Die ominösen Hitlergrüße

Veröffentlicht am

Viel Rauschen im Blätterwald gab es um die angeblich massenhaft gezeigten Hitlergrüße beim Trauermarsch der 800 in Chemnitz. Nachdem sich der Staub gelegt hat, verfolgt die Staatsanwaltschaft 5, nach einer anderen Quelle 6 Vorfälle. Nun wird es interessant. In den sozialen Medien kursieren Fotos von mindestens drei äußerst zweifelhaften Hitlergrüßen. Einer soll von einem V-Mann des Verfassungsschutzes, einer von einem linken Journalisten sein und einer stammt vom Hauptzeugen für der Medien. Es handelt sich um einen anscheinend angetrunkenen Mann, der aussieht, wie ein abgerissener Linker, der wie unter Drogen „Töten, töten!“ ruft, den Hitlergruß kameragerecht vorführt und auch bei Hintergrundgesprächen allerlei rechtsextremes Zeug erzählt. Nachdem die Filmaufnahmen im Kasten waren, wechselte der Mann die Seite und beobachtete den weiteren Verlauf der Ereignisse unter den Linken. Wieso der Mann so eifrig in der Öffentlichkeit strafbare Handlungen begeht, hätte die Journalisten eigentlich stutzig machen müssen. Die glaubten aber lieber an seine Authentizität, weil es in ihr Weltbild passte.

Stutzig wurde dagegen ein Demonstrant, der dieses seltsame Gebaren beobachtet und fotografiert hatte. Er startete eine Facebook-Suche. Dabei kam u. a. heraus, dass der angebliche Rechtsextreme auf seiner Hand ein RAF-Tattoo hat. Das veranlasste t-online zum Eingeständnis eines Fehlers.

„Es entspricht unserem redaktionellen Selbstverständnis, dass wir alle Behauptungen überprüfen und nur dann veröffentlichen, wenn sie uns glaubhaft erscheinen und uns dazu zwei voneinander unabhängige Quellen vorliegen. Genauso gehört es jetzt aber auch zu unserem journalistischen Selbstverständnis, dass wir diesen Fehler transparent korrigieren und kommunizieren. Sie als unsere Leserinnen und Leser sollen sich darauf verlassen können, bei uns valide Informationen zu erhalten. Und darauf, dass wir aus unseren Fehlern lernen.“ Es folgt noch eine Entschuldigung in Richtung der Medien, die sich auf die T-Online-Meldungen verlassen haben.

Das ist immerhin ein Anfang, auch wenn sich T-Online nicht dazu durchringen kann, in dem Mann einen Agent Provocateur zu sehen. „Ausschließen können wir jedoch nicht, dass es sich bei dem Mann um einen Provokateur handelt. Das kann auch die Staatsanwaltschaft bislang nicht.“

Bei Befragung durch Sat 1-Reporter soll sich der Mann in Widersprüche verstrickt haben.
Aber man möchte seinen Kronzeugen nur ungern aufgeben. Beim Besuch des Hauses, in dem der Mann angeblich wohnen soll, wurden Neonazisticker im Hausflur gesichtet, liefen Leute mit Neonazi-Kluft rum. Das erleichtert die Reporter. Sie kommen zu dem Schluss, dass an der Provokateur-These doch nichts dran zu sein scheint. Auf den Gedanken, dass der Mann sie zu einem falschen Haus geschickt haben könnte, kommen die kritischen Journalisten nicht.

 



Unabhängiger Journalismus ist zeitaufwendig

Dieser Blog ist ein Ein-Frau-Unternehmen. Wenn Sie meine Arbeit unterstützen wollen, nutzen Sie dazu meine Kontoverbindung oder PayPal:
Vera Lengsfeld
IBAN: DE55 3101 0833 3114 0722 20
Bic: SCFBDE33XXX

oder per PayPal:
Vera Lengsfeld unterstützen