Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten

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Von Gastautor Olaf Lorke

Man kriegt ja immer gesagt, man soll sich vor schlechten Nachrichten hüten, diese schaden der Gesundheit. Das stimmt ganz sicher, ist aber gar nicht so leicht. Man müsste sich ziemlich aus dem Leben zurückziehen. Sich um Gottes Willen nicht mit Politik beschäftigen. Sehr gesundheitsschädlich. Keine Zeitung, kein Fernseher, vor allem keine Talkshows. Höchstens ein Tierfilm.

Gerade die Zeitungen strotzen nur so vor schlechten Nachrichten. Mir hat mal jemand gesagt, schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute, der Mensch braucht das eben.

Flugzeugabsturz gestern, Überschwemmung heute, Banküberfall hier, Vergewaltigung oder Familiendrama dort. Krieg und Hunger an vielen Orten. Alles schlechte Nachrichten. Schlimmste Borkenkäferplage und große Dürre heute, Klimakatastrophe morgen. Schlechte Luft und Dieselfahrverbote. Zitate von Trump, Zitate von Erdogan, Zitate von Putin. Alles schlechte Nachrichten. Alle möglichen Zitate aller möglichen Politiker: schlechte Nachrichten.

Gute Nachrichten, die die Laune sofort bessern, muss man also mit der Lupe suchen. Aber es gibt sie: Forscher der Dresdner Uniklinik erfinden genialen Trick gegen Krebszellen. Tolle Nachricht! Die Montanregion Erzgebirge nimmt die erste Hürde auf dem Weg zur Weltkulturerbestätte. Super! Die Lebenserwartung der Deutschen ist gestiegen. Auch prima. 10.000 Zuschauer beim Getzen-Rodeo im Erzgebirge. Lese ich auch gern. DDR-Gewürzgurken sind nach 30 Jahren im Glas noch genießbar. Hmmmm.

Jetzt gab es aber sogar eine gute Nachricht auf der Titelseite: Angela Merkel hat keine Lust mehr auf den CDU-Vorsitz. Na endlich, denkt man, da kommt mal frischer Wind in die Bude. Und die guten Nachrichten reißen an dieser Stelle nicht ab! Sie möchte auch nicht mehr als Kanzlerin antreten. Sie möchte sich 2021 sogar ganz aus der Politik zurückziehen und nicht etwa nach Deutschland auch noch Europa retten. Und die nächste gute Nachricht: Sie sagt, sie hat „keine Sorge, dass mir danach nichts einfällt.“

Bei so vielen guten Nachrichten kommt man aus dem Gute-Laune-Modus kaum noch raus. Dennoch fragt man sich: Was wird sie denn dann machen, wenn die Karriere zu Ende ist?

Komische Leute haben mal gesagt, sie setzt sich dann ins Flugzeug. Onkel Erich hätte ihr angeblich zu Lebzeiten schon eine schöne Stadtrand-Villa reservieren und herrichten lassen, in Santiago de Chile. Totaler Blödsinn. Die gleichen Leute meinen, eines der letzten Telefonate von Honecker ging ungefähr so: „Liebe Angela, hier noch mein letzter Parteiauftrag: Tritt in die CDU ein, dann fällt es am wenigsten auf. Werde Bundeskanzlerin und mache die kapitalistische BRD kaputt. Der Sozialismus wird siegen!“ So ein Unsinn. Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass folgendes passieren wird:

Sie zieht sich in ihre Uckermark zurück. Nachdem der erste Reporter-Ansturm nachgelassen hat, wird sie sich auf ihre Terrasse setzen und was schreiben? Klar, ihre Memoiren. Der Titel wird sein: „Die Staatsdienerin“ oder „Wie man Deutschland dient.“ Oder „Wie man einem Land dient, in dem man ziemlich lange und gut und gerne lebt.“

In diesem Buch wird sie aus dem Nähkästchen plaudern, was das Zeug hält. Wir alle kennen sie ja als extrem hölzern und steif, wenn sie auf der Bühne steht. Sie scheint nicht in der Lage zu sein, eine freie Rede zu halten. Und was sie sagt, haut einen auch nicht vom Hocker.

Aber sie ist in Wirklichkeit ganz anders! Alle, die Angela näher kennen, bestätigen das. Sobald keine Kamera mehr da ist, ist sie plötzlich ganz locker. Sie macht Witze und hintermüpfige Bemerkungen, nimmt Leute sympathisch auf die Schippe. Sie erzählt von ihren eigenen Erfolgen beim Gärtnern in MeckPom. Und beim Kuchenbacken. Extrem volkstümlich. Schade, dass diese Charaktereigenschaft so selten rüberkam.

In ihren Memoiren wird sie nicht nur über ihre grandiosen Verdienste in Deutschland, Europa und in der Welt berichten.

Sei es bei ihrem Kampf um den Euro oder bei der Rettung armer EU-Staaten und Banken. Sei es bei ihrem Einsatz bei der Abschaffung der Wehrpflicht und die Umerziehung der Bundeswehr. Das Motto “Frieden schaffen ohne Waffen” schien sie auf eine ganz erstaunliche Weise umsetzen zu wollen.

Ihr haben wir es zu verdanken, dass wir die gefährlichen Atomkraftwerke endlich loswerden und dass wir eine Energiewende schaffen, die weltweit Ihresgleichen sucht. In ihrem Heimatland Mecklenburg-Vorpommern ist es mittlerweile so, dass der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Naja, auch eine Physikerin kann mal übersehen, dass man das nicht auf ganz Deutschland anwenden kann. Angela, die CO2-Killerin.

Ihren größten Verdienst wird sie aber in der Bewahrung und Verteidigung ihrer Humanität bei der Willkommens-Orgie ab 2015 sehen. Dass sie für ihre Flüchtlingspolitik so heftig kritisiert wurde und wird – dafür wird sie auch in ihren Memoiren kein Verständnis aufbringen.

Neben diesen Verdiensten wird sie aber auch z.B. von Treffen mit Staats- und Regierungschefs berichten. Nicht nur von den offiziellen Sachen, die kennt ja jeder. Nein, sie wird von Dingen schreiben, die sich, „außerhalb des Protokolls“ abgespielt haben, nach den langen Sitzungen. Wenn sie ihre oben beschriebenen kommunikativen Fähigkeiten einsetzen konnte. Wenn sie die ganze Runde mit Sprüchen, Anekdoten und Tipps unterhalten hat. Wenn sie Herrn Juncker erklärt hat, welche Gewürze zum Beispiel in einen selbst angesetzten Quitten-Schnaps gehören und dessen Augen dann noch glasiger wurden.

So meine ich das mit dem Nähkästchen.

Die Merkel-Memoiren werden in der Spiegel-Bestseller-Liste ganz nach oben schnellen. Die Leser(innen) dieser Memoiren werden feuchte Augen bekommen. Was hatten wir nur für eine gute Kanzlerin!



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