IM Victorias Kontrollversuch über die öffentliche Meinung

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Von Gastautor Josef Hueber

Die Unterdrückung der freien Meinung als Erfolgsmodell gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und – natürlich! – Antisemitismus? Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung zeigt, wie das in der DDR ging.

Die Wahrheit  ist, wie es die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann einmal formulierte, dem Menschen „zumutbar“. Das Wort weist freilich auch darauf hin, dass die Konfrontation mit der Wahrheit  eine Zumutung ist.  Um sich ihr im politischen Bereich nicht aussetzen zu müssen, hat man nicht erst in jüngster Zeit zur Methode der Fälschung von (historischen) Fakten gegriffen.  Unbequeme Realitäten werden  uminterpretiert.  Eine Suche nach Zeugnissen bewusster Geschichtsfälschung im Internet ermöglicht mühelos die Verifizierung dieses Phänomens. Josef Stalin war dafür einer der prominentesten Protagonisten.

Der Prozess der Umdeutung, der Etablierung eines geänderten Narrativs der Geschichte der DDR,  ist nicht ganz neu. Die Frage, ob die DDR  ein Unrechtsystem war, ist vielleicht das prominenteste Beispiel dafür, dass eine Neusicht der Geschichte in Gang gesetzt werden sollte oder schon im Gange war, sonst hätte man sie gar nicht gestellt. DIE LINKE, mit Sympathisanten unter manchen Vertretern der Altparteien, dürfte keinen geringen Beitrag dazu geleistet haben.

Besonderer Fragwürdigkeit erfreut sich in dem Bemühen, der Geschichte der  DDR ein verändertes, linksinstrumentalisiertes Aussehen zu geben, die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung,  Anetta Kahane. In einem Brief („In eigener Sache“) äußert sie sich unlängst zum diesjährigen Jahrestag der Deutschen Einheit. Ihre Grundaussage besteht in der Frage bzw. deren impliziter Verneinung zu Beginn: „Wie friedlich war die friedliche Revolution eigentlich wirklich?“ https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/newsletter/die-friedliche-revolution-war-alles-andere-als-friedlich-newsletter-oktober-2020-der-amadeu-antonio-stiftung/

Eine der glaubwürdigsten Zeitzeugen, Vera Lengsfeld, hat die Darstellung Kahanes in ihren unzumutbaren Un-Wahrheiten entlarvt und widerlegt. Hier nachzulesen.  https://vera-lengsfeld.de/2021/11/24/die-friedliche-revolution-1989-90-und-ihre-feinde/#more-6252

Man muss Kahane zugestehen, zu wissen, wovon sie spricht, wenn sie sich über die DDR äußert. Aber auch, wovon sie nicht sprechen will. Und dies macht ihre Diffamierung ihrer einstigen Mitbürger infam. Als IM Victoria (Inoffizielle Mitarbeiterin der Staatssicherheit)  kannte sie das System, wusste sie, wie es funktionierte, und was sich in den kommunizierenden Röhren zwischen Staat und Spitzeln abspielte. Was es den DDR-Bürgern an Mut und Willen abverlangte, sich diesem System entgegenzustellen, ignoriert Kahane offenbar bewusst. Sonst würde sie nicht zu der infamen psychologisch-politischen (Ent-) Würdigung des politischen Widerstands  der ganz normalen, „einfachen“, unbekannt gebliebenen Menschen greifen, die neben den bekannten prominenten Dissidenten keinen geringen Anteil am Niedergang des Schießbefehlregimes hatten.

Die Diffamierung der Bürger Ostdeutschlands geht soweit, dass sie ihnen nicht nur deren achtbaren, systemstürzenden Widerstandsgeist abspricht, sondern ihnen stattdessen sogar einen „überwinterten Rassismus und Antisemitismus“ unterstellt, der als „ Bodensatz“ vorhanden war,  im  „Bauch der DDR-Gesellschaft“ gärte, wenn auch nicht wirklich ausbrechen konnte.

Wovon war dieser „Bodensatz“ in den Menschen Ostdeutschlands geprägt, und worin zeigt er sich heute noch?  O-Ton Kahane: „ Zu viele Orte Ostdeutschlands verharren in autoritären Sehnsüchten und Kleinstädterei. Die Abwehr von Konflikten beherrscht noch immer Kultur der Auseinandersetzungen – ganz besonders, wenn es um Rechtsextremismus geht. Völkische Gesinnung, Rassismus und Antisemitismus besetzen die Normalität“.

Dies also ist heute noch “Normalität“ im Osten Deutschlands.

Das Verdienst, dieses angebliche faschistische Gärungsgemisch  in der DDR – Gesellschaft nicht vor 89 zum Durchbruch kommen zu lassen, – man hole tief Luft – lag, so Kahane,  bei der Staatssicherheit. Es war die „Kontrolle über die öffentliche Meinung“. Also war  die Unterdrückung der Meinungsfreiheit  eine gute Sache im Sinne der Förderung  demokratischer und humaner Werte. O-Ton Kahane: „Und als die Mauer weg war und die staatliche Kontrolle über die öffentliche Meinung verschwunden, brach sich die rassistische Gewalt Bahn. Nazis und einfache Bürger feierten die Einheit“.

Kein Wunder, dass man einfache Bürger und Nazis in „Dunkeldeutschland“  auch  heute in diesem Gemisch noch nicht unterscheiden kann, besser gesagt, unterscheiden soll. Bekräftigend  unterstreicht dies  auch der Noch-Ost-Beauftragte der CDU, Marco Wanderwitz, der behauptet, dass viele „auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen“ sind. Kein Wunder, dass die CDU in den Neuen Ländern bei der letzetn Bundestagswahl abgestürzt ist.



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