Der Aufreger der letzten Woche für Medien, Politiker und „Kulturschaffende“ war die Absage des Bauhauses Dessau, die linksextremistische Band „Feine Sahne Fischfilet“ auf ihrer historischen Bühne für das ZDF auftreten zu lassen.
Das Bauhaus solle nicht zum Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden, teilte die Stiftung mit. Man wolle keinen politisch extremen Positionen eine Plattform geben – weder rechts noch links. Auch das Anhaltinische Theater Dessau, das als Ersatz-Austragungsort auserkoren wurde, lehnte die zweifelhafte Ehre, Gastgeber einer linksextremistischen Band zu sein, ab.
Wer die Texte dieser Band kennt, die von Gewaltaufrufen, Hass und Hetze nur so strotzen, sollte meinen, dass kein öffentlich-rechtlicher Sender, der die Aufgabe hat, Demokratie zu stärken, auf den Gedanken kommen könnte, eine solche extremistische Band in sein Programm zu heben.
„Deutschland ist Scheiße, Deutschland ist Dreck, gib mir ein Like gegen Deutschland.“ grölt Jan Gorkow von den sahnigen Fischen in einem seiner Songs. Das soll jetzt gebührenfinanziert in jeden dem ZDF zugänglichen Haushalt gesendet werden. Allerdings hat Bundespräsident Steinmeier, der diese Gruppe auf seiner Facebook-Seite für das #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz bewarb, offenbar die letzen Hemmungen gegenüber dem gewaltaffinen Linksradikalismus beiseite gefegt.
Als vor Jahren der damalige Justizminister Maas sich von der Band begeistert zeigte, bekam er noch jede Menge kritischen Gegenwind. Jetzt macht sich sogar Kulturstaatsministerin Grütters (CDU) für die Combo stark. Die Kunstfreiheit müsse verteidigt werden, auch wenn die Gruppe nicht jedem gefalle. Rechten Protesten dürfe man nicht weichen. Damit fällt sie ihren Parteikollegen in den Rücken, die das Bauhaus bei seiner Ansage unterstützten. Merke: Wer gegen linksextremistische Deutschlandhasser protestiert, ist was wohl? Richtig: Rechts. Ist Kultusminister Rainer Robra für Grütters jetzt auch ein Rechter?
Im Windschatten dieser Unterstützung durch Regierungspolitiker, die von den geschmähten Deutschen alimentiert werden, kann die Linke (das ist die umbenannte SED) jetzt ihre Neigung zum Linksradikalismus ausleben. Kultursenator Lederer lud die faulen Fische nach Berlin ein, das Konzert in den Gebäuden des Bauhaus-Archivs zu geben.
Lederer ist in diesem Jahr Vorsitzender des Bauhaus-Verbundes. Unterstützt wird er von Markus Klimmer vom Trägerverein des Bauhaus-Archivs: „Das Bauhaus ist ein politischer Ort. Wer etwas anderes sagt, hat das Bauhaus nicht verstanden.”
Ja, das Bauhaus war auch ein politischer Ort. Auch ein Ort der politischen Kontroversen und Denunziation. Oder wie soll man den Brief des zeitweiligen Bauhaus-Direktors Hannes Meyer werten, in dem er seinen Nachfolger Mies van der Rohe als Schöpfer des Revolutionsdenkmals für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht denunzierte?
Derselbe Meyer ging 1930 nach seinem Rausschmiss in die Sowjetunion, wo er von Stalin beauftragt wurde, ein Modell für das neue, sozialistische Moskau zu entwerfen. Allerdings waren Meyers Vorstellungen, rund um den Kreml alles niederzureißen und Stadtviertel wie Tortenstücke um ihn herum zu gruppieren: Eine Stadt für Wissenschaftler, eine für Sportler, eine für Arbeiter, eine für Künstler u.s.w. für Stalin zu extremistisch. Der oberste Kommunist ließ sich dann lieber von ehemaligen Architekten des Zaren Gebäude im Zuckerbäckerstil bauen. Meyer durfte auf Bewährung nach Birobidschan, um für die geplante Jüdische Autonomie eine Hauptstadt zu bauen. Das Höllenklima am Amur behagte ihm nicht, er zog es vor, 1936 in die Schweiz zurückzukehren. Seine damalige Lebensgefährtin Margarete Mengel ließ er samt Sohn in Moskau zurück. Mengel wurde zwei Jahre später verhaftet und erschossen. Sein Sohn Johannes überlebte als Waise die stalinistischen Kinderheime und erfuhr erst 1993 vom gewaltsamen Tod seiner Mutter. Über Meyers Umbaupläne von Moskau ist nichts in Wikipedia zu lesen.
Was ich damit sagen will ist, dass der antitotalitäre Konsens, auf den sich das Bauhaus Dessau berufen hat, die richtige Schlussfolgerung auch aus der Bauhausgeschichte, ist. Dass sich das nicht bis in das Berliner Archiv herumgesprochen hat, ist bedauerlich. Statt die Türen für Linksextremisten zu öffnen, hätte man im Archiv jeden Anlass, die Bauhausgeschichte zu vervollständigen.
Notwendige Anmerkung:
Nach Veröffentlichung dieses Artikels wurde heute morgen bekannt, dass das Anhaltinische Theater Dessau seine Absage revidiert hat. Leider kann man nur vermuten, was zu dieser Kehrtwende geführt hat. Ein Shitstorm? Drohungen seitens der Antifa? Oder gab es massenhafte Abo-Kündigungen von Theaterbesuchern, die unbedingt eine Deutschland-Hasser-Band in ihrem Haus genießen wollen?
Fest steht, die Mitteldeutsche Zeitung heute jubelt: “Alle wollen Fischfilet.”
So wird Linksradikalismus hoffähig gemacht. Abzuwarten bleibt, wie die echten Fans der sahnigen Fische es finden, dass ihre Combo staatstragend wird.