Der Kniefall der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

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Mindestens die Berliner wissen aus den Medien, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ins Visier der Kulturrevolutionäre geraten ist. Es wird nicht weniger als ihre Abschaffung diskutiert. Statt sich zu wehren, versucht die Stiftung mit einem ebenso peinlichen wie erfolglosen Kniefall vor dem Zeitgeist zu demonstrieren, dass sie politisch-korrekt sein will, auch wenn sie dabei die ebenso schöne wie  ehrwürdige Fassade des Alten Museums mit einem Propaganda-Banner verschandelt. Mein Gastautor Dr. Hintze hatte Anfang Juli hier darüber berichtet (https://vera-lengsfeld.de/2020/07/04/peinlicher-kniefall-vor-dem-zeitgeist-propagandabanner-verschandelt-fassade-des-alten-museums/#more-5402.  Nun wollte Dr. Hintze der Sache auf den Grund gehen und fragte nach.

Dokumentation des Mailwechsels zu „Peinlicher Kniefall vor dem Zeitgeist: Propagandabanner verschandelt Fassade des Alten Museums“
von Dr. Wolfgang Hintze, 12. August 2020

Nach meinem kurzen Bericht vom 4. Juli 2020 (https://vera-lengsfeld.de/2020/07/04/peinlicher-kniefall-vor-dem-zeitgeist-propagandabanner-verschandelt-fassade-des-alten-museums/) über die beispiellose Verschandelung der Fassade des alten Museum in Berlin mit einem Propagandabanner, das hohle Phrasen des Zeitgeistes aneinanderreiht, haben manche Leser gefragt, was denn die Verantwortlichen zu diesem historischen Akt der Kulturlosigkeit sagen.
Ich habe Prof. Parzinger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geschrieben und dokumentiere hier den Mailwechsel:

Meine Mail an Prof Parzinger vom 13. Juli 2020
Sent: Monday, July 13, 2020 1:16 PM
To: HV Info (Funktionsmailbox) <info@hv.spk-berlin.de>; info@spk-berlin.de-mail.de
Subject: Altes Museum am Lustgarten mit Propagandaspruchband verunstaltet
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Str. 16-18
10785 Berlin
Herrn Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident
Sehr geehrter Herr Prof. Parzinger,
beim einem kürzlichen Stadtbummel durch das alte Zentrum unserer Heimatstadt Berlin trauten wir unseren Augen nicht: die Fassade des ehrwürdigen Alten Museums am Berliner Lustgarten ist mit einem politischen Transparent verunstaltet worden (siehe Foto). Es prangt direkt über dem Eingang, erstreckt sich unübersehbar über die Breite von vier Säulen und trägt in weißer Schrift auf rotem Grund die zweizeilige Parole
“Für Weltoffenheit und demokratische Werte
Gegen Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Hetze”
Gezeichnet  “Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz”
Es erinnert zunächst fatal an die DDR-Zeit, aber weder die DDR, noch die ihr vorausgehende Diktatur, die beide mit Propagandaplakaten nicht gerade sparsam umgingen, haben es gewagt, die Fassade des Schinkel-Baus mit Parolen zu entweihen. Das ist offenbar eine originäre Errungenschaft der Merkel-Ära!

Wer oder was treibt die Staatlichen Museen und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu diesem Kniefall vor dem Zeitgeist?
Nein, nicht ZeitGEIST, es ist ein UNgeist, der dazu führt, dass hier schamlos ein wertvolles historisches Bauwerk für Propagandazwecke missbraucht wird.
Bekanntlich trägt die Attika der Lustgartenseite auf ganzer Länge die Inschrift “FRIDERICUS GUILELMUS III STUDIO ANTIQUITATIS OMNIGENIAE ET ARTIUM LIBERALIUM MUSEUM CONSTITUIT MDCCCXXVIII” (“Friedrich Wilhelm III. hat dieses Museum für das Studium aller Arten Altertümer und der freien Künste gestiftet 1828”).
Diese zivilisatorisch auf höchstem Niveau den Zweck des Museums beschreibende Inschrift wird jetzt durch eine von plumpem Populismus getriebene Anhäufung von zusammenhanglosen und dem Inhalt des Museums fremden Sprüchen profanisiert. Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang.
Bitte setzen Sie sich für die umgehende Entfernung dieses Spruchbandes ein.
Wir sind seit vielen Jahren Förderer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und haben den Vorstand ebenfalls über diese Entweihung eines herausragenden architektonischen Denkmals des Klassizismus’ informiert und darum gebeten, sich für die Wiederherstellung der Würde des Gebäudes einzusetzen.
In der Hoffnung, dass wir Schinkels Meisterwerk bald wieder in der ihm gebührenden Schönheit ansehen dürfen und mit freundlichen Grüßen,
Dr. Wolfgang und Silvia Hintze

Antwort-Mail im Auftrag von Prof. Parzinger

Sehr geehrte Frau Hintze,
sehr geehrter Herr Dr. Hintze,
für Ihre hier noch einmal beigefügte gestrige E-Mail an den Herrn Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz danken wir, zumal Sie damit Ihre große Wertschätzung für das Alte Museum als Teil des Weltkulturerbes Museumsinsel zum Ausdruck bringen.
Ihrem sehr verständlichen Wunsch, unser derzeit an vier Säulen des Museums befestigtes Bekenntnis zu Weltoffenheit und demokratischen Werten und gegen Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Hetze zu beseitigen, können und wollen wir aber deshalb nicht entsprechen, weil diese klare Positionierung aktuell geboten ist, um dem Missbrauch des Alten Museums als Rednertribüne und wohlfeile Kulisse extremistischer und über das Internet verbreiteter Videomachwerke den Boden zu entziehen.
Die lateinisch gefasste Inschrift auf der Attika allein kann dies im digitalen Zeitalter leider nicht leisten.
Es ist nicht der „Zeit-(un)-geist“, dem wir uns unterwerfen, es ist unser gesetzlich normierter Auftrag, für die Freiheit von Kunst, Kultur und Wissenschaft einzustehen, der uns veranlasst, mit besonders deutlichen Signalen denen frühzeitig entgegen zu treten, die unter Missbrauch des auch den Gegnern unserer freiheitlichen Gesellschaft garantierten Versammlungsrechts Menschenwürde, Minderheiten und Grundfreiheiten bedrohen.
Dass den Gegnern einer freiheitlichen Grundordnung – anders als dies während der Zeiten totalitärer Herrschaft auf deutschem Boden für die Verteidiger der Menschenrechte galt – das Grundrecht der Versammlungsfreiheit zusteht, wird von uns als elementar für die Demokratie selbstverständlich respektiert. Umso wichtiger ist es aber, dass den Feinden der Freiheit frühzeitig mit aller Deutlichkeit entgegen getreten wird, auch wenn dies unter dem Gesichtspunkt des Denkmalschutzes durchaus als eine Zumutung empfunden wird
Wir hoffen, dass unser Signal die damit verfolgte Wirkung nachhaltig entfaltet, damit wir dann möglichst bald darauf werden verzichten und die Fassade des Alten Museums in ihrer einmaligen Schönheit wieder zur Geltung kommen lassen können.
Mit Dank für Ihr Verständnis und besten Grüßen
Im Auftrag
Ihr Gerd Lukoschik
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Gerd Lukoschik
Präsidialabteilung – Justiziar – J2
Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK)
Von-der-Heydt-Str. 16 – 18
10785 Berlin
Fon: +49 30 266-41 1412
Fax: +49 30 266-31 1412
g.lukoschik@hv.spk-berlin.de
www.preussischer-kulturbesitz.de



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