Berlin-Wahl – Außer Spesen nichts gewesen

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Warum wählen gehen, man kann ja doch nichts verändern. Nach der Wahl machen die Wahlverlierer doch weiter. Das haben sich offenbar viel zu viele Berliner gesagt. Die Nicht-Wähler bedenken nicht, dass sie es den Parteien leicht machen, nach ihrem Gusto zu verfahren. Hätte nur eine der kleinen Parteien, die auch zur Wahl angetreten waren, die 5%-Hürde überschritten, hätte sie ordentlich Sand ins politische Getriebe streuen können.

Aber so steht bereits vor dem Endergebnis fest, dass der Pleite-Senat weiter machen kann. Es geht nur noch darum, ob SPD oder Grüne mit 0,1 Prozent die Nase vorn haben. Bei Gleichstand könnte es zu einem Kampf der Spitzenkandidatinnen wie zwischen Kriemhild und Brunhild kommen, in dem die eine die andere nicht über die Schwelle lassen will und daraus eine tödliche Feindschaft erwächst. Dann käme noch etwas Dramatik in die Schussfahrt der Stadt.

Die siegreiche CDU erklärte tapfer, sie hätte den Regierungsauftrag bekommen. Kai Wegner will sogar mit den Grünen verhandeln, was er vor wenigen Tagen noch ausgeschlossen hat. Er wird nicht mehr als formale Gespräche absolvieren dürfen. Wenn die SPD als Dritte endet, könnte Wegner nicht mal Giffey anbieten, als Regierende weiterzumachen, um sich die Regierungsbeteiligung damit zu erkaufen. Nie war die Sackgasse, in die sich die CDU unter Merkel und Merz manövriert hat, so deutlich, wie heute. Ein Wahlsieg ohne Machtoption ist bitter, aber nicht unverdient. „Berlin-Wahl – Außer Spesen nichts gewesen“ weiterlesen

Wie funktioniert Machtmißbrauch?

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Wer sich über die einseitige Belegung der öffentlich-rechtlichen Talk-Shows ärgert, dem sei Fairtalk empfohlen, eine Privatinitiantive, die sich hauptsächlich durch die Beiträge der Zuschauer finanziert.

Ich war auch eingeladen und muss sagen, es war ein interessanter Abend.

Wer es sehen will, kann das hier:

Die verschüttete Geschichte

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Zu den besorgniserregensten Krisenezeichen gehört, dass unsere politische  “Elite” so leichtfertig mit der Weltkriegsgefahr , in der wir uns aktuell befinden, umgeht. Die Erlebnisgeneration, d.h. diejenigen, die sich noch an den 2. Weltkrieg erinnern können und in den von ihm hinterlassenen Trümmern aufgewachsen sind, streben langsam aus. Für die Nachfolgenden ist der Krieg nur noch eine Erzählung, neudeutsch Narrativ, das wenig oder keinen Bezug zur Realität hat. Aus diesem Grund veröffentliche Ich an dieser Stelle einen Erlebnisbericht von Frauen einer Familie aus der Zeit, als der Krieg mit voller Wucht in das Land zurückkehrte, das ihn begonnen hatte. Deutschland lobt sich immer gern für seien vorbildliche Aufarbeitung der Nazivergangenheit. Dabei wurden aber die Familiengeschichten , vor allem die der Täter, ausgeklammert, so dass die Aufarbeitung in einer Art luftleerem Raum stattfand. Nur so lässt sich erklären, dass es wieder eine Bereitschaft gibt, Krieg zu riskieren.

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Von Elke Deluse

Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit

Der ihr entronnen seid.

 

Bertold Brecht: An die Nachgeborenen

 

Teil 1: Die Flucht

 

 

Das Angebot

 

Am Morgen des 15. Februar 1945 klingelte es Sturm an der Haustür meiner Großmutter Elfriede. Ein schneereicher und bitterkalter Winter hatte den Menschen in der kleinen Stadt Stolp in Pommern hart zu schaffen gemacht. Brennmaterial gab es kaum noch und Elfriede fror in der kaum beheizten Küche. Seit 6 Uhr war sie wach und saß mit einer Tasse Ersatzkaffee zusammengekauert dicht neben dem kleinen Ofen, in dem ein paar Holzzweige brannten.

Erstaunt über den frühen Besuch am Morgen, öffnete sie die Haustür nur einen Spaltbreit, um möglichst wenig eisige Luft in den Flur zu lassen. Draußen stand Charlotte Neumann, die 15-jährige Tochter der Nachbarn und beste Freundin Mariannes, Elfriedes Tochter.

„Komm herein“, schnell zog Elfriede das Mädchen in den Flur und schloss die Tür hinter ihr. „Willst du zu Marianne? Ilse und sie schlafen beide noch.“

Charlotte war trotz der Kälte verschwitzt und das dunkle, lange Haar hing ihr ungekämmt ins Gesicht. Sichtlich aufgeregt zog sie meine Großmutter in die Küche.

„Nein, ich will mit dir sprechen Tante Elfriede. Heute Abend fahren wir los. Die Eltern sind dabei zu packen und haben mich geschickt, um zu sagen, dass ein Platz für Marianne frei ist. Bitte, lass sie mit uns fahren!“

Seit Monaten hatten sich immer mehr Familien auf den Weg gen Westen gemacht, um vor den anrückenden russischen Truppen zu fliehen. Unkoordiniert und ohne Genehmigung der Reichsregierung war das ein riskantes Unterfangen. Mit Handwagen, Pferdekutschen und Fahrrädern, auf die die Menschen das Nötigste luden, zogen sie los. Der tiefe Schnee in diesem Winter hatte manche aufgeben lassen. Viele waren auf dem Weg erfroren oder von  umherziehenden Banden ausgeraubt worden.

Der Tod von 9 000 Flüchtlingen, die mit dem Schiff Wilhelm Gustloff in der Ostsee ertrunken waren, hatte sich in Windeseile herumgesprochen.  Da die Flucht als Feigheit vor dem Feind galt, kam es auch zu Erschießungen.

Lesen Sie den vollständigen Text auf meinem Kulturblog

 

Am Thailand-Tripp der Klimakleber ist die Politik schuld!

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Das glauben Sie nicht? Das klingt nach einer Verschwörungstheorie? Nein, so steht es, nicht wörtlich, aber sinngemäß in einer Stellungnahme der Klimakleber und Thailandreisenden von Stuttgart.

Erst blockierten die zwei Klima-„Aktivisten“ von der „Letzen Generation“ den Berufsverkehr in Stuttgart, dann machen sie sich zu einer CO2-treibenden Fernreise auf. Sind auch sie für ihre Aktivitäten bezahlt worden?

Jedenfalls sind die Studenten in der Lage, mehrere Monate in Fernost zu verbringen. Nicht gerechnet haben sie offensichtlich damit, dass ihre Reise auf Kritik, nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern auch in den meinungsmachenden Medien stoßen würde. Waren sie es doch gewohnt, eher von denen verhätschelt zu werden, wegen ihres richtigen Anliegens, für das man Verständnis, haben muss, auch wenn die Mittel die falschen sind.

Nun haben die beiden notgedrungen in der TAZ-Stellung genommen. „Am Thailand-Tripp der Klimakleber ist die Politik schuld!“ weiterlesen

Widerständig? Ich wäre lieber mutig!

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Der hellsichtige Analytiker des Zeitgeistes, der Schweizer Volker Mohr hat sein vierzehntes Buch im Loco-Verlag veröffentlicht. „Der verlorene Himmel“ ist ein Bändchen mit Kurzgeschichten, die es in sich haben.

Im Prolog fragt ein alter einen jungen Mann, ob er etwas suche und ob er helfen könne. Nach anfänglicher Abwehr nimmt der junge Mann den Rat des Alten an. Menschen, die privat und beruflich Ziele formulieren, klammern das Zufällige aus. Sie sitzen in einem Zug, der nur an bestimmten Stellen hält. Sie können nicht spontan die Richtung ändern. Der Junge solle nach den geheimen Orten Ausschau halten, dort, wo die Stadt lebt.

„Dabei musst du auf die Bilder achten, nicht auf die Zeichen, die Auf den Bildschirmen und den Plakaten zu sehen sind, sondern auf die versteckten Bilder, auf jene, die man für gewöhnlich nicht beachtet.

In seiner ersten Geschichte, der Schatten, geht Alfred Kruger auf die Suche nach den verdeckten Bildern hinter den Zeichen. Er findet eines Morgens sein Margaritenrondell zum Teil zerstört. Die Blumen wurden kurz über dem Boden abgeschnitten. Kurz darauf passiert das Gleiche bei seinem Nachbarn. Alle Blumenbeete seines Gartens und auch die Sträucher waren zerstört. Den Nachbarn störte es nicht weiter, er wolle sowieso einen Steingarten anlegen. Kruger sieht in den Vorgärten die Rasenroboter rotieren. Es ist ihm etwas unbehaglich, aber erst, als eine Frau ihm erzählt, dass in ihrem Viertel nur noch Steingärten existieren, weil die Rasenroboter alle Pflanzen zerstören würden, sieht er die Bilder hinter dem Zeichen. Die Rasenroboter ziehen in Rudeln los und häckseln alles, was ihnen im Wege steht. Da „wusste Kruger, dass er hier nichts mehr verloren hatte“. Mit dieser Geschichte warnt Mohr vor der dunklen Seite der künstlichen Intelligenz. „Widerständig? Ich wäre lieber mutig!“ weiterlesen

Don Giovanni in Salzburg

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Auch in  diesem Jahr wird die Mozartwoche von Rolando Villazón geleitet. Erstmals seit Jahrzehnten steht nur Mozart auf dem Programm. Wenige frühe Stücke sind vertreten, der Schwerpunkt liegt auf den mitteleren und Spätwerken.

Die beiden Hauptwerke der Woche sind die Oper „Don Giovanni“ und das Requiem in d, das man spätestens aus Milos Formans Mozart-Film kennt,.

Die Oper dirigierte Sir András Schiff vom Hammerklavier aus, der seine selbst zusammengestellte Capella Andrea Barca mitbrachte und vom Bachchor Salzburg unterstützt wurde. Die Einrichtung der „Halb-Szenischen Aufführung“ hatte Rolando Villazón übernommen.

Zwei Aufführungen fanden in der Felsenreitschule statt. Der Riesensaal war vollbesetzt. Knisternde Spannung lag in der Luft. Wie würde Villazóns Arbeit zu bewerten sein?

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Es war eine perfekte Aufführung, an der alles stimmte. Die wunderbaren Sänger meisterten auch die schwierigsten Parts spielend im Zusammenspiel mit dem Orchester. Unser Experte, der Villazón nicht mag, war überwältigt. Es würde schwerfallen, dieses Niveau zu übertreffen.

Es war spannend, Schiff zusehen zu dürfen, wie er Sänger und Orchester dirigierte. Ich war so gefesselt, dass ich zeitweise von den Sängern abgelenkt war.

Ich weiß nicht, ob Tonaufnahmen von der Aufführung gemacht wurden. Es wäre die perfekte CD. „Don Giovanni in Salzburg“ weiterlesen

„Fürchtet euch nicht!“

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Der Kolumnist Michael Andrick hatte in der Berliner Zeitung die Aussetzung verfassungsmäßiger Grundrechte durch die Choronapolitik der Regierung kommentiert: War dies möglich, so ist alles möglich. Der Chefredakteur der Zeitung hatte darauf geantwortet, auch der Verleger und zu einer Weiterführung der Debatte aufgefordert. Der folgende Text ist als Beitrag zu dieser Debatte geschrieben, aber dort bislang nicht veröffentlicht, denn sie konzentrierte sich dann unmittelbar auf Corona. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, allerdings ist das Problem, wie es von Herrn Andrick aufgeworfen wurde, nämlich, daß unser Land „zunehmend Züge eines korrupten Parteienkartellstaats mit repressivem Meinungsregime“ zeigt, in den Hintergrund gedrängt worden. Nun ist bei den neuesten Beiträgen zur Debatte allerdings der Hinweis „Dieser Text ist Teil der Serie „Corona-Debatte“. Alle Texte dazu finden Sie unter: https://www.berliner-zeitung.de/topics/corona-debatte“ nicht mehr vorhanden. Man möchte wohl die Debatte beenden und keine allgemeineren Schlußfolgerungen zum Zustand unsrer Demokratie ziehen.

Von Gastautor Lothar W. Pawliczak

Das war die Botschaft des heiligen Papstes Johannes Paul II. an seine Landesleute und an alle Bürger im sowjetischen Machtsystem: „Fürchtet euch nicht. Habt keine Angst!“ (Josua 10:25; Jesaja 41:10)

Die Arbeiter der Leninwerft in Gdańsk hatten ihre Furcht vor dem System überwunden, waren aufgestanden, hatten Solidarność gegründet. Intellektuelle, Künstler hatten sich angeschlossen, obwohl sie sicher mehr zu verlieren hatten als die Arbeiter. Von denen verloren aber einige ihr Leben. Das sollten wir nie vergessen! Man sollte silberne Stolpersteine überall dort anbringen, wo Opfer des Kommunismus zuletzt gewohnt haben.

Am 7. Oktober 1989 hatten Mutige eine sozialdemokratische Partei in der DDR gegründet, zwei Tage später andere den Aufruf „Die Zeit ist reif – Aufbruch 89“ verfaßt. Die Zeit war schon lange reif, aber die Angst, die die Freiheit vertilgt, mußte überwunden werden.

Seltsame Ironie der Geschichte: Einige der DDR-Oppositionellen haben sich einbinden lassen und schweigen, wo heutzutage Bürgerrechte geltend zu machen wären. Ein gutdotierter Posten enthält auch die Angst, ihn wieder zu verlieren. Aber nicht alle waren einzubinden: Bärbel Bohley, Michael Arnold, Angelika Barbe, Erika Drees, Rolf Henrich, Vera Lengsfeld, Sebastian Pflugbeil, Gunter Weißgerber, …

Daß man auf seinem Posten schweigt und Dinge betreibt, von denen man weiß, daß sie falsch sind, haben inzwischen einige Politiker nach Ausscheiden aus ihrem Ämtern veranschaulicht: Sigmar Gabriel zitierte in einem Gastbeitrag im TAGESSPIEGEL (09.4.2018) einleitend des Philosophen Alain Finkielkraut Definition von „politischer Korrektheit“: „Nicht sehen wollen, was zu sehen ist“. „Die Phase zwischen Machtverlust, Erleuchtung und Weisheit dauerte bei ihm 26 Tage“, kommentierte Nicola Abé das im SPIEGEL (Nr. 16 / 14.4.2018 S. 8). Joachim Gauck, der als Bundespräsident erklärt hatte, „die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem“ und auf einer toleranten multikulturellen Gesellschaft bestand, gleichzeitig aber intolerant von einer Spaltung des Landes zwischen Dunkeldeutschland und Helldeutschland redete, bekannte – kaum aus dem Amt geschieden: „Wohin ein solcher Multikulturalismus aber tatsächlich geführt hat, das hat mich doch erschreckt“ (Zit. nach FAZ 27.09.2019). Nun teilen uns Kanzler Scholz und die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit mit, daß Rente mit 63 ein Fehler sei. Hatten sie nicht selbst Regelungen durchgesetzt, die einen frühen Rentenbezug fördern? Wer von den jetzigen Regierungsmitgliedern wird uns irgendwann mittteilen, daß das sogenannte Bürgergeld ein Fehler ist?

Man weiß ja zur Genüge, was einem Amtsträger passiert, wenn er gewisse Wahrheiten ausspricht. Da droht nicht nur ein „nicht hilfreich“ der Kanzlerin. Nachdem Christian Hirte einem Freund zu seiner von der Kanzlerin mißbilligten Wahl gratuliert und ihn einen „Kandidaten der Mitte“ genannt hatte, mußte er umgehend „auf Anregung der Bundeskanzlerin“ um seine Entlassung als Staatssekretär und Ostbeauftragter „bitten“. Bestrafe einen – erziehe hundert! Der nunmehrige Kanzler muß soetwas wohl nicht mehr selbst erledigen und die Bundesinnenministerin will, daß Beamten allein aufgrund eines Verdachts aufgrund von „Hinweisgebern“ die Existenz entzogen wird. „„Fürchtet euch nicht!““ weiterlesen

Don Giovanni und die große Kunst der Verführung

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Der neue Operndirektor des Theaters Nordhausen Benjamin Prins hat ein grandioses Regiedebüt abgeliefert. Was das Publikum im Sondershäuser Haus der Kunst, das Stammhaus wird gerade restauriert, zu sehen bekam, war große Kunst.

Die Idee, den legendären Frauenhelden mit egomanischen Künstlern wie Pablo Picasso zu vergleichen, erwies sich als inspirierend. Das beginnt mit dem Bühnenbild (Wolfgang Kurima Rauschning). Eine transparente, schwarze Installation, ein Atelier. Im Vordergrund ein weißer Arbeitstisch mit Malutensilien, an der Seite zwei braune Ledersessel und ein Clubtisch. Dazu kommt im 2. Akt kurzzeitig eine schwarze Badewanne.

Es beginnt für alle, die das Programmheft noch nicht gelesen hatten, mit einer Überraschung: Aus dem Off ein Interview mit einem erfolgreichen Künstler, der sich für den größten der Welt hält und für den Frauen entweder Göttinnen oder Fußabtreter sind.

Dann beginnt die Ouvertüre, während der zwei ehemalige Gespielinnen Don Giovannis mit Wandgemälden beschäftigt sind. Don Giovanni nimmt der einen den Pinsel aus der Hand und korrigiert mit großer, eleganter Geste das Gemalte. Sobald sie den Pinsel wieder in der Hand hat, imitiert sie ihn. Damit ist das Verhältnis zwischen Don Giovanni und den Frauen vorgegeben.

Im Hintergrund erscheint schon Donna Anna und dann beginnt das Drama. Anna (Zinzi Frohwein) erträgt nicht, dass sie für Don Giovanni nur eine von vielen Kurzzeit-Affären ist. Sie sinnt auf Rache. In dieser Figur könnte man die Urmutter der Me-Too-Bewegung sehen. Sie weiß genau, wer nachts in ihr Zimmer kam und wem sie sich hingab. Sie macht aber eine Vergewaltigung daraus. Ihr Vater, der Komtur, will ihr zu Hilfe eilen und legt sich mit Don Giovanni an. Der warnt Ihn: „Willst du sterben?“ Die kurze Auseinandersetzung endet mit dem Tod des Komturs. Das ist schon alles, was das Stück an Handlung aufweist, der Rest sind verschiedene Szenen, die nur durch die Person Don Giovanni verbunden werden.

Was zu sehen war. Ist der Sieg Mozarts über seine Interpreten. Don Giovanni – nur ein böser, zügelloser Vergewaltiger?

Die Figur ist viel komplexer. Das ahnt man schon, wenn Leporelleo in seiner Registerarie aufzählt, wie sein Herr die jeweils begehrte Frau gewinnt. Nicht durch Gewalt, sondern mit Schmeicheleien. Diese Mehrdimensionalität sichtbar zu machen, ist Philipp Franke zu verdanken. Franke, von dem Michael Helmrath sagte, er hätte mit seinem Tannhäuser-Vortrag nur deshalb den Sängerwettstreit auf der Wartburg nicht gewonnen, weil er außer Konkurrenz aufgetreten sei, zeigt sein ganzes Können. Sein Don Giovanni ist wie aus dem Mozartischen Jahrhundert der Verführung entstiegen. Nicht nur seine Stimme, seine Bewegungen, sein ganzer Körper ist Hingabe an seine Leidenschaft.

Wie könnte er sonst Zerlina (Yuval Oren) an ihrem Hochzeitstag von ihrem Bräutigam weglocken? Sein „Là ci darem la mano“ (Reich mir die Hand, mein Leben) ist von einer Art, dass ihm die härteste Me-Too-Aktivistin auf sein Schloss folgen würde. Zerlina hätte sich ihm nur zu gern hingegeben, wenn nicht Donna Elvira, eine andere verlassene Geliebte, dazwischengefunkt hätte. So wurde aus dem Techtelmechtel nichts und Zerlina hat nun die Aufgabe, ihren Bräutigam zu versöhnen. Sie schafft das, weil sie in der Kunst der Verführung Don Giovanni ebenbürtig ist. „Don Giovanni und die große Kunst der Verführung“ weiterlesen

Messeranschlag: Erneut ein Täter „verwirrt“? Täterherkunft „egal“?

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Von Gastautor Steffen Meltzer

Messeranschlag im Regionalzug von Kiel nach Hamburg. Ein 33-jähriger staatenloser Palästinenser tötet mit einem Messer ein 17-jähriges Mädchen und einen jungen Mann, 19). Außerdem verletzt er sieben weitere Menschen, davon werden gegenwärtig zwei Opfer im Krankenhaus operiert. Der Täter (korrekt: Tatverdächtiger) war erst sechs Tage nach seiner Haftentlassung auf freien Fuß. Das Verbrechen kam dabei keineswegs „überraschend“, die bisherige Strafakte:

Seit 2015 ist der „Flüchtling“ mindestens zwölfmal polizeilich in Erscheinung getreten.

  • 2015 Ladendiebstahl in Euskirchen, Missbrauch von Scheckkarten in Bonn,
  • 2016 gefährliche Körperverletzung in Euskirchen, gefährliche Körperverletzung in Bad Münstereifel, Ladendiebstahl in Euskirchen,
  • 2018 Körperverletzung in Köln,
  • 2019 sexuelle Nötigung in Euskirchen,
  • 2020 Sachbeschädigung in Euskirchen, Körperverletzung in Bonn und 2x Körperverletzung in Euskirchen und Bedrohung in Euskirchen. Er befand sich bis zum 19. Januar dieses Jahres in Untersuchungshaft.
  • Selbst in U-Haft soll Ibrahim A. Mithäftlinge angegriffen haben.
  • Focus-online berichtet: „…attackierte er bereits drei Mal Menschen mit einem Messer.
  • 2023 nunmehr ein Haftbefehl wegen zweimal Mord und viermal wegen versuchten Totschlags.

Bemerkenswert ist die bei solchen Taten oft zu lesende Behauptung, der Messerstecher, hätte (angeblich) „einen verwirrten Eindruck gemacht“, so die einheitliche Medienberichterstattung aufgrund einer Ermittleraussage. Dabei ist gar nicht wichtig, ob der Palästinenser nach der Tat schuldfähig war, entscheidend ist vielmehr, ob er zum Tatzeitpunkt Herr seiner Sinne war. Das kann kurz nach der Festnahme kein Ermittler ernsthaft und seriös beurteilen wollen. Ein Negativbeispiel ist ein Messerstecher, der am 6. November 2021 im ICE 928 Passau – Hamburg vier Fahrgäste verletzt hatte und der kurz nach der Tat zu den festnehmenden Polizeibeamten sagte: „Ich bin krank, ich brauche Hilfe“. Bei einer Pressekonferenz wurde dieser „Hinweis“ des Täters genutzt, um eine eventuelle psychische Erkrankung ins Spiel zu bringen. Ein Gericht entschied später, dass er seine Tat in voller Schuldfähigkeit begangen hatte, bei der Tat hatten islamistische Motive eine Rolle gespielt.

Auch jetzt schaut wieder einmal eine „psychische Störung/Erkrankung” verdächtig um die Ecke, die in den Medien faktisch fast jedem schweren Verbrecher mit Migrationshintergrund explizit genannt wird. Jemand, der in der Lage ist, zwei Menschen mit einem Messer zielgerichtet zu ermorden, ist nicht „wirr“, sondern meines Erachtens bei Verstand. Zumal hier eine gewisse Konditionierung/Erfahrungen durch die Vortaten in die Bewertung einbezogen werden muss. Zwei Menschen zu töten und sieben weitere (teils schwer) zu verletzen, das bedarf der Vorbereitung/Planung, Raffinesse und Hinterhältigkeit, sehr schnelle und rationale Handlungen in der Abfolge, um die Angriffe erfolgreich zu Ende zu führen. Diese geistigen-rationalen Leistungen zu erbringen, zeugt für mich von Rationalität und Schuldfähigkeit während seines Vorgehens. Dass er NACH der Tat von sich selbst ergriffen ist, und das auf manche vielleicht etwas „komisch“ wirken könnte, mag sein. Muss jedoch nichts mit „Verwirrtheit“ zu tun haben. Zwei Menschen umzubringen und über ein halbes Dutzend zu verletzen, macht nicht einmal ein Serienmörder jeden Tag. „Messeranschlag: Erneut ein Täter „verwirrt“? Täterherkunft „egal“?“ weiterlesen

Deutschland im Zweifrontenkrieg (2)

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Das es 2023 nicht besser wird, war schon am Neujahrsmorgen klar. In vielen Städten hatte es an Silvester Randale, Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte gegeben. Auf zahlreichen Videos sieht man die Personen, die in den Medien so lange als „Männer“ bezeichnet werden, bis ihre Herkunft nicht mehr zu verheimlichen ist. Ihre Statements, die man dort ansehen kann, u.a. bei „Achtung Reichelt“, aber auch anderswo, machen die Verachtung, die diese Männer unserer Gesellschaft und ihren Institutionen entgegenbringen, mehr als deutlich. Wer das als Einzelfälle abtun will, dem sei die Salonvariante dieser Feindschaft empfohlen, die immer mal wieder in unseren Medien nachzulesen ist. Ein jüngeres Beispiel ist ein Artikel des 2022 für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominierten Autor Behzad Karim Khani, gebürtiger Iraner, der von der Berliner Zeitung am 10. Januar online veröffentlicht wurde.

Deutschland ist in seinen Augen eine „Raub- und Aneignungsgemeinschaft“, die sich „auf die Schulter klopft, man hätte eine solide Vergangenheitsbewältigung hinbekommen“, in der aber jede Synagoge, jede jüdische Schule oder jüdisches Altersheim Polizeischutz braucht. Das es hauptsächlich die Ankömmlinge aus antisemitischen Gesellschaften sind, vor denen diese Einrichtungen geschützt werden müssen, verschweigt der Autor. Kein Wort darüber, wer dafür sorgt, dass sich ein Jude mit Kippa auf der Sonnenallee in Berlin besser nicht sehen lassen sollte. Die wenigen Biodeutschen, die im „Gazastreifen“ Berlins noch wohnen, sind es jedenfalls eher nicht.

Natürlich auch kein Wort über die arabischen Unterstützer für Hitler. Dafür wird in diesem Artikel über die „deutsche Begeisterung und Unterstützung für jenen Staat, der von Amnesty International und Human Rights Watch als Staat bezeichnet wird, der in dem von ihm besetzten Gebieten Apartheit ausübt“ geschwurbelt, die auch „in deutschen Redaktionen immer ideologischere Züge“ annimmt. „Offenbar proportional dazu, je rechtsradikaler und extremistischer jener Staat wird, vor dem zahlreiche Menschen geflohen sind, die heute in der Sonnenallee leben“. „Deutschland im Zweifrontenkrieg (2)“ weiterlesen