Brief einer Frauenrechtlerin an Christian Ströbele

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Von Gastautorin

Lieber Herr Ströbele,

seit vielen Jahren verfolge ich Ihre politische Arbeit als Abgeordneter des Deutschen Bundestages und habe Sie wegen Ihres charismatischen, langandauernden und sehr persönlichen Einsatzes geschätzt und respektiert.

Ich erlebe seit einigen Jahren – insbesondere ab Herbst 2015 – in meinem Alltag eine erhebliche Zunahme von ganz konkreten Bedrohungen und sexualisierten Belästigungen durch arabische bzw. türkischstämmige Männer. Diese Erlebnisse erscheinen zunächst harmlos, in der Summe und der Zunahme der Konfliktsituationen stellen sie eine Bedrohung dar.

Mir wird auf der Straße „du Hure“ oder „Ficki Ficki“ hinterhergerufen. mir wird mit verächtlichem Blick vor die Füße gespuckt. Mir wird gesagt „Senk den Blick, du Schlampe.“.

Ich lebe in Pankow und bin dort im Sommer immer sehr gerne ins örtliche Freibad gegangen. Das mache ich inzwischen nur noch wenn Ramadan ist. Denn dort werde ich beim Schwimmen gestört von arabischen Männern, die durch rücksichtsloses Springen vom Beckenrand bewusst andere gefährden. Ich werde herabgewürdigt durch den arabischen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der im Einlassbereich meine Unterwäsche in der Badetasche durchwühlt – vorgeblich, um sie auf mitgeführte Messer zu durchsuchen. Und ich werde gedemütigt von demselben Mann, der mir später auf der Liegewiese sagt, mein Badeanzug sei zu knapp, ich solle mir gefälligst ein T-Shirt anziehen.

Ich habe mein alltägliches Verhalten in den letzten zwei Jahren verändert und mich selbst beschränkt. Mein Feierabendbierchen freitags im Mauerpark ist gestrichen. Sobald ich mich mit meiner Freundin dort niedergelassen habe, werden wir von drogenverkaufenden Afrikanern angequatscht und angegrabscht. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahre ich wegen zahlreicher Belästigungen und Beleidiungen nur noch, wenn ich wegen Eis und Schnee nicht auf mein Rad zurückgreifen kann.

Meine im Sauerland allein lebende 78-jährige Mutter traut sich nicht mehr, mich in Berlin zu besuchen, da es im Regionalzug nach Dortmund in den letzten Jahren zu zahlreichen Bedrohungen, Angriffen und Raubtaten durch arabische oder nordafrikanische Männer gekommen ist. Auch ich fahre nur noch mit äußerster Anspannung und Vorsicht mit diesem Zug. Früher habe ich mir die Fahrtzeit mit Lesen vertrieben; jetzt bin ich achtsam.

Dies sind meine eigenen, persönlichen Erfahrungen. Schlimmeres habe ich zum Glück nicht erlebt. Es scheinen, wie gesagt, lediglich unangenehme Kleinigkeiten zu sein. Aber es ist mehr: ich werde hier in der Stadt, in der ich lebe, wegen meines Geschlechts Schritt für Schritt aus dem öffentlichen Raum gedrängt.

Wie geht diese Entwicklung weiter, wie sieht die Zukunft meiner jetzt 9-jährigen Tochter aus? Wird sie sich sicher und frei als junge Frau in Deutschland bewegen können? Oder wird sie künftig ein Leben führen, das sich nicht mehr unterscheidet von dem der meisten Frauen in islamischen Ländern, denen ein Recht auf ihre Seele und ihren unversehrten Körper nicht zugestanden wird?

Ich bin froh und dankbar, weil ich in einem freien und sicheren Land aufwachsen durfte. Und ich will einen Beitrag dazu leisten, dass dies auch für die jüngeren Generationen möglich ist. Deswegen habe ich am 17.2. beim Marsch der Frauen demonstriert: Weil Frauenrechte nicht verhandelbar sind.

Warum diffamieren Sie mich aufgrund meiner Teilnahme an der Demonstration pauschal als rassistisch – ohne mich zu kennen?

Durch Ihren Boykottaufruf und Ihre Beteiligung am Boykott haben Sie mich an der Ausübung meines grundgesetzlich verbrieften Rechts auf freie Meinungsäußerung gehindert und mich in der Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Als ehemaligen Kämpfer für Freiheit und Toleranz frage ich Sie: Mit welchem Recht und Warum?

Mit freundlichen Grüßen

G.H.

 



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