Die Wiedergeburt von Budapest

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Die Stadt lernte ich kennen, als ich mit 15 Jahren meine erste Auslandsreise antrat. Meine Freundin Sigrid und ich hatten seit einem Jahr Brieffreundschaften gepflegt. Nun wollten wir unsere Freundinnen besuchen. Bei wem wir in der Fö Utca wohnten, habe ich vergessen, denn es war Sigrids Beziehung. Eingebrannt hat sich mir aber der Eindruck, den die Stadt auf mich machte. Während in Ostberlin die Jugendlichen, die auf der Straße oder im Park Beatles oder Rolling Stones aus ihren Kofferradios hörten, von der Volkspolizei gejagt wurden, während ich zu hause nur unter der Bettdecke mit meinem „Micky“, ein Kleinstradio , etwas dicker als ein Handy, die Schlagerparade des RIAS (Rundfunk im Amerikanischen Sektor) verfolgen konnte, war am Eingang des „Parks der Jugend“ am Gellértberg eine große Hitparade-Tafel aufgestellt. Als Stones-Käthe, so wurden im Osten die Anhängerinnen der Rolling-Stones genannt, freute ich mich besonders, dass meine Band die Beatles auf den zweiten Platz verwiesen hatten.

Gleich darauf fragte ich mich, warum in Ungarn möglich war, was in der DDR unter Strafe stand. Ich begann, mich für Ungarn zu interessieren. „Die Wiedergeburt von Budapest“ weiterlesen

Die Dialektik der offenen Gesellschaft

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Von Christoph Ernst

Kürzlich plauderte ich mit einem holländischen Bekannten über kulturelle Unterschiede. Er skizzierte mir seine calvinistischen ‚Leitplanken‘, ich ihm meine säkular-lutherischen. Wir fragten uns, warum unsere Gesellschaften so polarisiert sind und ihnen die Fähigkeit zu Kompromissbereitschaft und Nachsicht flöten zu gehen scheint, die bekanntlich die Basis für ein halbwegs ziviles Miteinander sind. Damit derlei zwischen Leuten überhaupt entsteht, bedarf es der Annahme, dass der andere ähnlich tickt wie man selbst. Es unterstellt ein gemeinsamen ‚Wir‘. Das ist der Vertrauensbonus, der nottut, um uns zu öffnen, der unsere Angstschwelle senkt und die Grundlage für ein halbwegs entspanntes Miteinander schafft.

Nur passiert das eben bloß, wenn wir davon ausgehen, im Zweifelsfall auf positive Resonanz zu stoßen. In kulturell homogenen Zusammenhängen fällt uns das leichter als in ethnisch diversen. Wir sind tribale Tiere, die instinktiv dazu neigen, sich einer ähnlichen scheinenden Gruppe zuzuordnen. Aber solange die jeweiligen ‚Leitplanken‘ einigermaßen kompatibel sind, spielen äußerliche Unterschiede wie Hautfarbe oder Geschlecht kaum eine Rolle. Weit schwieriger wird es im multikulturellen Kontext. Wo ‚das Zusammenleben täglich neu ausgehandelt werden muss‘, fühlt sich keiner mehr zu Hause. Das, was Aydan Özoğuz einst als Zukunftsmodell annoncierte, ist selten friedlich, sondern durch Misstrauen und latente Feindseligkeit geprägt. Das weiß jeder, der mal in solch einer Gesellschaft gelebt hat. „Die Dialektik der offenen Gesellschaft“ weiterlesen

Sümeg- Das kleine ungarische Wirtschaftswunder

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Bevor ich aus beruflichen Gründen hierher kam, hatte ich nie von der

kleinen Stadt im Komitat Veszprém, etwa 20 Kilometer nördlich des Balaton, gehört. Ich kam nachts an und sah erst am nächsten Morgen durch das Panoramafenster der Hotellobby die Burg auf einem 90 Meter hohen Bergsporn über der Stadt. Ein atemberaubender Anblick, nicht nur in der Morgensonne. Bei Wikipedia steht, es sei die besterhaltene Burg in der Gegend.

 

Das ist falsch. Am Ende des Artikels werden Sie wissen, warum.

Die Anfänge der Burg gehen auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Das Geschenk von Ungarns König Stephan V an das Bistum Veszprém ist erstmals 1301 urkundlich erwähnt. In ihrer wechselvollen Geschichte wurde die Burg mehrmals belagert, aber zunächst nie erobert.

Die Mongolenhorden, die an die 90% der Ungarn in den von ihnen eroberten Gebieten abgeschlachtet hatten, zogen hier vorbei. Der Aufstieg hätte sich auf den Rücken ihrer Pferde wohl zu schwierig gestaltet. „Sümeg- Das kleine ungarische Wirtschaftswunder“ weiterlesen

Wenn Wahlen zur Routine werden

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Von Peter Schewe

Wahlen von Verfassungsrichtern werden von Politikern und Medien als reine Routineangelegenheiten parlamentarischer Arbeit bezeichnet. Um so größer die Empörung von allen Seiten, als die Wahl von Frau Brosius-Gersdorf an einigen ‚Quertreibern‘ scheiterte und die ‚Fraktionsdisziplin‘ als Routine nicht in gewohnter Weise funktionierte. Es war ein Zeichen noch funktionierender Demokratie. Bisher war diese Wahl wohl eher nur eine Bestätigung dessen, was die Parteien im Hinterzimmer ausgekungelt hatten.

 

Mit Routinewahlen kannten wir uns in der DDR gut aus, 40 Jahre haben wir sie und ihre Folgen zu spüren bekommen. Immer konnten die Kandidaten der Einheitsfront des ‚Demokratischen Blocks‘ 99,98 % der Stimmen auf sich vereinigen. Gegenstimmen waren nicht möglich oder wurden als ungültig gezählt. Undemokratischer können Wahlen nicht sein.

In 75 Jahren Bundesrepublik haben sich offenbar viele Routinen etabliert. Zum Beispiel, dass die Macht zwischen den ‚Etablierten‘ wechselseitig ausgeübt wurde oder alle im Bundestag vertretenen Parteien mit Ämtern und Posten im gegenseitigen Einvernehmen versorgt wurden, streng nach regionalem Proporz verteilt. Die Routinen gehen so weit, dass selbst im Bundestag nicht mehr vertretene Parteien, wie die FDP immer noch ein Vorschlagsrecht für Verfassungsrichter zusteht und den abgewählten Grünen gleichermaßen. „Wenn Wahlen zur Routine werden“ weiterlesen

Wir sollen Kanonenfutter werden!

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Günter Kuhnert schrieb über einige Davongekommene:

“Als der Mensch unter den Trümmern seines bombardierten Hauses hervorgezogen wurde, schüttelte er sich und sagte: Nie wieder. Jedenfalls nicht gleich.”

Nicht gleich scheint jetzt zu sein, jedenfalls wenn man unsere Politiker hört. Seit Monaten werden wir mit Kriegspropaganda überschüttet.

Bekanntlich ist das erste Kriegsopfer die Wahrheit. Also ist Putin, dem etliche Politiker 2001 nach seiner Rede im Bundestag noch mit standing ovations gefeiert haben und die alle, auch mich, die davor gewarnt haben, einem ehemaligen KGBler zu trauen, eine ewige Nörglerin nannten, heute der Gottseibeiuns, mit dem auf keinen Fall geredet werden darf. Dagegen ist die Ukraine, die damals neben Albanien das korrupteste Land Europas war, 2014 von keinem Geringeren als Georg Restle noch angeklagt worden, in der Ostukraine einen Krieg zu führen. Damals hat dieser Krieg Europa nicht interessiert. Heute ist die Ukraine, deren Milliardäre sich seit den westlichen Unterstützungsgeldern rapide vermehrt haben, die Verteidigerin europäischer Werte. Selenskyi, der als Präsident angetreten ist, um die Korruption zu bekämpfen, musste vor wenigen Wochen durch Massendemonstrationen im Land und internationalen Protest daran gehindert werden, seine Anti-Korruptionsbehörde aufzulösen.

Deutschland, dessen Haushaltslöcher inzwischen groß wie Scheunentore sind, dessen Infrastruktur vor allen Augen rapide bröckelt und in dem die Deindustrialisierung Fahrt aufnimmt, will laut Vize-Kanzler Klingbeil die Ukraine mit jährlich 9 Milliarden Euro unterstützen. Da sind die Kosten für die Millionen Ukrainer, die sich bei uns aufhalten nicht eingerechnet. „Wir sollen Kanonenfutter werden!“ weiterlesen

RWE will keinen grünen Wasserstoff aus Namibia

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Von Hans Hofmann-Reinecke

Die deutsche Regierung hat die Erzeugung von „Grünem Wasserstoff“ in Namibia als „strategisches Auslandprojekt“ mit 10 Milliarden bedacht. Als strategischer Kunde für dieses Geschäft hatte einer der großen deutschen Energieversorger, RWE, sein Interesse für jährlich 300.000 Tonnen in Aussicht gestellt. Von diesem Plan hat sich der Konzern jetzt distanziert.

 

Her damit

Die deutsche Regierung hat in Namibia ein gigantisches Projekt gestartet, das einen wesentlichen Beitrag zur „Energiewende“ leisten soll. Man will dort „Grünen Wasserstoff“ (GH2) herstellen und nach Deutschland exportieren.

Wasserstoff ist der ideale Energieträger: Bei seiner Reaktion mit Sauerstoff wird sehr viel Energie frei – als Hitze oder aber auch direkt in Form von Elektrizität. Und das Allerbeste: Es entsteht kein unerwünschtes CO2, so wie beim Verbrennen von Kohle oder Erdgas in konventionellen Elektrizitätswerken. Das einzige Problem:  es gibt keinen Wasserstoff auf unserem Planeten. Seine Affinität zu Sauerstoff hat dazu geführt, dass er fast nur in Form von Wasserstoffoxid, vulgo „Wasser“ vorliegt.

H2 lässt sich jedoch zurückgewinnen, indem man elektrischen Strom durch Wasser leitet und die H2O Moleküle dabei in ihre Bestandteile spaltet. Dazu ist allerdings mehr elektrische Energie nötig, als man nachher wieder zurückbekommt. Natürlich muss der notwendige Strom bei diesem Prozess, genannt Elektrolyse, aus einem CO2 freien Kraftwerk kommen, sonst könnte man sich die Prozedur ja sparen, sonst bekäme man keinen grünen Wasserstoff. „RWE will keinen grünen Wasserstoff aus Namibia“ weiterlesen