Die Perle der Seeregion Chiles

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Auch die Seeregion Chiles ist eine eigene Reise wert. Ihre zahlreichen Seen sind umgeben von smaragdgrünen Wäldern, spiegeln stille und schwelende Vulkane, sind benachbart mit blubbernden Thermalquellen, spektakulären Wasserfällen und Stromschnellen. Die atemberaubende Natur reicht für drei Nationalparks. Südlich des Gebietes, durch einen Kanal vom Festland getrennt, liegt der bezaubernde Archipel Chiloé, der mit über hundert Holzkirchen geschmückt ist, 16 davon sind zum Weltkulturerbe erklärt worden. Wer Chiloé besucht, sollte sich mindestens zwei Tage Zeit nehmen, um alles in Ruhe genießen zu können. Allein die kulinarischen Angebote in Quellón sind es wert.

Die eigentliche Perle der Seeregion findet sich aber in Frutillar, ein von Deutschen gegründetes und immer noch sehr von Deutschen geprägtes Städtchen am Ufer des Llanquihue-Sees, an dessen anderem Ufer der Vulkan Osorno thront. Sein perfekter schneebedeckter Kegel scheint förmlich über dem See zu schweben.

Frutillar, wo auf Deutsch zu „Kaffee und Kuchen“ eingeladen wird, soll das hübscheste Städtchen der Region sein. Mir fehlen da die Vergleiche, aber eines ist sicher: Sein Teatro del Lago, ein prachtvolles, von den Architekten Köster&Green in den See gebautes Gebäude, ist einmalig.
Das Amphitheater bietet eine Sicht über den See auf den Vulkan. Das ist eine einmalige Kulisse für jede Vorstellung. Der Hauptsaal verfügt dank Holzplatten aus deutscher Buche über eine Akustik, die keine Wünsche offen lässt. Daneben gibt es zahlreiche Probenräume.
Hier hat sich die Familie Schieß, Inhaber einer in Santiago ansässigen Landentwicklungsfirma, ein Denkmal gesetzt.
In den Reiseführern wird das Teatro del Lago als Ort von Opern-, Jazz- und Klassikfestivals beschrieben. Es ist aber viel mehr.

Die Idee der Familie Schieß war es, musikalisch begabten Kindern aus ganz Chile die Möglichkeit zu bieten, ihre Stimme oder sich an einem Instrument ausbilden zu lassen. Dafür wurden verschiedene Masterklassen eingerichtet. Die Schüler bekommen Stipendien, die teils von Privatleuten, teils aus öffentlichen Mitteln bereitgestellt werden. Man versteht sich als Nukleus für Künstler, die später in die Berufsorchester gehen.
Inzwischen ist die Ursprungsidee erweitert worden. Es werden Ballett- bald noch Schauspielklassen angeboten.
Die Konzerte sind nicht nur für ein gut betuchtes Publikum, sondern auch für die Bewohner der Umgebung gedacht. Es kommen Besucher aus ganz Chile.

Inzwischen ist das Theater der Mittelpunkt eines Masterplans für die weitere Entwicklung der ganzen Stadt und ihrer Umgebung geworden. Frutillar, das noch zu den 24 ärmsten Städten Chiles gehört, zählt bereits zu den 34 UNESCO-Städten der Musik. Das Theater ist als UNESCO-Kreativzentrum anerkannt. Sechs Projekte wurden begleitend ausgearbeitet. Statt der Betonstraße am Strand mit teurer Randbebauung wird es eine Seepromenade für alle geben. Daran anschließend entsteht ein Park mit Seeblick. Aus dem Ort soll keine teure Touristenhochburg werden, sondern er soll allen Einkommensklassen Möglichkeiten bieten.
Schon jetzt zieht die angestoßene Entwicklung junge, talentierte Leute an, die sogar mit weniger Gehalt zufrieden sind, um dabei sein zu können.

In Frutillar ist eine Idee zur Vision, die Vision zu einer vielversprechenden Realität geworden.



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