Jan Böhmermann ist landesweit bekannt geworden, weil der Ziegenliebhaber nicht einmal die fälschliche Annahme ertragen konnte, dass ein anderer Mann sich seinen Lieblingen nähern könnte. Leider war der Andere nicht nur der Staatschef der Türkei, sondern ist ebenso intolerant wie Böhmermann, der seine Follower bei leisester Kritik auf seinem Twitter-Accout sperrt.
Böhmermanns Gedicht genannte Hervorbringung löste eine veritable Krise in der Beziehung zur Türkei aus. Unsere Kanzlerin war gezwungen, ein schon vergessenes Gesetz aus der Kaiserzeit zu reaktivieren, das Majestätsbeleidigung unter Strafe stellte, damit sich der türkische Staatspräsident mit eine Klage gegen die Schmähkritik wehren konnte. Das einzige Ergebnis war allerdings, dass die Böhmermann-Affäre einen festen Platz in der Wikipedia bekam.
Ich gestehe, ich habe mich damals auch mit Böhmermann solidarisiert, weil ich im Gegensatz zu ihm der Meinung bin, dass auch solche infantilen Abscheulichkeiten wie sein Ziegengedicht unter Meinungsfreiheit fallen.
Satire darf alles, hat Tucholsky gesagt, der sich nicht einmal in seinen Albträumen einen durch Zwangsgebühren finanzierten Satiriker wie Böhmermann vorstellen konnte. Tucholsky hätte aber die neueste Hervorbringung unseres Quoten-Hits im 60+-Fernsehen auch nicht für Satire gehalten, sondern hätte sich an Machwerke erinnert gefühlt, die von einem Kampfblatt der Epoche produziert wurden, die Tucholsky in den Selbstmord getrieben hat.
„Hurensöhne Mannheims“ heißt das Werk, das ganz sicher keine Parodie ist, sondern genau die Hetze, die Böhmermann & Co zu bekämpfen vorgeben. Als besonders genial wird der Einfall bejubelt, Hitler zum Bewunderer der Söhne Mannheims zu erklären. Weil alle, die noch selbstständig denken können, das nicht lustig, sondern lediglich bescheuert finden, wird ein Lacher aus dem Off eingespielt. Haha.
Böhmermann konnte mit seinem Gag immerhin bei den braven Stadtvätern von Mannheim Eindruck schinden, die sich umgehend wegen „antistaatlicher Aussagen“ empörten.
Deutschland ist also wieder an dem Punkt angelangt, wo Kritik an Staat und Politik nicht mehr erlaubt sein soll, wenn es nach den selbsternannten Gesinnungswächtern geht.
Ganz vorn dabei das ehemalige „Sturmgeschütz der Demokratie“, das sich als Fallbeil der Meinungsfreiheit geriert. Spiegel-Autor Andreas Borcholte lässt keinen politisch korrekten Anwurf aus: „rechtspopulistischer Hetzer und Verschwörungstheoretiker“, „antisemitische Untertöne“ (ohne Belege!), aber auch „umstürzlerische staatsfeindliche Rhetorik“
Wer sich solcher Epitheta bedient, muss sich den Spiegel vorhalten lassen, in wessen Denke er sich bewegt. Diese Attribute hat die Staatssicherheit zur Bezeichnung von „Staatsfeinden“ in der DDR benutzt. Sie hätte Naidoo ein „feindlich-negatives Element“ genannt.
Neu ist, gegenüber dem „Neuen Deutschland“, dass der Spiegel einen Link zum Text, der die politisch korrekten Emotionswogen hochschlagen lässt, zur Verfügung stellt.
„Und der Hass – Der steigt!
Und unsere Wut – sie treibt!
Ich mach mich warm, weil der Dunkelheitseinbruch sich nähert
Die nächste Bullenwache ist nur ein Steinwurf entfernt…
Bin bei Weitem nicht frei von Sünde
Aber trete vor zum Werfen“
In diesen Versen ist alles vorhanden, was Borcholte anprangert. Leider stammt der Text nicht vom Staatsfeind Naidoo, sondern von der vom Justizminister Maas hochgelobten Truppe „Feine Sahne Fischfilet“. Im Kampf gegen Rechts ist alles erlaubt. Dafür gibt es sogar Staatsknete aus dem Hause Schwesig – im Namen von Vielfalt und Toleranz.
„Und weil ihr euch an Unschuldigen vergeht
werden wir unsere Schutzschirme ausbreiten
Und weil ihr die Tatsachen schon wieder verdreht
Müssen wir einschreiten“
Ihr seid so langsam und träge, es ist entsetzlich
Denkt, ihr wisst alles besser, und besser geht´s nicht, schätz
Ich
Doch wir denken für euch mit und lieben euch als Menschen
Als Volk-in-die-Fresse-Treter stoßt ihr an eure Grenzen“
Nun kann man der Meinung sein, das multipler Gesetzes- und Vertragsbruch, wie in den letzten Jahren von der Politik praktiziert, was, um nur einen Vertreter zu nennen, der Ex-Verfassungsrichter Udo di Fabio der Regierung Merkel in einem Gutachten bescheinigt hat, kein „Volk-in-die-Fresse-treten“, sondern nur demokratische Präsidialattitüde ist, die Verfassung und Gesetze mit den Füßen tritt. Aber Naidoos Bezeichnung ist aus der Sicht der Regierten zutreffend. Von der Meinungsfreiheit ist sie sowieso gedeckt.
Habe ich meine Auswahl einseitig getroffen? Nein, denn sie beschreibt die Kernaussage des Liedes. Die anderen von Borcholte aufgeführten Zitate sind, wen man den Text liest, klare Warnungen, was passieren könnte, sollte die Politik einfach so weiter machen, wie bisher. Aufrufe zur Gewalt, wie bei „Feine Sahne Fischfilet“, findet man bei Naidoo nicht.
Mit der Verdrehung der Tatsachen, die Naidoo anprangert, muss er jetzt selbst leben. Man kann nur hoffen, dass der Sänger den Kakao, durch den man ihn zieht, nicht am Ende noch trinkt.
Nachtrag: Inzwischen hat sich der erste Radiosender entschlossen, natürlich im Namen von Vielfalt und Toleranz nur noch staatskonforme Musik zu senden! Ein Hoch auf die willigen Helfer!
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