Man wird nicht Philosoph, weil es einem ach-so-gut-geht. Irgendwann muß man nicht hereingepasst haben.

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Von Lothar W. Pawliczak

Rezension zu Michael Andrick: Ich bin nicht dabei, Denk-Zettel für einen freien Geist. Verlag Karl Alber Baden-Baden 2025, 205 Seiten, EUR 22,90

Der Autor paßt nicht zum Mainstream, publiziert als Kolumnist u.a. bei der Berliner Zeitung, auch im Freitag, bei Cicero, Nius, … Aus den Erfahrungen und der von ihm in der Berliner Zeitung ausgelösten Debatte zur Coronapolitik hatte er mit einem Buch die Schlußfolgerung gezogen: Wir befinden uns „Im Moralgefängnis“ (Neu-Isenburg 2024). Mit Präsentationen dieses Buches, Vorträgen, Interviews, Essays hat er seine Analyse des Virus der Moralisierung weiter erläutert und vertieft: „In einem Land mit parteibuchtragenden Rundfunkintendanten und Geheimdienstchefs sowie einer politisch abhängigen Staatsanwaltschaft kann man Demokratie und Rechtsstaat nur teilweise verwirklichen. Es braucht eine Staatsreform hin zu partizipativer Demokratie“.

Im diesem Sammelband werden verstreute Texte in fünf Rubriken systematisiert vorgelegt, einige neue sind hinzugekommen: Arbeiten – Herrschen – Demokratie? – Lachen? – Philosophieren.

Nach dem ersten philosophisch-tiefgründigen Abschnitt steht am Anfang des zweiten ein Satz, der vielleicht als Michael Andricks kritisches Credo gelten könnte: „‚Politische Korrektheit‘ ist die genau treffende Bezeichnung für das soziale Betriebssystem, nach dem man sich heute im ‚freien Westen‘ allerorten richten soll – damit selbsternannte Gute und Gerechte ungestört ihre Politik machen können.“ (S. 51)

Auf philosophische Erwägungen zu Mut, Furcht, Angst – hier vermisse ich das Brecht-Zitat: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“ –, zu Fakten und Werturteile folgt die Konkretion: Im ‚besten Deutschland aller Zeiten‘ (F.-W. Steinmeier) bezweckt die Kontrolle von Sprache und Ausdrucksweise Gedanken- und Verhaltenskontrolle … im Sinne der gegenwärtigen Gedanken- und Verhaltensvorlieben derer, die sich als erziehungsberufene Aufklärer-Elite verstehen, werden Kulturgüter korrigiert, um ideologisch unerwünschte Worte, Assoziationen und Gedanken aus Diskurs und Denken zu entfernen“ (S. 65). Kunst, Literatur und Wissenschaft haben „progressiv“ zu sein, was wohl meint: Alternativen zu dem, was die Regierer wollen, seien sträflich. Wer aber ein einheitliches Welt- und Menschenverständnis durchsetzen, ein Reich des Guten voller Wahrheit und Gerechtigkeit etablieren will, ist totalitär und schneidet jede Entwicklung, was ja die Entstehung von Neuem, noch nie Dagewesenen, bislang nicht Gedachten ist, ab. Michael Andrick klärt dagegen auf.

In einen Interview anläßlich des Erscheinens dieses Buches hat Michael Andrick seine Position in der Zeitung Junge Freiheit 22/1925 dargelegt: „Aus Mitbürgern werden Feinde gemacht“. Im Internet hier: https://jungefreiheit.de/debatte/interview/2025/interview-michael-andrick/

 



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