Alle Jahre wieder

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Der 19. Dezember 2016 war der Tag, an dem die Adventszeit mit ihren vollen Weihnachtsmärkten, dicht umlagerten Glühweinständen und festlichen Dekorationen ihre Unschuld und Fröhlichkeit verlor. Seitdem gibt es Weihnachtsmärkte nur noch hinter Merkel-Pollern, denn an diesem Tag fuhr ein Islamist, dessen Namen man sich nicht merken muss, mit einem gestohlenen LKW, den ermordeten polnischen Fahrer neben sich, in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz.

Dreizehn Tote und Dutzende Verletzte fielen ihm zum Opfer. Der Attentäter konnte noch aus Deutschland flüchten und wurde zwei Tage später in Italien von Polizisten erschossen.

Die Berichterstattung über diese Tat war anfangs verheerend. Im Bemühen, vom islamistischen Hintergrund der Tat abzulenken, wurde zeitweilig sogar der polnische Fahrer als Mittäter verleumdet.

Eine Entschuldigung für diese unverzeihlichen Meldungen gab es weder von den betreffenden Medien noch von der Bundeskanzlerin.

Die Politiker hielten unter Umgehung des Anschlagsortes eine Gedenkfeier in der Gedächtniskirche ohne Öffentlichkeit ab.

Kanzlerin Merkel war jahrelang nicht zu bewegen, sich mit den Angehörigen der Opfer zu treffen.

Die vielen Kerzen, Blumengestecke und Poster, mit denen die Berliner an die Tat erinnerten, sollten verschwinden. Aber so oft auf den Stufen der Kirche abgeräumt wurde, so schnell waren die Andenken wieder da.

In den ersten Jahren gedachten nur sehr wenige Menschen am Jahrestag des Attentats der Opfer, es wurden aber von Jahr zu Jahr mehr. Schließlich musste sich die Politik beteiligen. Am Ende war der Druck so groß, dass Merkel sich mit den Angehörigen treffen musste.

In diesem Jahr gibt es eine Gedenkfeier mit der Regierenden Bürgermeisterin Giffey um 19 Uhr in der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche. Es folgt eine Kranzniederlegung am Mahnmal „Der Riss“ und die Verlesung der Namen der Opfer. Um 20.02 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags, sollen 13 Glockenschläge ertönen.

Auch Innenministerin Faeser, gedachte des Attentats und schlug dabei erstaunliche Töne an. Sie sprach sogar von „Scham, dass die Bedürfnisse der Opfer und ihrer Familien viel zu lange zu wenig beachtet wurden“, und setzte hinzu: „Wir müssen uns – in allen staatlichen Stellen – mit mehr Empathie und mehr Unterstützung den Menschen zuwenden, deren Leben durch einen solchen furchtbaren Anschlag dramatisch verändert wurde.“

Die islamistische Bedrohung sei nicht vorüber und müsse mit aller Konsequenz bekämpft werden. Eine späte Einsicht ist besser als keine. Oder handelt es  sich um ein leeres Wahlkampfversprechen?

Auf jeden Fall zeigt sich, dass Druck auf Politiker etwas bewirken kann.



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