Von Gastautor Frank Jordan
Wer etwas auf sich hält, grenzt sich ab. Oder weiß zumindest, was das Wort “Abgrenzung” bedeutet. Politiker, Pädagogen, Kultur-Erzeugende, Medien und die ganze Therapie-Industrie werden nicht müde, das Lob des Sich-Abgrenzens zu singen. Mehr noch, seine Pflicht zu predigen. Schüler sollen sich von Lehrern abgrenzen und von Mitschülern, Ehepartner voneinander und überhaupt von der ganzen Familie, Arbeitnehmer von Kollegen und Chefs. Dass gleichzeitig und ohne, dass der Widerspruch schmerzt, von denselben Leuten Grenzüberschreitungen von einer Groteske, die, wenn nicht zutiefst erschreckt, so zumindest belustigt (Landesgrenzen, Kultur-Grenzen, wissenschaftliche Grenzen, etc.), zu Pflicht und Programm erhoben werden, fällt nicht weiter auf.
Was de facto propagiert wird, ist also zweierlei: Erstens die Trennung und damit Spaltung dessen, was natürlich, bewährterweise und meist freiwillig sich zusammentut, zweitens das Zusammenführen von Dingen, Kategorien und Menschen, die natürlicherweise in den meisten Fällen nicht zusammenfinden würden. Was in all dieser welt- und menschen-erneuernden Gestaltungsretorik nicht stattfindet, ist jene Grenze und ihre sukzessive Verschiebung, die sowohl über das eine, wie über das andere entscheidet und die unsere Zukunft bestimmen wird beziehungsweise längst bestimmt hat: Die Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem.
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