Von Gastautor Josef Hueber
Wie man Kinder auf Eltern ansetzt, unter der vorgeblich hehren Absicht des Einsatzes für mehr Menschlichkeit
oder: Antirassismus als Ausdruck menschenverachtenden Pseudohumanismus
Märchen gelten zu Unrecht als Orte des unbeschwerten Verträumtseins oder paradiesischen Nichtstuns, wie dies etwa in den Alltagsbegriffen Märchenhochzeit oder Schlaraffenland zum Ausdruck kommt. Sind sie aber nicht eher Schulungsorte für die Entwicklung von Realitätssinn, weil sie Erfahrungen mit dem Guten wie mit dem Bösen visualisieren? Der vielleicht bekannteste Repräsentant des Bösen im Märchen ist der Wolf. Er ist ein Könner in der Verstellung, indem er vorgibt zu sein, was er nicht ist. In der Geschichte von den sieben Geißlein frisst er Kreide, um sich mit verstellter Stimme als vorgeblich gute Mutter Zugang zum Haus der Geißenkinder zu erschleichen, wo er sich dann aber als verlogener Unhold entlarvt. Seitdem gilt das Bild vom Kreide fressen als Symbol für schmeichelnde Worte, hinter denen eine unlautere Absicht steckt.