Schlag nach bei den Römern

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Gastautor Josef Hueber

Cancel Culture – wie fortschrittlich und humanitätsgetrieben sich ihre Vertreter auch gebärden und fühlen mögen – ein Blick in die römische Geschichte zeigt, dass sie in die Ahnenreihe der Verächter menschlicher Würde gehören. 

Platt machen, was nicht passt 

Vor Empörung schnaubende Berserker, neudeutsch Cancel Culture Aktivisten, haben sich der selbstgerechten und selbstbezogenen Umdeutung der Geschichte verpflichtet. Ihre Ikone aller vernichtungswürdigen Gestalten im Rückblick ist der alte, weiße Mann. Einerlei, ob es sich um historische Persönlichkeiten handelt, deren herausragende Leistungen in Wissenschaft, Politik oder Kultur unsere Gegenwart direkt, oder den Grund dafür legend, indirekt geprägt haben, oder ob es sich um weißhäutige Regierungen handelt, die in der Geschichte etwas anderes hätten machen müssen, um heute dem Anspruch der Moralverwalter zu genügen. Es gilt, alles, was in irgendwelcher Weise an weiße Eliten der Vergangenheit erinnert, aus dem öffentlichen Gedächtnis zu streichen, wenn man auch nur das Geringste in ihrem Leben oder Werk findet oder erfindet, was dem Vollkommenheitsanspruch der ideologiebefeuerten Moralistenarmee im Wege steht.

Alles kommt unters Messer der Kulturchirurgen, um vorgebliche Hässlichkeiten zu beseitigen. Von der Entdeckung und Besiedelung Amerikas, bis zu allen Formen und Phasen der Kolonialisierung, hin zu technischen Erfindungen, „rassistischer“ Mathematik , ja selbst Mozarts und Beethovens Musik werden im britischen Oxford (!) gecancelt, denn sie seien „weiße Musik der Sklavenära“ und damit Mittäter am „weißen Nationalismus“. Diese Genies weiterhin als olympische Figuren der Musikgeschichte zu vermitteln, sei „ein »Schlag ins Gesicht« für manche Musikstudenten.“ . Statuen, Denkmäler werden gestürzt, intellektuelle Autoritäten diffamiert, hoffend, dass gilt: aus den Augen, aus dem Sinn. White life does not matter.

Doppelter Standard – kein moralisches Problem

Nicht-weiße Männergeschichte dagegen wird nicht angeschwärzt. Denn black life matters. Beispiel gefällig? Sklavenhandel. Frage: Waren da nur „weiße Männer“ aktiv beteiligte Profiteure? Die historische Forschung sieht das anders. „17 Millionen Menschen waren Sklaven der muslimischen Welt. Die WELT schreibt von der Entvölkerung Afrikas durch Menschenjagden muslimischer Sklavenjäger.  Und der Althistoriker Egon Flaig erklärt in der FAZ – deswegen absehbar heftig angegriffen – „die Welt des Islam zum „größten und langlebigsten sklavistischen System“ der Geschichte.

Wir sind Rom 

Das Antike Rom wusste, wie Cancel Culture geht. Man nannte es damnatio memoriae, die Vernichtung/Auslöschung des Gedenkens, der Erinnerung. 

Was bedeutete dies? Hochgestellten Personen, die in Ungnade gefallen waren, konnte diese Strafe auferlegt werden. Sie war „Senatoren und Kaisern vorbehalten, deren Taten kein gutes Licht auf Rom als Ganzes warfen, oder solchen, die (…) Rom in Gefahr oder Schande brachten.“ Damnatio memoriae war „ein Zeichen großer Schande und eine Strafe, schlimmer als die Hinrichtung“.

Cancel Culture funktionierte so: „Fast jeder Kaiser wurde nach seinem Tod entweder vergöttlicht (apotheosis, consecratio) oder, vor allem wenn er im Gedächtnis des Senats nicht gut wegkam oder keine Verwandten unter den nachfolgenden Kaisern hatte, zur damnatio memoriae verurteilt.“ Die mit dieser Strafe belegte Person sollte keine Lebensspur von sich hinterlassen, so, als hätte sie niemals existiert. Es galt, die „Ehre der Stadt“ unbeschädigt zu bewahren. Zur Methode der Auslöschung gehörte u.a. die Löschung der Inschriften von Münzen oder die Übermalung der Namen an Gedenkstätten.

Cancel Culture Aktivisten hätten sich im Antiken Rom heimisch gefühlt. 



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