Der Kampf der Medien gegen die Realität

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Liebe Frau Lengsfeld,

Ich selbst bin keine Augenzeugin in dem Sinn, dass ich bei der heutigen Demonstration vor Ort dabei war. Aber habe ich seit dem Nachmittag bis ca. 19:30 Uhr eine direkte Liveübertragung auf YouTube verfolgt. Nebenbei habe ich immer mal wieder die Twittermitteilungen der Polizei Sachsen verfolgt. Als ich anfing, diese Demonstration zu verfolgen, waren beide eigentlich getrennten Demonstrationen noch nicht vereint worden. Aber schon als der eine Trupp Menschen auf den anderen wartete, konnte man durch die sächsische Polizei Meldungen verfolgen, wonach man von linken Lager bereits anfing, Steine von einer Bahnstrecke einzusammeln. Ich habe die Demonstration verfolgt, bis am Ende durch die massive Hinderung durch die “Gegendemonstranten” der Demonstrationszug nicht weiter kam, bald darauf auch erst umkehren wollte, dann aber die Demonstration beendet wurde. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt keine Übergriffe, Gewalt oder Provokationen auf der “rechten” Demonstration. Doch bereits da wurde berichtet, dass die Medien schon anfingen, ihre Fehlinformationspolitik erneut voranzutreiben.

Ich bin Jahrgang 1976, bin in den neuen Bundesländern geboren, kenne nun seit einer Weile die damals jahrelange Wut im Bauch meiner Eltern und fühlte mich vor allem heute an eine bestimmte Sendung der damaligen aktuellen Kamera erinnert. Drinnen im Saal feierte sich noch die Staatselite und draußen hatten schon die armen Jungs unserer Sicherheitskräfte zu tun, dass die Demonstranten nicht doch am Ende von draußen zum Fenster reingrüßen. Als mir das heute so richtig bewusst wurde, musste ich offen gestanden lachen. Lachen darüber, wie dumm so viele in diesem Land sind, die vom Alter her sich doch auch noch sehr gut an diese Zeit erinnern können und diese Parallelen nicht erkennen wollen. Unter der Käseglocke von Politik und Medien feiert man sich wie einst für “Planerfüllungen”, klopft sich gegenseitig auf die Schulter und ist ach so schockiert über die bösen Sachsen, Wutbürger, etc., pp. Und draußen auf der Straße wird der Unmut immer lauter. Das waren sie doch schon zu Recht, als die Wahllüge der „blühenden Landschaften“ platzte.

Ich frage mich wirklich, wie wenig Erinnerungsvermögen die Deutschen an ihren eigenen Geschichtsunterricht haben, wie wenig sie doch in diesem lernten. Diese Entwicklung gab es nicht nur Ende der 80-er Jahre. Dieses im Gleichschritt formierte “Einschreiten” gab es in mindestens drei mir aus dem Stegreif einfallenden Ländern während der Existenz der DDR. Dieses, unweigerlich durch die Arroganz und erzwungene Machterhaltung an den Tag gelegte Verhalten einer regierenden “Elite” konnte man noch länger davor schon anhand der französischen Revolution verfolgen und eigentlich daraus lernen. Ich frage mich, wie verwöhnt wir wohl sind, wenn wir das kostbare Gut der freien Bildung für alle so mit Füßen treten. Und das in der heutigen Zeit, in der man nicht mal mehr eine Bibliothek aufsuchen muss, da mit dem Internet für alle und mit einem unendlich großen Fundus an Wissen in ihm ein jeder das Wissen großteils ständig mit sich herum trägt. Wann will der Großteil in diesem Land endlich aufwachen? Wenn es am Ende wieder zu spät ist und man mal wieder erschrocken und bedröppelt ein “das haben wir nicht gewusst” herausstammelt?

Ich lebe seit meinem 17. Lebensjahr in den alten Bundesländern. Ich kenne die guten und nicht so guten Seiten der neuen Bundesländer und die der alten während dieser Zeit. Ich kann auf beiden Seiten zu einem Teil die Kritik an den jeweils anderen verstehen. Da ich zudem zwei Mal innerhalb Deutschlands in eine vollkommen andere Ecke des Landes zog, weiß ich auch, wie unterschiedlich die Menschen in diesem Land in ihrer Mentalität sein können. Doch seit einer Weile frage ich mich ernstlich, wann die Menschen (nicht alle, aber für mein Gefühl noch viel zu viele) in diesem Land anfingen eine DDR 2.0 hinnehmen zu wollen. Nebenbei aber den „Wutbürgern“, „Besorgten“ und „rechten“ unterstellen, sie hätten aus der Geschichte nichts gelernt.

Danke für Ihren unermüdlichen Einsatz, den Sie leisten. Ich hoffe für uns alle, dass er auch dieses Mal nicht vergebens sein wird.

S. A.

 



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