Das Scheitern der Verdachtsberichterstatter

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Innerhalb von wenigen Monaten, sind zwei große Medien-Kampagnen gescheitert – sehr zum Entsetzen der Kampagnenmacher. Die Kampagne gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann endete mit der Einstellung des Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft, die „von Amts wegen“ tätig werden musste, weil Anzeigen unbeteiligter Dritter, aber keine von Betroffenen vorlagen. Die Staatsanwaltschaft sprach Lindemann von allen gegen ihn erhobenen Vorwürfen frei. Vorher hatten mehrere Medien verbreitet, ihnen lägen eidesstattliche Versicherungen von Frauen vor, die Opfer von Lindemann geworden seien. Keins dieser angeblichen Opfer ist offenbar juristisch tätig geworden, weil es eben einen Unterschied macht, ob man einer Zeitung etwas sagt, oder man der Justiz Beweise vorlegen muss. Meines Wissens hat sich keins der Kampagnenmedien bei Lindemann entschuldigt.

Es wurden offensichtlich auch keine Lehren aus dem Scheitern gezogen, denn die meisten Beteiligten starteten unbeeindruckt die nächste Kampagne – gegen den Stellvertretenden Ministerpräsidenten Bayerns Hubert Aiwanger. Gegenstand der öffentlichen Anprangerung Aiwangers war ein Flugblatt, dass vor mehr als dreißig Jahren in seiner Schultasche gefunden und von seinem damaligen Lehrer unter Verletzung seiner Dienstvorschriften, des Datenschutzes und der Pflichten gegenüber minderjährigen Schutzbefohlenen an die Süddeutsche Zeitung durchgestochen wurde. Die veröffentlichte Erregung war enorm. Prompt meldeten sich anonyme „Zeugen“ mit unbewiesenen Behauptungen über Aiwangers angeblicher Nazi-Affinität in seiner Jugend, während die Aussagen seiner Mitschüler, die nichts dergleichen bemerkt hatten, nicht berücksichtigt wurden.

Was die empörten Kampagnenmacher nicht erwartet hatten war, dass die Bevölkerung diese Erregung nicht teilte, sondern mehrheitlich als bigott durchschaute. Die Alt-Medien haben nicht mehr die alleinige Macht über die öffentliche Meinung. Die freien Medien gewinnen immer mehr an Einfluss.  Es war z.B. den jungen Journalisten von Apollo-News zu verdanken, dass die Mitschüler Aiwangers mit Namen und Adresse wenigstens in den freien Medien zu Wort kamen. Es war auch Apollo-News, das dem pflichtvergessenen Lehrer auf die Spur kam.

Die Kampagne gegen Aiwanger scheiterte trotz seiner eher ungeschickten Verteidigung, weil die Medien und die Bayrische Staatskanzlei zu spüren bekamen, dass die Mehrheit der Bevölkerung Leuten nicht glaubte, die das Flugblatt eines Minderjährigen  so unerträglich fanden, dass es einen Rücktrittsgrund sein sollte, aber zur unkontrollierten Einwanderung junger Männer aus antisemitischen Gesellschaften schweigen. Ja, in Deutschland ist ein neuer Antisemitismus virulent, aber er kommt von den verschämt als „ein Mann oder mehrere Jugendliche“ bezeichneten Tätern, die Juden auf unseren Straßen angreifen, weil sie Kippa tragen oder als Rabbi erkannt werden. Man kann auf einer Demonstration in Berlin „Hamas, Hamas – Juden ins Gas“ brüllen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.

Die Vorwürfe gegen Aiwanger kamen von denen, die dazu beigetrag haben, dass Menschen, die Regierungsentscheidungen kritisieren, als Nazis abgestempelt wurden, was eine unfassbare Verharmlosung der Nazidiktatur bedeutet. Es waren Leute, die nicht verstanden haben, dass die wichtigste Lehre aus den totalitären Diktaturen des letzten Jahrhunderts ist, die Methoden der Totalitären zu ächten und sich deshalb gewissenlos solcher Methoden bedienen. Es ist wieder möglich, dass ein vom Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk Alimentierter von den „Aussortierten“ der Gesellschaft reden kann, ohne dass es einen Aufschrei dagegen gibt – jedenfalls nicht von denen, die sich selbst als die einzig wirklichen Demokraten bezeichnen und die Demokratie zu verteidigen vorgeben.

Dass es bei Aiwanger nicht in erster Linie um Besorgnis über Antisemitismus ging, sondern um die Abstrafung eines Politikers, der auf einer Demonstration gegen das Heizungsgesetz gefordert hatte, die Bürger sollten sich ihre Demokratie zurückholen, wurde sogar mehrfach von Kampagnenmachern geäußert. Wer, wie Aiwanger mit rechtspopulistischen Sprüchen auftrete, müsste eben genauer durchleuchtet werden.

Womit die Kampagnenbetreiber offenbar nicht gerechnet haben, ist, dass die Leute sie inzwischen durchschauen. Nun ist der Katzenjammer groß.

Das Bierzelt hätte über die Eliten, die definieren, was Moral ist, gesiegt.

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Die „Eliten“ haben sich mit ihrem Bruch rechtsstaatlicher Regeln selbst ein Bein gestellt und ihre Niederlage besiegelt. Wir dürfen auf die Landtagswahl in Bayern gespannt sein. Die neuesten Umfragen deuten darauf hin, dass es die zweite Niederlage der Kampagnenmacher werden könnte.



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