Viel Rauschen im Blätterwald gab es um die angeblich massenhaft gezeigten Hitlergrüße beim Trauermarsch der 800 in Chemnitz. Nachdem sich der Staub gelegt hat, verfolgt die Staatsanwaltschaft 5, nach einer anderen Quelle 6 Vorfälle. Nun wird es interessant. In den sozialen Medien kursieren Fotos von mindestens drei äußerst zweifelhaften Hitlergrüßen. Einer soll von einem V-Mann des Verfassungsschutzes, einer von einem linken Journalisten sein und einer stammt vom Hauptzeugen für der Medien. Es handelt sich um einen anscheinend angetrunkenen Mann, der aussieht, wie ein abgerissener Linker, der wie unter Drogen „Töten, töten!“ ruft, den Hitlergruß kameragerecht vorführt und auch bei Hintergrundgesprächen allerlei rechtsextremes Zeug erzählt. Nachdem die Filmaufnahmen im Kasten waren, wechselte der Mann die Seite und beobachtete den weiteren Verlauf der Ereignisse unter den Linken. Wieso der Mann so eifrig in der Öffentlichkeit strafbare Handlungen begeht, hätte die Journalisten eigentlich stutzig machen müssen. Die glaubten aber lieber an seine Authentizität, weil es in ihr Weltbild passte.
„Es entspricht unserem redaktionellen Selbstverständnis, dass wir alle Behauptungen überprüfen und nur dann veröffentlichen, wenn sie uns glaubhaft erscheinen und uns dazu zwei voneinander unabhängige Quellen vorliegen. Genauso gehört es jetzt aber auch zu unserem journalistischen Selbstverständnis, dass wir diesen Fehler transparent korrigieren und kommunizieren. Sie als unsere Leserinnen und Leser sollen sich darauf verlassen können, bei uns valide Informationen zu erhalten. Und darauf, dass wir aus unseren Fehlern lernen.“ Es folgt noch eine Entschuldigung in Richtung der Medien, die sich auf die T-Online-Meldungen verlassen haben.
Bei Befragung durch Sat 1-Reporter soll sich der Mann in Widersprüche verstrickt haben. Aber man möchte seinen Kronzeugen nur ungern aufgeben. Beim Besuch des Hauses, in dem der Mann angeblich wohnen soll, wurden Neonazisticker im Hausflur gesichtet, liefen Leute mit Neonazi-Kluft rum. Das erleichtert die Reporter. Sie kommen zu dem Schluss, dass an der Provokateur-These doch nichts dran zu sein scheint. Auf den Gedanken, dass der Mann sie zu einem falschen Haus geschickt haben könnte, kommen die kritischen Journalisten nicht.