Von Janosch Jung auf Gott und die Welt
„Den Islam“ gibt es nicht? Selbstverständlich gibt es ihn. Er ist das Konglomerat der Glaubenspraxis seiner Anhänger und seine theologische Basis. Das Prinzip, wonach man von einer Einheit sprechen kann, wenn zwischen den Bestandteilen dieser Einheit genügend Gemeinsamkeiten bestehen, um die Einheit sinnvoll von anderen Einheiten abzugrenzen, trifft auch auf den Islam zu. Vor allem über den real existierenden Islam, der sich vorrangig über die Einstellungen aller Muslime definiert, lassen sich empirisch gesicherte Aussagen machen.
Gerade von jenen, die eine Differenzierung hinsichtlich der Pluralität des Islams einfordern, um den Islam vor Kritik zu immunisieren, hört man allenthalben pauschalisierende und beschönigende Argumente über „den Islam“, die nachfolgend mit Hilfe von Zahlen widerlegt werden sollen.
1. Der Islam ist demokratiefreundlich
Von den 47 mehrheitlich islamischen Staaten der Welt sind nur zwei (4%), Senegal und Tunesien, freie Demokratien; unter den nicht islamischen Staaten stellen dagegen heutzutage freie Demokratien die Mehrheit (57%).[1]
2. Freie Meinungsäußerung in der islamischen Welt
Fehlanzeige. Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen[2] ist es in 71% der islamischen Länder um die Pressefreiheit schlecht bis sehr schlecht bestellt. Dies gilt jedoch in nur 36% der nicht islamischen Länder.
3. Der Islam ist säkularisierbar und kann reformiert werden
In den meisten islamischen Ländern gibt es keine Trennung von Staat und Religion. Daten der amerikanischen Religionssoziologen Brian Grim und Roger Finke zeigen, dass in 72% der islamischen Länder Staat und Religion eng verknüpft sind. Das Gleiche gilt jedoch in nur 19% der nicht-islamischen Länder.
Das entspricht auch dem Wunsch der Mehrheit der Muslime weltweit: 53% präferieren die Scharia als das maßgebliche Gesetz. Von diesen 53% akzeptieren 52% Peitschenhiebe und Amputationen als gerechte Strafen und 50% sprechen sich für Steinigungen aus. 42% von denjenigen Muslimen, die sich für die Scharia aussprechen, sind der Meinung, dass sie auch auf Nicht-Muslime angewandt werden soll. In Europa denken 75% der Muslime, dass nur eine einzige Interpretation des Islam möglich ist, die für jeden Muslim bindend ist.[3]Das deckt sich mit der Ansicht der größten islamischen Rechtsschulen, wonach der Koran (im Gegensatz zur Bibel) als das direkte und nicht interpretierbare Wort Gottes gilt.[4] Auch verbietet das islamische Konzept bid’a religiöse Neuerungen, die nicht auf den Koran und die Sunna (die Handlungen und Aussprüche Mohameds) zurückzuführen sind.
Schlussendlich gaben 65% der europäischen Muslime an, dass religiöse Gesetze für sie wichtiger seien als die Gesetze des Landes, in dem sie lebten, womit dem Säkularismus von Seiten der hiesigen Muslime mehrheitlich eine Absage erteilt wurde.[5]
4. Der intolerante Westen und die tolerante islamische Welt
Trotz der geläufigen These, die Welt würde heutzutage von „Islamophobie“ heimgesucht, ist Glaubensverfolgung vor allem in islamischen Ländern weitverbreitet. Von den 24 Ländern der Welt, wo Apostasie strafbar ist, sind 23 islamisch – und in nicht wenigen davon steht auf Glaubensabfall die Todesstrafe. Von den 30 Ländern mit der schwersten Verfolgung von religiösen Minderheiten sind 20 islamisch. Dazu gehören etwa Saudi Arabien, Iran, Ägypten und Pakistan. 27% der Muslime weltweit finden, dass Apostaten hingerichtet werden sollten. 79% der Muslime weltweit sind der Meinung, dass man an Gott glauben muss, um moralisch handeln zu können und degradieren Atheisten dadurch zu schlechteren Menschen.[6]
5. Islam bedeutet Gleichberechtigung
Dass es um die Gleichberechtigung der Frau in der islamischen Welt schlecht bestellt ist, ist kein Vorurteil von Islamkritikern, sondern für Hunderte Millionen von Frauen in islamischen Ländern tagtägliche Realität. Auf der Rangliste des World Economic Forum von Frauenrechten in 145 Ländern werden die letzten zwölf Plätze und insgesamt 17 der letzten 20 Plätze von islamischen Ländern besetzt. In 67% der islamischen Länder werden Frauen im Familienrecht schwer diskriminiert (beim Heiratsalter, elterlicher Macht, Sorgerecht, Erbrecht). Das Gleiche gilt in nur 14% der nicht islamischen Länder. 76% der Muslime weltweit finden, dass die Frau ihrem Mann gehorchen muss, 39% halten Ehrenmorde bei außerehelichem Sex für vertretbar.
6. Die islamische Verschleierung ist nicht schlimmer als westliche Formen der Kleidung
Die islamische Verschleierung ist das Stigma einer islamischen Strömung, welche die Frau als Besitztum des Mannes degradiert und patriarchalische Gesellschaftsordnungen zu etablieren versucht. Nicht umsonst verbrennen vom IS befreite Kurdinnen ihre aufgezwungenen islamischen Gewänder oder riskieren iranische emanzipierte Frauen durch das Ablegen des Kopftuches in der Öffentlichkeit für die Bewegung My Stealthy Freedom آزادییواشکیزناندرایران grausame Strafen.
Der Unterschied zwischen westlichen Formen der Körperbedeckung liegt im symbolgeschichtlichen Ursprung. Die islamische Vollverschleierung diente zu Mohameds Zeiten dazu, ehrbare Frauen (Muslimas) von nicht ehrbaren Frauen (Sklavinnen) zu unterscheiden und die Reize der Frau vor den lüsternen Blicken der Männer zu schützen, die kein Anrecht auf sie hatten (vgl. Suren 24 (Vers 31), 33 (Vers 53 und 59)). Die Symbolgeschichte der meisten Kleidungsstücke westlicher Frauen wiederum hat ihren Ursprung in der Prüderie oder entspringt einem idealisierten Schönheitswahn. Der Bikini allerdings, oft zum Vergleich herangezogen, kann beispielsweise eher weniger als besitzanzeigendes Objekt des Mannes gewertet werden.
Die Symbolbedeutung speist sich dabei nicht aus dem Wunschdenken hiesiger Islamapologeten, sondern aus der Mehrheit der symbolischen Deutungen, seiner Symbolgeschichte (s.o.) und den Intentionen derjenigen, die sich für das Verschleierungsgebot einsetzen.
Das Selbstbestimmungsrecht ist in beiden Fällen ein relatives. Die Selbstverwirklichung findet stets nur relativ zu oder trotz der kulturellen Sozialisation statt. Frauen können sich selbstverständlich auch autonom für die Burka entscheiden. Der für die Willensbildung entscheidende Einfluss ist hierbei allerdings ein maskulin-patriarchalischer Kulturhintergrund, der die Frau hierarchisch hintanstellt. Analog dazu entscheidet auch die westliche Frau hinreichend autonom, dass und ob sie sich herrschenden Schönheitsidealen fügt und wie sie sich kleidet. Der Kulturhintergrund hierbei (u.a. idealisierter Schönheitswahn) ist allerdings ein komplett anderer. Die Freiwilligkeit und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung muss sich in beiden Fällen daran bemessen, was passiert, wenn die Frau das Kleidungsstück ablegt. Hierbei könnten die Unterschiede nicht größer sein.
7. Sexuelle Gleichberechtigung im Islam
Alle zwölf Länder der Welt, in denen auf Homosexualität die Todesstrafe steht, sind islamisch.[7] Homosexualität ist illegal in zwei Dritteln der islamischen Länder, dagegen nur in einem Viertel der nicht islamischen Länder. 88% der Muslime weltweit halten Homosexualität für moralisch falsch.
8. Islam ist Frieden
Im Jahr 2015 wüteten weltweit in 30 Ländern Bürgerkriege: in 16 mehrheitlich islamischen Staaten (etwa Syrien, Jemen, Afghanistan, Mali) kämpften islamische Glaubensgruppen oder Muslime unterschiedlicher Ethnizität gegeneinander. Weitere zehn nicht mehrheitlich islamische Staaten haben mit islamistischen Aufständischen zu kämpfen (etwa Nigeria, Kenia, Thailand oder die Philippinen). Weltweit gab es 2015 nur vier Bürgerkriege (Burundi, Kolumbien, Süd-Sudan und Ukraine) ohne muslimische Beteiligung.
9. Der Islam hat nichts mit Gewalt zu tun
Gemäß der Studie „Kinder und Jugendliche in Deutschland: Gewalterfahrungen, Integration, Medienkonsum“[8] aus dem Jahr 2010 senkt eine hohe christliche Religiosität die Gewaltbereitschaft, während eine hohe islamische Religiosität sie indirekt erhöht, indem sie Faktoren verstärkt, die die Gewaltbereitschaft fördern. Muslimische Jugendliche begingen laut Selbstauskunft (!) zudem fast drei Mal so oft (9%) wie christliche Jugendliche (3,6%) mindestens fünf Gewalttaten innerhalb eines Jahres. In der Polizeilichen Kriminalstatistik für Deutschland sind Migranten aus islamisch geprägten Ländern überrepräsentiert.[9]
10. Der Islam ist bildungsfreundlich
Die Bildung von Muslimen ist im weltweiten Vergleich zu anderen Religionsangehörigen und Konfessionslosen besonders schlecht. Im Durchschnitt waren Muslime weltweit 5,6 Jahre lang in der Schule. Zum Vergleich: Christen besuchten die Schule im Durchschnitt 9,3 Jahre lang, Konfessionslose 8,8 Jahre und Juden sogar 13,4 Jahre.[10]
11. Der Islam ist wissenschaftsfreundlich
Die 57 islamischen Staaten der Organization of the Islamic Conference (OIC) gaben in den Jahren 1996 bis 2003 im Schnitt nur 0,34% ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Forschung und Entwicklung aus (der globale Schnitt betrug 2,36 Prozent). 14 der 28 Länder mit den niedrigsten wissenschaftlichen Veröffentlichungsquoten sind OIC-Staaten.[11]
Es gab bislang nur zwei islamische Nobelpreisträger in den Naturwissenschaften: Abdus Salam (Pakistan, Nobelpreis für Physik 1979) und Ahmed Zewail (Ägypten, Nobelpreis für Chemie 1999). Kaum eine bekannte nennenswerte Erfindung stammt aus einem islamischen Land. Selbst die Ölpumpen der Saudis sind Erzeugnisse westlicher Wissenschaft, ohne die es den Golfstaaten weitaus schlechter ginge.
12. Der Islam ist kinderfreundlich
Innerfamiliäre Gewalt ist in islamischen Ländern der Normalfall. 89% der syrischen Kinder erlitten innerhalb eines in der UNICEF-Studie[12] untersuchten Monats (!) physische und/oder psychische Gewalt, 79% im Irak, 91% in Marokko. Gewalterfahrungen sind sog. Risikoerfahrungen und begünstigen die Entwicklung antisozialer Persönlichkeiten und einer erhöhten Gewaltbereitschaft. Sie leisten somit einen direkten Beitrag zu einer hohen Kriminalitätsrate innerhalb eines Landes (vgl. Punkt 8).
13. Der Islam achtet die Menschenrechte
Die meisten Staaten des Nahen Ostens weisen ein chronisch schlechtes Menschenrechtsprofil auf.[13]Die Mehrheit der islamischen Länder bekennt sich lediglich zur Kairoer Erklärung der Menschenrechte, die der Scharia, dem islamischen Gesetz, untergeordnet ist. Körperstrafen bis hin zur Amputation und Steinigung sowie die Benachteiligung der Frau sind somit (über die sogenannten Hadd-Strafen) gestattet.
14. Muslime sind zunehmend besser integriert in Deutschland
Zumindest für die Türkeistämmigen gibt es neben der zunehmenden Sympathie für den hiesigen freiheitlich-demokratischen Werten diametral gegenüberstehenden türkischen Präsidenten Erdogan Studien[14], die diese Annahme widerlegen:
– 25% der befragten Türken gaben 2012 an, Atheisten als minderwertige Menschen zu betrachten (gegenüber 22% im Jahr 2010).
– 18% empfanden Juden (14% im Jahr 2010) als minderwertige Menschen.
– 40% der Befragten gaben 2010 an, am liebsten nur mit Türken zusammen zu sein, 2012 erhöht sich diese Zahl auf 62%.
– 2012 wünschten sich 46% der Befragten (33% im Jahr 2010), dass in Deutschland irgendwann mehr Muslime als Christen wohnen werden.
Je stärker muslimische Jugendliche im Islam verankert sind, desto schlechter sind sie integriert: Die nicht-religiösen unter ihnen haben beispielsweise zu 43,8 % deutsche Freunde, sehr religiöse Muslime dagegen nur zu 21,6 %. Nicht religiös gebundene islamische Migranten betrachten sich zu 49,0 % als deutsch, sehr religiöse islamische Migranten hingegen nur zu 15,5 %, und dies, obwohl sie zu 84,8 % in Deutschland geboren sind.[15]
15. Moscheen leisten wertvolle Integrationsarbeit
Das Gegenteil ist der Fall: „Unter Muslimen haben diejenigen den meisten Kontakt zu Deutschen, die eher selten Gottesdienste oder religiöse Veranstaltungen besuchen. […] Unter der Gruppe der Muslime weisen regelmäßige Gottesdienstbesucher die geringste Kontaktdichte zu Deutschen auf.“[16]
16. Die Mehrheitsgesellschaft ist intoleranter als Muslime
Befragt wurden für die Studie von Ruud Koopmans Christen und Muslime in Europa. Das Ergebnis: Muslime sind im Vergleich wesentlich intoleranter, fundamentalistischer, judenfeindlicher, homophober und sehen den Westen weit öfter als Feind als umgekehrt:
– 60% der befragten europäischen Muslime bejahten, dass Muslime zu den religiösen Wurzeln zurückkehren sollten (21% der Christen).
– 45% der Muslime trauen Juden nicht (9% der Christen).[17]
– Nach antisemitischen Erfahrungen in den letzten 12 Monaten gefragt, gingen laut den Einschätzungen der befragten Juden 48% der versteckten Andeutungen, 62% der Beleidigungen und 81% der körperlichen Angriffe von Muslimen aus.[18]
– 57% der Muslime lehnen homosexuelle Freunde ab (11% der Christen).
– 54% sehen den Westen als einen Feind, der darauf aus ist, den Islam zu zerstören (23% der Christen glauben, dass Muslime die westliche Kultur zerstören wollen).
17. Es gibt keine Islamisierung
„Islamisierung“ ist ein Bedeutungsgewinn der islamischen Religion in Gesellschaften. Dieser Bedeutungsgewinn findet auf zwei Ebenen statt: der politischen und der demographischen.
Politisch gewinnen islamische Funktionäre immer mehr an Macht, sie gestalten „Integrationsangebote“ oder die Lehrpläne in Schulen und Universitäten. Es gibt immer mehr Moscheen, viele davon werden vom Ausland gesteuert und finanziert. Der islamische Dachverband DİTİB beispielsweise wird direkt über die türkische Religionsbehörde gesteuert (Diyanet) und repräsentiert stets das aktuelle (immer konservativer und fundamentalistisch werdende) Religionsverständnis der Türkei. U.a. machte Diyanet bereits Werbung mit den Märtyrertod verherrlichenden Kindercomics.[19]
Demographisch muss die Entwicklung vor allem perspektivisch realistisch eingeschätzt werden: Unter den 0-5-Jährigen hatten 2016 gemäß Mikrozensus 38,11% einen Migrationshintergrund.[20] In einigen Städten (in Frankfurt sind es über 70%) und Bundesländern (in NRW knapp 50%) sind es weitaus mehr, Tendenz seit 2015 stark steigend.
34% der deutschen Grundschüler haben gemäß Studie des IQB mittlerweile einen Migrationshintergrund, neun Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Nicht berücksichtigt wurden dabei die Förderklassen, in denen die seit 2015 Zugewanderten Deutsch lernen. Würde sich dieser Trend so fortsetzen, hätten in 10 Jahren bereits 52% der Grundschüler einen Migrationshintergrund. Mehr als die Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund wächst in Familien auf, die ursprünglich aus islamischen Ländern stammen und wird aufgrund stärkerer religiöser Tradierung als beispielsweise bei christlichen Familien später auch den muslimischen Glauben für sich annehmen. In der Studie von Felix Kruppa fühlten sich in NRW bereits 28% der Schüler dem Islam zugehörig.[21] Den demographischen und politischen Trend berücksichtigend muss man also von einer Islamisierung sprechen.
Quellen
[1] Einige der analysierten Kategorien und Widerlegungen stammen aus nachfolgendem Artikel von Ruud Koopmans (insbesondere 1-5, 7 und 8, wobei Koopmans Ausführungen um empirische Quellen ergänzt wurden): Das Drama des real existierenden Islam
Zusätzlich wurden Bestandteile aus diesem Blogartikel von Felix Kruppa verwendet:
Die islamische Welt gegen den Fortschritt
Diskutieren könnte man hier, ob Indonesien zu den freien Demokratien gezählt werden kann. Vgl. dazu auch unseren Beitrag über die Facebook-Seite: Gott und die Welt
[2] So unfrei ist die Presse weltweit
[3] The World’s Muslims: Religion, Politics and Society
(Weltweit = Südasien, Südostasien, Mittel-, Ost- und Nord und Südafrika, Südosteuropa, Zentralasien)