Der Kulturschock: Zurück im Land des Hasses und der Panik

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Von Gastautor Ramin Peymani

Nach etlichen Wochen in England ist die Rückkehr nach Deutschland inzwischen ein unerquickliches Erlebnis. Jedenfalls für mich. Ich bin nun eine Woche hier und habe mich immer noch nicht von dem Kulturschock erholt, den die Wiedereinreise ausgelöst hat. Schon bei der Ankunft am Flughafen merkt man, dass die beiden Länder viel mehr trennt als der Linksverkehr und eine Stunde Zeitverschiebung. Es handelt sich sprichwörtlich um zwei Welten, die nebeneinanderher existieren. Und die Verhältnisse in Deutschland erschüttern mich. Es ist beileibe nicht so, dass mich die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit überraschen. Ich habe weiß Gott oft genug gewarnt. Dass sie sich jedoch in der Zeit meiner recht kurzen Abwesenheit noch einmal derart beschleunigen und verstärken würden, hätte ich kaum für möglich gehalten. Ich erkenne viele meiner Mitmenschen nicht mehr wieder, vor allem aber bin ich erschrocken über die deutsche Gesellschaft. Hass, Bitterkeit und Panik bestimmen den Alltag in einer Form, die mir regelrecht Angst macht. Ich habe in den fünf Jahrzehnten zuvor niemals eine so gespaltene, sich an vielen Stellen gar feindlich gegenüberstehende Bevölkerung erlebt. Assistiert von den Medien, hat die Politik das Land verwüstet, gesellschaftliche Strukturen zerstört und zerrüttete Familien geschaffen. Das Ergebnis sind Millionen hemmungsloser Beißwütiger. Das öffentliche Leben macht nur noch wenig Spaß. Schon der Lebensmitteleinkauf ist deprimierend: Dort, wo die Maske im Freien kurz abgenommen wird, schaut man in verkniffene, unglückliche Gesichter. Ein Volk gedrückter Bücklinge versucht möglichst nicht aufzufallen und schleicht geduckt in die vermeintliche Sicherheit der eigenen Wohnung. So sieht das aus, wenn totalitäre Strömungen sich des Alltags bemächtigen.

Die strammen Blockwarte machen mich noch mehr betroffen als die vielen traurigen, desillusionierten Gesichter der Hilflosigkeit, in die ich täglich auf der Straße blicke

Natürlich gibt es mindestens so viele Stramme, die erst unter immer strafferer staatlicher Führung so richtig aufblühen, sei es, weil sie selbst nun endlich einen Lebensinhalt als Blockwart gefunden haben, oder weil sie sich einfach gut dabei fühlen, Vorschriften überzuerfüllen. Das macht mich noch mehr betroffen als die vielen traurigen, desillusionierten Gesichter der Hilflosigkeit. Und während rings um Deutschland herum zumindest beim Thema Corona inzwischen beinahe alle Staaten lockerlassen, hat sich die Bundesregierung offenbar in den Kopf gesetzt, immer neue Gründe zu erfinden, warum die Knechtschaft noch nicht enden darf. Gesundheitsminister Karl Lauterbach leidet Höllenqualen, weil ihm ein gewisser Vladimir Putin medial den Rang abgelaufen hat. Was macht ein Mann, der seinen einzigen Lebenszweck in möglichst vielen Fernsehauftritten und Interviews zu sehen scheint, wenn er plötzlich nur noch selten gefragt wird? Ich mache mir Sorgen um ihn. Hält er das durch? Der Eindruck verdichtet sich zunehmend, dass Lauterbach mit immer verrückteren Wortmeldungen den Kopf über der Wahrnehmungsschwelle zu halten versucht, um nicht in der Bedeutungslosigkeit unterzugehen. Wer prognostiziert, Covid-19 werde noch Jahrzehnte eine so große Gefahr darstellen, dass der Staat schützende Maßnahmen zu ergreifen habe, muss sich ernsthaft die Frage gefallen lassen, was mit ihm nicht stimmt. Und wer eine „Corona-Sommerwelle“ mit explodierenden Inzidenzzahlen ankündigt, die uns in größte Gefahr bringen werde, macht sich schlichtweg lächerlich. Weltweit ist es etablierter Wissenschaftsstandard, dass spätestens seit Omikron die sogenannten Inzidenzen keine Rolle mehr spielen. Das haben sie übrigens nie. Und das weiß auch Lauterbach – hoffentlich.

Den ganzen Zirkus wieder mitzumachen in dem Wissen, dass es sich dabei um die Muskelspiele einer außer Kontrolle geratenen Kaste handelt, zerrt an den Nerven

Unterdessen kommt anderswo die Aufarbeitung der Fehler, Lügen und Täuschungen der letzten zwei Jahre voran, insbesondere in Großbritannien. Daran kann auch die enorme mediale Fokussierung auf den Ukraine-Krieg nichts ändern. Unter dem Druck weiter Teile der Bevölkerung musste die britische Regierung nicht nur sämtliche Corona-Gesetze in England abschaffen und ihre Impfpasspläne sowie die Impfpflicht einmotten, sondern auch das zweifelhafte und durch eine Agenda des Angstmachens in Verruf geratene Beratergremium SAGE aufgeben. So funktioniert das dort, wo die demokratischen Mechanismen noch halbwegs intakt sind. Niemand spricht heute noch von Masken, Abstandsregeln oder Zugangsbeschränkungen. Umso schlimmer war es, wieder deutschen Boden zu betreten. Es fällt mir nun schwerer als je zuvor, mich den Insignien der Macht zu unterwerfen. In England war ich trotz der Aufhebung fast aller Regeln im Januar seither nirgendwo über Omikron-Leichen gestolpert. Nicht einmal die Krankenhäuser meldeten Land unter. Und ich selbst bin wie durch ein Wunder immer noch am Leben und erfreue mich allerbester Gesundheit. Den ganzen Zirkus wieder mitzumachen in dem Wissen, dass es sich dabei um die Muskelspiele einer außer Kontrolle geratenen Kaste handelt, zerrt an den Nerven. Allein die Aussicht, schon bald wieder nach England zurückzukehren, trägt mich durch den hasserfüllten, panikgeschwängerten Alltag, in dem die Aufgehetzten sich vorübergehend andere Zielscheiben gesucht haben. Schon in wenigen Wochen wird die Ukraine nicht mehr die Schlagzeilen bestimmen. Dann wird den Abermillionen panischer Hasser ein neues herrschaftsdienliches Thema serviert, das ihnen als Legitimation dazu dient, sich auf Andersdenkende zu stürzen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf: peymani.de



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