haben die städtebaulich schlechte Eigenschaft, dass sie von Bergen umgeben sind, die weniger gut zu bebauen sind. Also gilt es, ins Umland auszuweichen. Da die Regionalpolitik nun aber langsam STOP sagt, was die Ausweisung neuer Wohngebiete betrifft, streckte Freiburg seine Fühler in bis 20 Kilometer entfernte Kommunen aus. Aber auch dort hat die Bevölkerungszahl zugenommen. Und die Prognosen bis 2030 sagen bis zu weitere 27 Prozent Bevölkerungswachstum voraus. Offensichtlich haben die Demographen jetzt realisiert, dass die Migranten zumindest in einem Bereich produktiv sind: Kinder. Doch die Zeitung mutmaßt, Südbaden sei ein Sonderfall, weil es bei uns so schön ist und unentwegt die Sonne lacht. Lacht wirklich nur die Sonne über Freiburg?

Jedenfalls heißt nach dem misslungenen Umland-Versuch die neueste Devise, Freiburg baut selbst im Westen. Bis zur Autobahn raus lässt sich das Land noch zubetonieren, nur ein kleines Naherholungsgebiet zwischen zwei anderen Stadtteilen um den Dietenbachsee herum soll frei bleiben. „Keine andere Stadt in Deutschland plant derzeit einen so großen Stadtteil wie Freiburg“ – 6.500 Wohnungen für 15.000 Menschen fand „Der Sonntag“ vom 20. Januar heraus (ein Ableger der Badischen Zeitung). 110 Hektar sollen den Bauern genommen werden. In seltener Eintracht begrüßen dies alle Fraktionen einschließlich der Grünen. Das Motto aus der Geschäftswelt, „der Kunde ist König“ wird wohl auf alle übertragen, die in die Stadt wollen.

Doch da haben die Stadtverwaltung und die etablierten Parteien die Rechnung ohne die Neuformation „Lebenswertes Feiburg“ gemacht. Man höre und staune, das grün-rote Freiburg soll nicht mehr lebenswert sein? Jedenfalls bildete sich eine Bürgerinitiative und betreibt erfolgreich ein Bürgerbegehren gegen den neuen Stadtteil.

Das Brisante an der Sache ist: Teilweise sind es dieselben Akteure, die immer mehr Menschen in der Stadt wünschen, die sich nun gegen das neue Wohngebiet wehren. Sie beklagen die „industrielle Landwirtschaft“ und zwingen die Bauern, auf dem verbleibenden Land noch rationeller zu produzieren. Gibt es da nicht einen Fachbegriff von Psychologen für diesen Zwiespalt des Bewusstseins?

Was tun sprach Zeus? Entweder machen die Eingeborenen Freiburgs den neuen „Mitbürgern“ Platz und ziehen weg – aber wohin? Oder die grünen Willkommens-Akteure wählen sich eine andere Stadt, dann hätten die Willkommensgäste in Freiburgs Nobel-Vierteln Platz. Oder das Erzbistum vergibt Grundstücke für den Wohnungsbau in Erbpacht, wie es Städte für den Bau von Moscheen tun. Oder die Uni Freiburg vergibt einen Forschungsauftrag um herauszufinden, ob die Ressourcen in Freiburg und Deutschland wirklich unbegrenzt sind. Oder die Regierenden in Stadt und Land suchen sich im Ausland ein Volk, denen sie ihre Politik des unendlichen Wachstums verkaufen können.

Vielleicht hilft ja auch mein spontaner Einfall: Da in Freiburg sogar auf der Bundesstraße 31 quer durch die Stadt Tempo 30 vorgeschrieben wurde, was seit dieser Woche mit vielen Radarfallen überwacht wird, könnte man ja gleich im ganzen Stadtgebiet Schrittgeschwindigkeit einführen. Dann wären die Leute viel länger auf der Straße unterwegs und entsprechend geringer wäre der Wohnflächenbedarf. Der jetzige Wohnraum würde eher ausreichen und der neue Stadtteil müsste vielleicht nur halb so groß werden. Nur mal so als Denkanstoß für die Freiburger Grünen, falls ihnen ihre Ideen ausgehen. Oder gerne auch als Steilvorlage für eine Büttenrede auf der Freiburger Fasnacht.



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