Von der Idee zur Ideologie   

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Von Gastautor Peter Schewe

Ideen und Pläne nicht nur haben, sondern sie auch in die Tat umsetzen hat der Menschheit den Entwicklungsstand beschert, den wir heute für uns in Anspruch nehmen können. Ideen und Erfindergeist haben uns soweit gebracht, dass wir nicht nur alles andere Leben zerstören könnten, sondern sogar uns selbst. Wir haben alles getan, uns den Widrigkeiten dieser Erde zu entziehen und unser Leben so bequem und komfortabel einzurichten, wie nie zuvor. Wir sind die erfolgreichste Spezies auf diesem Planeten, zweifelsohne.

Wenn aber eine Idee zur Ideologie wird, wird es gefährlich für all das bisher Erreichte. Aber wann wird eine Idee zu Ideologie und woran erkennen wir das?

Sei es der Glaube an einen oder viele Götter, sei es die Idee, die Erde sei eine Scheibe und die Sonne drehe sich um diese, sei es die Vision von einer gerechten, von jeder Ausbeutung befreiten Welt –auch Kommunismus genannt-, oder sei es die Überzeugung, unser Planet rase auf eine menschverursachte Klimakatastrophe zu, immer dann wenn nur noch die eine Idee unser Handeln bestimmt und alle anderen nicht nur ausgeblendet, sondern bekämpft, als ketzerisch, quer, leugnend oder störend gebrandmarkt und unterdrückt werden, hat sich die Idee zur Ideologie verfestigt.

Als die Christen sich nur noch zu einem Gott bekannten (Du sollst keine anderen Götter haben neben mir) begannen sie, andere nichtmonotheistischen Naturreligionen und Ungläubige zu unterdrücken und zu verfolgen, als die Ideen von Hegel, Feuerbach und Marx für eine gerechtere Verteilung der Güter von Lenin und seinen Nachfolgern mit brutalster Gewalt zur Staatsdoktrin und einzig gültiger Lesart zukünftiger Entwicklungen erhoben wurden, kehrte sich der positive Ansatz dieser Ideen um in Unterdrückung, Verfolgung und Vernichtung all derer, die anderer Ansicht waren und eigene Ideen entwickelten. Seit die Idee, der Mensch habe Einfluss auf das Klima, zur einzig gültigen Wissenschaft erklärt wurde, werden alle anderen evtl. Ursachen für eine Erwärmung ausgeblendet und andere Erklärungsmodelle als leugnerisch und unwissenschaftlich bekämpft bzw. verschwiegen.

Ideologien sind zum Scheitern verurteilt, warum? Weil sie Utopien bleiben und nicht berücksichtigen, dass die Menschen sich im Grunde nicht verändern, nicht bekehren geschweige denn umerziehen lassen. Ideologen setzen voraus, dass die Menschen sich in ihrem Sinne ‚verbessern‘ und ihnen bedingungslos folgen. Tun sie das nicht, setzt der Zwang ein, ihrer Idee widerspruchslos zu folgen, ansonsten wäre ja das Ziel nicht zu erreichen. Und schon wird eine vielleicht gute Idee zur Zwangsjacke, zum Vorwand brutalster Machtausübung. Und der, der sich nicht fügt, wird zwangsläufig zum Verräter an der großen Sache, zum Verhinderer und muss demzufolge unschädlich gemacht werden.

Ideologen nehmen die Realität nur noch mit ihrer Sicht der Dinge wahr und blenden diese umso mehr aus, je enger sich ihr Blick fokussiert und auch ihr Handlungsspielraum sich damit immer mehr eingeschränkt.

So haben wir es erlebt und so wird es immer wieder sein. Das Christentum führte in die Inquisition, der Islamismus in den Terrorismus, der Kommunismus und der Nationalsozialismus als seine Spielart in die schlimmsten Massenvernichtungen, Zerstörungen und Hungersnöte der Neuzeit.

Was bleibt einem Ideologen, wenn das Gutgemeinte nicht alle begeistert und beflügelt, seine Idee nicht als das Alleinseligmachende betrachten? Ihm bleibt nur, mit Machtausübung und Gewalt seiner Ideologie zum Durchbruch zu verhelfen um dann letztlich am Trotz und Widerstand der Unterdrückten zu scheitern.

Luise Neubauer sagte neulich in einem Talk, wir hätten angesichts der bevorstehenden Klimakatastrophe keine Zeit mehr für Demokratie, für ein Ringen um die beste Lösung.

Genau das ist das Resultat ideologischen Denkens. Es gilt nur noch die eine Idee, alles andere hat sich dieser unterzuordnen, auch die Demokratie.

Deshalb haben für mich auch die prophezeite Klimakatastrophe und der Kommunismus mehr gemeinsam, als sich auf den ersten Blick vermuten lässt. Man könnte beide Begriffe auch durch Hölle und Himmel ersetzen, ersterer stellt den Untergang, die Hölle in Aussicht, der zweite Begriff verspricht die Endlösung aller Probleme, das Paradies auf Erden, den Himmel. Während die Klimakatastrophe verhindert werden soll, ist der Kommunismus eine Verheißung. Insofern bilden sie ein gegensätzliches Begriffspaar, aber wie wir bei Marx und Lenin gelernt haben, sind solche Widersprüche nur scheinbar und lassen sich auflösen, was sich bei näherer Betrachtung durchaus bestätigt:

  • Beides sind dem menschlichen Hirn entsprungene Gedankenkonstrukte, die weit in die Zukunft weisen.
  • Beide berufen sich auf wissenschaftliche Expertise und naturgesetzmäßige Abläufe.
  • Beide können, wie jede Zukunftsprognose, derzeit auf ihre Richtigkeit nicht überprüft werden.
  • Beide erfordern eine große Transformation der gegenwärtigen Verhältnisse, sprich Revolution.
  • Beide fordern wegen ihrer propagierten Unausweichlichkeit unbedingte Gefolgschaft und Opfer sowie die Umerziehung des Menschen.
  • Beide haben das Ziel, den Kapitalismus und die freie Marktwirtschaft als Ursache allen Übels zu bekämpfen und am Ende abzuschaffen.
  • Beides sind Utopien bzw. Ersatzreligionen.

Nicht anders als Religionen erfordern sie unbedingte Gefolgschaft  sowie Einschränkung der persönlichen Freiheitsrechte zugunsten eines höheren Zieles, welches weit in der Zukunft liegt.

Nicht das Jetzige und Diesseitige ist wichtig, sondern das Kommende verspricht eine bessere Zukunft bzw. die Verhinderung des Unterganges. Angenommen, den Klimaaktivisten der ‚Letzten Generation‘ geht es wirklich nur ums Klima und sie werden wirklich von Ängsten und Untergangspanik getrieben, gleichen sie eher den Sekten, die ebenso das Ende der Welt all denen prophezeien, die sich ihnen nicht anschließen.

Es geht schon lange nicht mehr um das Klima, das der Mensch weder beeinflussen noch steuern, leugnen oder gar kontrollieren kann. Er kann sich höchstens anpassen, wie er das schon immer und bisher sehr erfolgreich getan hat. Alle, die uns etwas anderes erzählen, betreiben das Geschäft der Angstmacherei und meinen, sie könnten uns für dumm verkaufen.

Es geht vielmehr darum, den Kapitalismus und die freie Marktwirtschaft abzuschaffen und durch eine

Kommandowirtschaft, man könnte sie auch Ökodiktatur nennen, zu ersetzen. Dazu bedarf es eines neuen Menschenbildes, eines Menschen, der seine persönlichen Wünsche und Ziele einem höheren Gemeinschaftsziel unterordnet und seine Freiheit dem Kollektiv zuliebe opfert.

Was die kommunistische Ideologie trotz brutaler Gewalt nicht erreicht hat, soll nun die Angst vor der Klimakatastrophe schaffen. Sie haben nur ihr Narrativ geändert, das Ziel ist geblieben.

Aber ob Klimapropheten oder Kommunisten, beide werden genauso wieder scheitern. Der Mensch wird bleiben wie er ist und schon immer war: Fokussiert auf sein Überleben mit dem geringst möglichen Aufwand seine Situation zu verbessern und seine Ziele zu erreichen. Für die Zukunft vorausgesagte Untergangsszenarien werden ihn davon genauso wenig abbringen, wie es die Verheißung des Paradieses auf Erden bisher vermocht hat. Wir mögen es eben nicht, wenn uns andere vorschreiben wollen, was gut für uns ist. Wir wollen es selber entscheiden dürfen.

Letzteres sollte uns Trost sein und Zuversicht geben in diesen wahrhaft (w)irren Zeiten.



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