Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, sagt ein Sprichwort. Wer weiß, wann sich wieder einmal die Gelegenheit ergibt. Das wusste schon Lorenzo de Medici, der Erfinder des Florentiner Karnevals und anderer Lustbarkeiten zur Sicherung seiner Macht: „Wer fröhlich sein will, sei es; Über das Morgen gibt es keine Gewissheit“.
So oder ähnlich müssen die Kassenärztliche Vereinigung Thüringens und das Gesundheitsministerium gedacht haben, als sie beschlossen, mangels anfallender Feste ein neues aus der Taufe zu heben. Schließlich war die Corona-Zeit hart genug für feiergewohnte Eliten. Die zahlreichen Sommerfeste, Weihnachts- und sonstige Feiern sind rar geworden.
Not macht erfinderisch, also rief man Ende Oktober zur Impfparty nach Erfurt und 700 Partysüchtige kamen. Deklariert wurde das Ganze als Dankveranstaltung für die Beteiligten der Impfkampagne. Geladen wurden aber auch Ministeriumsmitarbeiter, Landtagsabgeordnete, Oberbürgermeister und Landräte, die am Impfen gar nicht beteiligt waren.
Von SPD, FDP und Grünen hätten keine Abgeordneten teilgenommen, meldete der MDR. Bleiben Linke und CDU, was erklärt, dass die CDU auch beim Feiern die Linke gern unterstützt. Kritische Fragen aus den Reihen der Christdemokraten gab es nur als Einzelstimme von Mike Mohring. Die überfällige Rücktrittsforderung an die verantwortliche Ministerin Heike Werner (Linke) kam nur von der AfD. Die Zeiten, in denen Minister noch die Verantwortung für ihre Fehlentscheidungen übernahmen, sind längst vorbei.
Auch nach Kritik in den Medien und Zahlreichen empörten Reaktionen in den sozialen Netzwerken verteidigte Werner die Impfparty. Mit der Veranstaltung hätte den Beteiligten an der Impf-Kampagne im Land gedankt werden sollen. Außerdem habe die Feier mit rund 1.000 geladenen Gästen gezeigt, dass mit der 2G-Regel zur Normalität zurückgekehrt werden könne. Die rund 1.000 Helfer der Impfkampagne in Thüringen hätten Dank verdient, zumal sie wegen ihrer Arbeit auch bedroht und beschimpft worden seien. Diese Erklärung ist an Heuchelei schwer zu überbieten. Eine Teilnehmerin der Party schrieb in einem Kommentar auf der Seite des MDR:
„Ich war auf dieser Party als Impfschwester und muss sagen, dass es eine peinliche Selbstdarstellung der KV Thüringen und der Ministerin Werner nebst Gefolge war. Für die Impfteams war die Teilnehmerzahl stark begrenzt und viele, die wirklich monatelang vor Ort geimpft haben, mussten draußen bleiben. Aber es war reichlich Personal der KV und des Ministeriums da. Ein kleiner Gutschein für jeden der an der Front war, wäre die bessere Alternative gewesen!“
Insgesamt hat die Sause fast 200.000 Euro gekostet. Das Ministerium betonte, man hätte das Geld aus dem Budget für Impfmanagement genommen. 170.000 Euro davon seien im Computer-Bereich eingespart worden. Klar, der besondere Erfolg der Impfkampagne beruhte auf der unermüdlichen Arbeit mit händischem Ausfüllen von Tabellen und Faxübermittlungen. Da kann man ruhig bei den Computern einsparen.
Zur Rechtfertigung des Restbetrages wurde verlautbart, dass die Party “ein großer, gemeinsamer Impfaufruf war und als solcher auch medial vorab angekündigt wurde”. Dazu ein Leserkommentar auf der MDR-Seite:
„[…] Wie lächerlich wollen sich KV und Frau Werner mit so einer Aussage machen? Das Geld war übrigens nicht von der KV, sondern von jedem einzelnen von uns Beitragszahlern. Pfui, mir fehlen die Worte“.
Wenig Grund zum Feiern sah der Nordhäuser Landrat Jendricke. Auf Facebook wies er darauf hin, dass Thüringen die schlechteste Impfquote habe, aber das Sozialministerium und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) für 195.000 Euro diese “beschissene Lage” feierten. Die Ministerin sah keinen Grund, sich diese Kritik zu Herzen zu nehmen:
“Jetzt mit Blick auf die niedrige Impfquote zu behaupten, das Dankeschön sei nicht gerechtfertigt gewesen, halte ich für verfehlt.”
Das ist Arroganz der Macht pur.
Während die Partygäste sich für 280 Euro pro Kopf verlustierten, angeblich, um zu demonstrieren, dass mit G2 und einem Hygienekonzept die Rückkehr zur Normalität ohne Masken und Mindestabstand möglich sei, wurden die Daumenschrauben für die Thüringer angezogen. Weil in der Amtszeit von Ministerin Werner 348 Intensivbetten stillgelegt wurden, drohte Ministerpräsident Ramelow Ungeimpften mit einer politischen Triage. Sie könnten nicht mehr damit rechnen, im Krankheitsfall in Thüringen behandelt zu werden.
Die Hetze gegen Ungeimpfte geht ungebremst weiter, auch nachdem das Robert-Koch-Institut still und leise die Behauptung, „dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielen “ von seiner Seite genommen hat. Außer von reitschuster.de ist das in den Medien nicht thematisiert worden. Heute kam die Meldung, dass unter 30jährige nicht mehr mit Moderna geimpft werden sollten, denn es hätte mehrere Fälle von Herzmuskelentzündungen gegeben. Angeblich sollen die überwiegend mild verlaufen sein. Gleichzeitig liest man, dass etliche Leistungssportler der zweiten Reihe nach Impfungen Herzprobleme entwickelt haben, aber über die genaue Zahl der Impfkomplikationen wird weiter geschwiegen.
Laut Werner soll 2G die Rückkehr zur Normalität ermöglichen. Abgesehen davon, dass Justizministerin Lamprecht (SPD) verkündet hat, man könne keinen Impfzwang oder Ausschluss von Ungeimpften beschließen, weil das verfassungswidrig sei, klingt der Satz in den Ohren von Restaurantchefs, Clubbetreibern u.ä., die wegen 2G bis zu 60% Einnahmeausfälle haben, wie Hohn.
Ungeachtet dessen will Gesundheitsministerin Heike nur wenige Tage nach der Party die 2G-Regel ausweiten. Dazu werde sie dem Kabinett Vorschläge machen. 2G bedeutet, dass zu bestimmten Einrichtungen oder Veranstaltungen nur noch Menschen Zutritt haben, die geimpft oder genesen sind. Die aktuelle Corona-Situation sei ernst. Aber: “Viele Menschen sehen nicht, wie besorgniserregend die Lage ist.”
Die Lage ist deshalb besorgniserregend, weil Politiker wie Werner seit zwei Jahren im Nebel stochern und immer neue Zwangsmaßnahmen verhängen, ohne deren Wirksamkeit zu prüfen. Aber kontrolliert sollen sie werden! Dazu sollen in Thüringen Teams der Polizei gebildet werden, die Ordnungsämter bei den Kontrollen unterstützen sollen. Werner behauptet, es rege die Bürger und Bürgerinnen zu Recht auf, wenn Regeln vorgeschrieben würden, aber das Gefühl entstehe, dass deren Einhaltung nicht kontrolliert werde.
Nein, die Bürger regt auf, dass Politiker wie Werner Regeln aufstellen, an die sie sich selbst nicht halten, selber Partys feiern und darüber nachdenken, Weihnachtsmärkte und private Feiern zu beschränken oder ganz zu verbieten. Es wird höchste Zeit, den Werners die rote Karte zu zeigen.