Nepper, Schlepper, Bauernfänger (Zweiter Teil)

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von Annette Heinisch

Buzzwords und Schwurbelsprech

“Wording“ und “framing“ kennt mittlerweile fast jeder. Auch der Einsatz von Buzzwords, bei deren Nutzung bestimmte Reaktionen des Hörers hervorgerufen werden, ist bekannt. So sind die meisten Bürger ähnlich wie der Pawlowsche Hund abgerichtet, bei verschiedenen Signalen automatisch die gewünschte Reaktion zu zeigen: „rechts“, „Atomkraft“, „Klimaleugner“, „Kapitalist“ sind böse, „links“, „soziale Gerechtigkeit“, „Solidarität“, „Nachhaltigkeit“ sind gut, um nur ein paar Beispiele zu zeigen.
Aber auch diese Methode wurde verfeinert. Wir sind in einem phantastischen Zeitalter, oder genauer gesagt, in einem Zeitalter der Phantasten. Realität war gestern, die Wirklichkeit kann angeblich von Menschen beliebig konstruiert werden. Deshalb gehen wohl so viele in die Politik, die „etwas gestalten wollen“. Um seine Kreativität möglichst weitgehend ausleben zu können, benötigen die Kreativen einen großen Verfügungsrahmen, wofür Grenzen jeder Art hinderlich sind. Um den Rahmen des Möglichen, also moralisch und rechtlich Erlaubten, zu erweitern, nutzen sie eine altbekannte Methode, nämlich das sogenannte Doppeldenk. George Orwell beschreibt diese Art des widersprüchlichen Denkens in seinem dystopischen Roman “1984“:

„Durch dieses propagierte Denken, bei dem zwei widersprüchliche oder sich gegenseitig ausschließende Überzeugungen aufrechtzuerhalten und beide zu akzeptieren sind, setzt die herrschende Kaste die Gesetze der Logik außer Kraft. Dadurch wird das Denken der Parteimitglieder schwammig und in Zweideutigkeit gehalten, wodurch schnelle Kurswechsel des Regimes auf eigentümliche Weise sofort akzeptiert werden können, auch wenn es sich dabei um das genaue Gegenteil der zuvor noch ‘gültigen Wahrheit’ handelt, etwa bei abrupten Wechseln der Feindbilder oder der politischen Losungen.“

Auch hier ist Merkel wieder eine Meisterin ihres Faches. Kaum einer kann verschwurbelter sprechen als sie und kein Kanzler hat bisher derart abrupte Kehrtwenden hingelegt. Dabei wirkt sie oft ungewollt komisch, z. B. ihre Berufung auf eine regelbasierte, internationale Ordnung angesichts der Vielzahl von Rechtsbrüchen, die sie zu verantworten hat.

„Die Berufung auf Rechtsnormen wirkt selektiv. Wenn sie dem eigenen Standpunkt nutzen, sollen sie Gewicht haben; wenn nicht, werden sie ignoriert oder darf man sie aus Gewissensgründen missachten.”, so schrieb Christoph von Marschall schon vor einiger Zeit in einem äußerst lesenswerten Artikel bezüglich der Seenotrettung.

Dies zeigt sich auch derzeit wieder in der aktuellen Massenhysterie in Bezug auf den Klimawandel. „Schulstreiks“ sind zwar verboten, aber Eltern oder Lehrer könnten sie doch nicht verbieten! Doch, kann man. Als Erziehungsverpflichteter muss man das sogar, denn es besteht Schulpflicht, die Verletzung der Schulpflicht ist eine Ordnungswidrigkeit, in einigen Bundesländer sogar eine Straftat. Dabei kann ein Bußgeld bis zu einer Höhe von € 2.500,- verhängt werden. Eltern, die ihren Kindern ordnungswidriges oder sogar strafrechtlich relevantes Verhalten erlauben, haben irgendetwas an ihrem Erziehungsauftrag falsch oder gar nicht verstanden. Ebenso wenig wie man betrunken Auto fahren darf oder 180 km/h auf der Landstraße, darf man die Schule schwänzen, denn wenn jeder für sich entscheiden dürfte, ob es nicht gute Gründe für einen Rechtsbruch gibt, dann frage ich mich, wie viele Bürger noch Steuern zahlen würden.

Ganz neben der Sache liegen Begründungen wie „Aber Arbeitnehmer dürfen doch auch in der Arbeitszeit streiken“. Wer diesen Satz bringt, offenbart damit seine intellektuelle Impotenz, denn ein Arbeitnehmer, der wegen einer politischen Demonstration nicht zur Arbeit erscheint, wird kein Verständnis, sondern eine Abmahnung ernten. Im Wiederholungsfalle wird es noch unerfreulicher, es werden die sogenannten arbeitsrechtlichen Konsequenzen folgen. Selbst wenn Schüler sich also mit Arbeitnehmern vergleichen, was abwegig ist, dann sollte man ihnen klar machen, dass es auch im realen Leben Grenzen des Erlaubten gibt. Verstößt man gegen diese, hat das ernste Konsequenzen, auch Mama und Papa können dann nicht mehr helfen. Je früher die Kinder das lernen, desto besser.

Fazit:
Vorsicht vor Leuten, die Buzzwords und Schwurbelsprech nutzen. Entweder wollen sie uns Wähler damit auf’s Glatteis führen, oder aber sie können tatsächlich keinen klaren Gedanken fassen. Beides ist inakzeptabel.

Überhöhung

Die „Religiosität“ der Massen wurde zunächst durch Religionen befriedigt. Um an ihre Stelle treten zu können, haben die politischen Ersatz-Religionen wie Kommunismus/Sozialismus und Nationalsozialismus/Faschismus die herkömmlichen Religionen bekämpft. Mittlerweile ist eine neue, an Sekten erinnernde Bewegung entstanden, nämlich der Ökologismus. Dabei werden sehr gezielt die Erkenntnisse der Gruppendynamik (Konformität durch Gruppenzwang) und Massenpsychologie eingesetzt:

„Die Masse entwickelt insbesondere beim Vorherrschen starker kollektiver Emotionen (wie Todesangst oder höchster Verwirrung) und geringem horizontalen Organisationsgrad den Wunsch nach Klarheit und Führung. Ihr Überlebenswille konzentriert sich auf die Hoffnung einer begnadeten Leitung, dies umso stärker, je verzweifelter ihre Lage erscheint. Ist ihr Selbstwertgefühl dieserart beschädigt, ist die Masse überzeugt, sich nicht mehr aus eigener Kraft aus hoffnungsloser Situation zu befreien, ist sie auch bereit zur Unterordnung, zur Anerkennung einer höheren Wertigkeit, als der eigenen. Der Hoffnungsträger, der geschickt die charismatische Lücke nutzt, wird wie ein Messias begrüßt, der vom Schicksal geschickt wurde. Rettung aus der Not scheint in greifbare Nähe gerückt, Freude und Erleichterung breiten sich aus, Dankbarkeit wird dem entgegengebracht, der die ‘letzte Hoffnung’ verkörpert. Der Führer nutzt die Suggestibilität der höchst emotionalisierten Masse gekonnt aus und verstärkt seinen überweltlichen Nimbus, indem er die kollektiven Hoffnungen der Masse aufgreift und sich als Messias präsentiert, der von höheren Mächten geschickt wurde, um eine bestimmte Sendung zu erfüllen.“

Aktuell kann man das bei der Inszenierung von Greta sehen, die sich – als Sechzehnjährige – gezielt als kleines, unschuldiges Mädchen kleidet und gibt. Aber das ist das richtige Kostüm für den Auftritt, bei dem sie mit großen traurigen Augen die Welt anklagt. Der Planet ist in Gefahr, wir haben nur diesen einen und sie öffnet uns die Augen – welch Heilsbringerin! Deshalb kommt sie übrigens auch gerade in Deutschland so gut an, denn sie verkörpert unseren Wunsch nach dem Guten, der Wiederkehr der verlorenen Unschuld. Deutlich wird auch, dass der Konformitätsdruck in und durch Gruppen, d. h. also Städten, besser wirkt.

Problematisch ist, dass das Kollektiv Erlösung bringen soll. Daher müssen andere gezwungen werden, den Heilsweg mit zu beschreiten. Insoweit gibt es einen gravierenden Unterschied zum Christentum, bei dem jeder einzelne Mensch für seine (aber auch nur für seine Taten) am Tage des Jüngsten Gerichts Rechenschaft ablegen muss. Nur eigene Leistungen und eigene Entscheidungen zählen, nichts sonst. Staaten kommen nicht in den Himmel!

Fazit:
Vorsicht bei Heilsbringern und Charismatikern, sie sind gefährlich. Und wer Erlösung sucht, ist beim Staat an der falschen Adresse.

Theorie und Praxis

In den vergangenen Abschnitten habe ich typische Verhaltensweisen aufgezeigt, mit denen die Bürger gezielt getäuscht werden. Nepper, Schlepper und Bauernfänger gibt es überall, auch oder sogar besonders in der Politik.

Da wir aber in einer Demokratie leben, haben wir als Volk die Macht. Wir müssen uns nicht betrügen und täuschen lassen, es liegt an uns, eine bessere Führung zu bekommen. Schließlich bestimmt die Nachfrage das Angebot. Wenn wir also eine kompetente und integre Führung wollen, dann müssen wir durch unser Verhalten dafür sorgen, dass wir eine bekommen. Strafen wir konsequent all diejenigen ab, die mit derart billigen Tricks unsere Stimmen bekommen wollen, wird sich das schnell ändern.
So lange wir aber Politiker abstrafen, die uns unbequeme Wahrheiten präsentieren, werden wir nur Politiker bekommen, die uns anlügen. Wer einen Helmut Schmidt in die Wüste jagt, weil er Rückgrat bewies, darf sich nicht wundern, wenn er auf kurz oder lang selber in die Wüste geschickt wird.

Es liegt an jedem einzelnen Bürger dieses Landes deutlich zu machen, dass die Zeit der Realitätsverweigerung vorbei ist, dass die Bürger wissen müssen, wie es wirklich um das Land steht. Auf dieser Grundlage müssen dann nüchtern die notwendigen Maßnahmen auf der Sachebene erörtert werden.

Natürlich kann man nicht alle damit erreichen, viele sind in ihre Gefühle und Ideologien verliebt. M. E. haben aber mittlerweile so viele Bürger ihr Vertrauen in die Politik verloren, dass es tatsächlich der einzige Weg ist, wieder handlungsfähig zu werden. Eigentlich wäre die Führung eines Landes dafür verantwortlich, ein solches Klima zu schaffen. Kommt sie ihrer Verantwortung nicht nach, muss eben das Volk selbst dafür sorgen. Das würde die Demokratie immerhin auf eine ganz neue Ebene heben.

Für all diejenigen, die meinen, zum Beispiel mit ihrer Klimapolitik etwas Gutes zu tun, empfehle ich einen Besuch der ehemaligen Kohlereviere in der Lausitz. Dort können sie dann mit Menschen sprechen, denen sie ganz real die Zukunft geklaut haben. Sie könnten den Menschen dann erklären, warum dies sinnvoll ist, obwohl es den Klimawandel in keiner Weise positiv beeinflusst und sich wirklich niemand von unserem „Vorbild“ anleiten lässt. Im Gegenteil, wir werden wegen unserer vor Dummheit strotzender Politik belacht. Aber das ist alles egal, wichtig ist das Gefühl einiger Kinder und vieler Journalisten, doch total etwas super Gutes getan zu haben. Das wiegt real zerstörte Existenzen doch bestimmt auf, oder?

Sie können auch Betriebe besuchen, die Weltkriege, Rezessionen, Währungsreformen und Nachkriegszeit überstanden haben, aber zunehmend unter dem Würgegriff des Staates leiden und bei einer weiteren CO2-Bepreisung (welcher Art auch immer) am Ende sind, ich kann gerne Adressen nennen. Sie können den Menschen in einer Betriebsversammlung genau erklären, warum diese Maßnahmen ungeheuer wichtig sind und wie toll die ganzen Mehrkosten vom Arbeitslosengeld abgefangen werden. Überhaupt wie toll sozial abgefedert die CO2-Bepreisung sein wird und wie dennoch der Ausstoß reduziert werden wird. Darauf wäre ich wirklich gespannt.

Vielleicht geht es dann manchen so wie dem eingangs erwähnten Mr. Shirley, dem Arbeitgeber von Clark Griswold, der erkennt, dass manche Idee vom grünen Tisch aus gut aussieht, sich in der Realität aber doch als ziemlich dumm erweist. Nicht jeder kennt den Grundsatz „Was immer du tust, handle klug und bedenke das Ende“, aber wenn man das Ende sichtbar macht, werden einige nachdenklich.
Zumindest kann dann keiner sagen, er habe ja nichts gewusst.



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