Wider den Stachel löcken – und nicht an die Konsequenzen denken?

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Von Michael Wolski

Donald Trump wurde zum 47. Präsidenten der USA vereidigt und die Verunsicherung in good old Germany ist groß:

Am Vorabend des Amtsantritts brachte DIE WELT einen Beitrag unter der Überschrift „Dieses durchgestochene Trump-Schreiben kommt für Berlin zu einem heiklen Zeitpunkt.“

Darin heißt es:
Der neue US-Präsident strebe nach „der maximalen Disruption, dem Aufbrechen etablierter politischer Ordnung“, schreibt Botschafter Andreas Michaelis in der Depesche, die zuerst „Bild am Sonntag“ und der Nachrichtenagentur Reuters vorlag.

„Von MAGA-Leuten in Washington hört man: ‚Die Ukraine nervt uns. Aber die Deutschen nerven uns noch mehr‘,“ sagt die ehemalige Beraterin eines europäischen Außenministers. „Die Europäische Union ist für Trump und sein Team ein Hassobjekt, Deutschland ist die erste Zielscheibe“, sagt ein hoher europäischer Diplomat.

Wie die Washington Post schreibt, beabsichtigt Trump schon am Tag nach seiner Amtseinführung bei der angekündigten Abschiebung illegaler Migranten ein Exempel zu statuieren – in Chicago, das sich selbst als „Zufluchtsstadt“ bezeichnet. Werden die deutschen Medien in bewährter Manier darüber berichten? Oder kommt ein Schwenk der Berichterstattung in Richtung Trump? „Wider den Stachel löcken – und nicht an die Konsequenzen denken?“ weiterlesen

Hitler war ein Linker 2

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Mein Artikel, in dem ich darauf unter Berufung auf Sebastian Haffner verweise, dass Hitler ein Linker war, hat heftige Reaktionen unter meinen Lesern ausgelöst. Deshalb möchte ich Sebastian Haffner auf meinem Blog persönlich zu Wort kommen lassen. Der Ausschnitt stammt aus einer Radiosendung in der alten Bundesrepublik. Zwölf Minuten, die man sich anhören sollte. Herzlichen Dank an meinen Leser R.B., der mir den Link geschickt hat.

https://www.youtube.com/watch?v=upM8QngfiI8

 

Magdeburg, am 16. Januar 2025

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Wer weiß noch, dass Magdeburg vor dem Dreißigjährigen Krieg die schönste Stadt Europas gewesen sein soll? Da sie aber nach einer Rede Martin Luthers 1524 „Über die wahre und falsche Gerechtigkeit“ protestantisch wurde, hat der von Kaiser Maximilian angeworbene Feldherr Johann Graf von Tilly, ein überzeugter Kämpfer für die katholische Sache, diese Schönheit zerstört. Der Mann, dem eine tiefe Marienfrömmigkeit nachgesagt wurde, belagerte und brandschatzte die Stadt Magdeburg 1631. Nur jeder sechste der damals 30.000 Bewohner soll überlebt haben. Die Johanniskirche, eine protestantische „Denkschmiede“, wurde damals zum ersten Mal ruiniert, zum zweiten Mal am 16. Januar 1945, als Magdeburg von alliierten Bombern in Schutt und Asche gelegt wurde. An dieses Ereignis erinnert die Stadt alljährlich mit einem Konzert, das wegen des großen Andrangs mindestens einmal wiederholt werden muss.

In diesem Jahr wurde neben den Opfern des Bombenterrors auf dem Alten Markt auch an die Opfer des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt, bei dem sechs Menschen zu Tode kamen und etwa 300 verletzt wurden, gedacht. Bundespräsident Steinmeier war anwesend, gedachte der Opfer und dankte den Helfern. Vor allem mahnte er, dass Magdeburg eine „weltoffene Stadt“ bleiben solle, „Hass und Gewalt“ dürften nicht „das letzte Wort haben“. Kein Wort dazu, welche politischen Fehlentscheidungen den Anschlag begünstigt haben. Steinmeier ist offensichtlich nicht der Meinung, dass die seit 2015 stattfindende unkontrollierte Einwanderung beendet werden muss. Vor 2015 brauchten die Weihnachtsmärkte nicht mit Merkelpollern, Taschenkontrollen und Sicherheitspersonal geschützt zu werden. Kein Wort über das offensichtliche Totalversagen der Behörden, die an die hundert Hinweise unbeachtet ließen, dass es sich bei dem Attentäter um eine tickende Zeitbombe handeln könnte. Nach fast vier Wochen wird immer noch untersucht, aber zu befürchten ist, dass Ergebnisse auf sich warten lassen werden. „Magdeburg, am 16. Januar 2025“ weiterlesen

Eine Philosophin im Gulag

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Barbara Skarga, die Grande Dame der polnischen Philosophie, ist hierzulande unbekannt. Deshalb bleibt ihr wichtigstes Buch “Nach der Befreiung – Aufzeichnungen aus dem Gulag 1944–1956“ fast unbeachtet. Eine Handvoll Rezensionen im Frühjahr 2024, dem Jahr des Erscheinens, – das war’s. Dabei gehört ihr Buch zu den wichtigsten über den Gulag, das man unbedingt gelesen haben sollte. Es ist auf jeden Fall das scharfsinnigste. Skarga liefert nicht nur Beschreibungen des Gulag-Alltags und berichtet über erschütternde Schicksale ihrer Mitgefangenen, sondern auch Analysen, was das Gefängnisregime bewirken soll. Es geht um die Zerstörung der menschlichen Individualität, das totale Aufgehen in einer Masse, nicht nur im Gefängnis und im Gulag, sondern auch in der Freiheit, die in der Sowjetunion keine war. Mir ist kein anderes Werk bekannt, das die Entstehung des „homo sovieticus“ so schlüssig beschreibt wie Skarga. Gleichzeitig ist es ein Zeugnis, wie Frauen sowjetische Gefängnisse und Lager erlebten und welchen besonderen Härten sie ausgesetzt waren. In einem Abschnitt rechnet Skarga vor, wie sehr das Gulag-System ein wirtschaftlicher Faktor war, ohne den die Sowjetunion in den ersten Jahrzehnten vielleicht bankrott gegangen wäre. Nicht zuletzt ist das Buch von beklemmender Aktualität, weil die Autorin ausführlich das russisch-ukrainische Verhältnis beleuchtet.

Verhaftet wurde Skarga 1944 als Studentin der Philosophie in Vilnius, weil sie als Untergrundkämpferin der Armija Krajowa, der polnischen nicht-kommunistischen Widerstandsarmee gegen die Nazis, eine Gefahr für das Sowjetsystem darstellte. Deshalb wurden die Kämpfer der AK mit aller Härte verfolgt, zum Teil auch ermordet. „Eine Philosophin im Gulag“ weiterlesen

Hitler war ein Linker – sagt Sebastian Haffner

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Nachdem Alice Weidel im Gespräch mit Elon Musk Hitler einen Kommunisten genannt hat, schlagen die Empörungswellen hoch. Selbst in ihrer Partei soll der Spruch für Kopfschütteln gesorgt haben. Warum sollte die AfD auch von Geschichtsvergessenheit verschont sein? Es liegt aber auch an Weidel, dass Ablehnung aufkommt. Denn Hitler war zwar ein Linker, aber gewiss kein Kommunist, auch wenn er mit Marx gewisse Überschneidungen im Denken hatte. 

„Mit dem Marxismus hat der Hitlerismus wenigstens eins gemein: den Anspruch, die gesamte Weltgeschichteaus einem Punkt zu erklären: ´Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist eine Geschichte von Klassenkämpfen´, heißt es im Kommunistischen Manifest, und ganz entsprechend bei Hitler: Àlles weltgeschichtliche Geschehen ist nur die Äußerung des Selbsterhaltungstriebes der Rassen“. Das hat kein Geringerer als Sebastian Haffner  Würde man Sebastian Haffner, der diese Feststellung in seinem Buch „Anmerkungen zu Hitler“ getroffen hat, heute als Neurechten diffamieren und wie Thilo Sarrazin zur Unperson erklären?

Haffners Analyse in „Anmerkungen zu Hitler“ ist verblüffend und die Parallelen zu einer ehemaligen Politikerin sind es auch. „Hitler war ein Linker – sagt Sebastian Haffner“ weiterlesen

Die Wärmepumpe ist technisch ausgereift, wie ein Kühlschrank

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Selten hat ein Beitrag von mir solch positive Reaktionen hervorgerufen, wie der Gastbeitrag von Uwe Fischer über seine Erfahrungen mit der Wärmepumpe. Es kamen sogar Hilfsangebote, eins von einer Wärmepumpenfirma aus dem Erzgebirge, eins von der Kundezentrale von Vissmann. Gern veröffentliche ich einen Leserbrief eines Wärmepumpen-Spezialisten  aus dem Erzgebirge:

Sehr geehrte Frau Lengsfeld,

ich habe den Beitrag von Herrn Uwe Fischer gelesen. Da ich seit etwa 15 Jahren deutschlandweit Wärmepumpen begutachte, habe ich oft mit derartigen Fällen zu tun. Ich kann den Frust und Ärger von Herrn Fischer gut verstehen und nachvollziehen. Ich habe zwei Fachbücher über Wärmepumpen geschrieben und denke, dass ich die ganze Problematik recht gut beurteilen kann. Da ich selbst  mit einer größeren Heizungsfirma viele Jahre Wärmepumpen geplant und installiert habe, kann ich mir ein einigermaßen objektives Urteil zur Entwicklung des Wärmepumpenmarktes in Deutschland erlauben und möchte die ganze Sache etwas relativieren. Aus den Erfahrungen meiner Gutachtertätigkeit kann ich klar sagen, dass es sich bei der stetigen Zahl an Problemfällen, auffällig wenig an der Wärmepumpe selbst liegt. Diese Technik ist inzwischen ähnlich ausgereift wie ein Kühlschrank, welche bekanntlich sehr zuverlässig und störungsfrei arbeiten. „Die Wärmepumpe ist technisch ausgereift, wie ein Kühlschrank“ weiterlesen

Merz contra Meinungsfreiheit

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Auf diesem Blog habe ich wiederholt darauf hingewiesen, dass die von der Mehrheit der Wähler ersehnte Politikwende mit der CDU nicht kommen wird. Zwar wird in der Wahlwerbung für Merz angekündigt, dass es eine solche geben soll, wenn man seine Stimme der CDU gibt, allerdings widerspricht sich Merz in seinen öffentlichen Äußerungen selbst immer wieder. Er will ganz klar als Bundeskanzler mit den Grünen weitermachen, das heißt, deren Politik, die auf eine Deindustrialisierung unseres Landes zugunsten einer „Dekarbonisierung“ der Wirtschaft hinausläuft, fortsetzen. Er wird weder die unkontrollierte Masseneinwanderung noch das bereits gescheiterte Erneuerbare-Energien-Gesetz stoppen, weil die Grünen das nicht wollen.

Weil es immer mehr Widerspruch in der Bevölkerung gegen die absurde grüne Politik gibt, sind die Grünen dabei, an vorderster Front die Meinungsfreiheit zu bekämpfen. Dem schließt sich Merz nicht nur an, er will aktiv mittun. Auf der CSU-Klausurtagung im bayerischen Seeon verkündete er auf einer Pressekonferenz, dass er die Dynamik in sozialen Netzwerken mit „zunehmender Besorgnis“ betrachte.
Er wiederholt die woken Falschbehauptungen, dass auf den sozialen Plattformen „Falschinformationen, einseitige Kampagnen, Halbwahrheiten, Hetze, Hass und diese Auswüchse“ zu finden seien. Deshalb befürworte er, „dass sich die Europäische Union mit diesem Thema beschäftigt und dass sie das auch reguliert“. Das ist der öffentliche Ruf nach noch mehr Zensur. Bekanntlich hat die EU mit dem Digital Services Act die Meinungsfreiheit in Europa bereits erheblich eingeschränkt, indem mit Hilfe solch schwammiger Begriffe wie „Hass und Hetze“ vor allem Kritiker der Regierungs- und EU-Politik verfolgt werden. „Merz contra Meinungsfreiheit“ weiterlesen

Abgrund

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Robert Harris hat seit seinem ersten Erfolgsroman „Vaterland“, in dem er beschreibt, wie Deutschland ausgesehen haben könnte, wenn die Nazis gesiegt und versucht hätten, die Erinnerung an ihre Gräueltaten zu löschen, immer wieder große Themen angepackt. Er schrieb über die Entschlüsselung des scheinbar unknackbaren Nazicodes, den Untergang von Pompeji, die Tyrannei im antiken Rom, die Ermordung des Ghostwriters eines britischen Premiers, den überraschenden Ausgang einer Papstwahl oder die Dystopie über eine Zeit nach dem Untergang der westlichen Welt.

In seinem neuesten Roman wandte Harris sich dem Beginn dieses Untergangs zu, dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der Urkatastrophe der westlichen Zivilisation. Er erzählt die Geschichte anhand einer Liebesaffäre des britischen Premiers Herbert Henry Asquith mit der dreißig Jahre jüngeren Venetia Stanley. Die Handlung beginnt zwei Wochen vor Kriegsausbruch, in einer Welt, in der die herrschende Klasse in England einen Lebensstil pflegte, der mit dem Ersten Weltkrieg untergegangen ist, und niemand daran dachte, dass dieses süße Leben beendet werden könnte. Da ist ein Kronprinz im fernen Serbien erschossen worden, worauf Österreich unerfüllbare Forderungen an den serbischen Staat gestellt hat. Na und? Das wird sich schon irgendwie wieder hinbiegen. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Die irischen Separatisten sind ein größeres Problem für den britischen Premier, das allergrößte aber ist, dass Venetia auf Anweisung ihrer Eltern London verlassen muss, um auf einem fernen Familienlandsitz die nächsten Wochen zu verbringen, bis sie mit der Mutter auf Reisen nach Indien und Australien gehen sollte. „Abgrund“ weiterlesen

Der Stern von Bethlehem

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Sollten wir uns angesichts der unsicheren Zeiten keine frohe Weihnacht mehr wünschen? Im Gegenteil, gerade jetzt ist die frohe Botschaft wichtiger denn je. Sie kann die Verzagten wieder aufrichten, auch wenn sie nicht mehr wissen, was die Weihnachtsbotschaft ist. Die Zeit, in der Joseph und die schwangere Maria zur Volkszählung reisen mussten, war geprägt von Unsicherheit und Gewalt. Sie fanden keine Herberge und mussten in einem Stall Unterschlupf suchen, als bei Maria die Geburt einsetzte. Dann kamen die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, geleitet vom Stern von Bethlehem, um den neuen König, den Erlöser, zu begrüßen. Fortan wurde der Friede auf Erden jedes Jahr aufs Neue verkündet. Auch ahnungslose Atheisten können sich der Faszination der Weihnachtsgeschichte nicht entziehen.

Das habe ich jüngst bei der Aufführung des Singspiels von Daniel Klajner „Der Stern von Bethlehem“ erlebt. Das Stück wurde in der Herzschlag Jugendkirche zu Nordhausen gegeben. Die Premiere und die zwei folgenden Vorstellungen waren restlos ausverkauft. Schon das zeigte ein Interesse, das angesichts der weitgehenden Entchristianisierung des Westens, aber besonders auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, erstaunlich genannt werden kann. „Der Stern von Bethlehem“ weiterlesen