Gedanken zum Gründonnerstag

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Heute beginnt, wie mir ein Leser schrieb, nach katholischer Tradition die Liturgie des Triduums, der drei heiligen Tage, von dem die Gläubigen in diesem Jahr von Staats wegen ausgesperrt sind.

Auch in den Zeiten der Aufhebung der Grundrechte gilt der Satz von Clarence W. Hull: „Ostern besagt, dass man die Wahrheit ins Grab legen kann, dass sie aber nicht darin bleibt.“ Dazu ein nachdenklicher Gastbeitrag von

Gastautor Oliver Breitfeld

Anno 1539, am 11. Tage Aprilis war Doctor Martinus Luther in seinem Garten, und sah die Bäume mit tiefen Gedanken an, wie sie also schön und lieblich blüheten, knospeten und grüneten, und verwunderte sich sehr darüber, und sprach: „Gelobet sey Gott, der Schöpfer, der aus todten verstorbenen Creaturen im Lenzen Alles wieder lebendig machet! Sehen doch die Zweiglin“, sprach er, „so lieblich und feist, gleich als wenn sie schwanger und voller Jungen wären und der Geburt nahe. Da haben wir ein schön Bild der Todten Auferstehung. Der Winter ist der Tod, der Sommer aber ist die Auferstehung der Todten, da es denn Alles lebendig wird und wieder grünet.“ Martin Luther hat uns dies bildhaft und eindrücklich in seinen Tischgesprächen überliefert.

Der Monat April – im Ursprung aperire – erinnert uns an das Öffnen der Erde – für das neue Wachstum der Pflanzen. Ebenso erinnern wir uns in wenigen Tagen an das geöffnete Grab Jesu: Er ist auferstanden! Mag Er segnen, mag Er leuchten, mag Er sich zu Euch wenden.

Genauso werden wir nach Wochen der erzwungenen Ruhe und Isolation auch als Familien neu auferstehen, gestärkt durch einen neuen Blick auf uns, unsere Verletzlichkeit, aber auch Unabhängigkeit, unsere eigene überlieferte Tradition und Kultur. Halten wir sie fest. Erwerben wir sie zurück. Wir sind uns alles. Das wird uns helfen, die kommende dunkle Zeit zu überstehen, mit sozialer Unsicherheit und Not auf der wankenden Erde, mit falschen Propheten und mit unserer bedrohten Freiheit.

Wie wir bei Windstille auf den Grund eines Teiches sehen können, so erscheint uns in unserer Abgeschiedenheit nun klarer der reine Grund der Evangelischen Wahrheit: „Wir aber sind nicht von denen, die da weichen, und verdammt werden, sondern von denen die da glauben, und die Seele erretten.“ (Hebr. 10, 39). „So wenig nun ein knechtisch Joch einem zur Freiheit beruffenen und in dieselbe gesetzten Christen wohl anstehet; so wenig kann auch einer ohne Schändung des Verdienstes Jesu Christi bleiben, der sich einem Menschen mit seinem Gewissen und seiner Religion und Freyheit sclavisch unterwirfft“ schrieb der Wittenberger Theologe Johannes Meisner. Er zitiert auch Paulus und ermahnt uns eindringlich: „Ihr seyd theuer erkaufft, werdet nicht der Menschen Knechte” (1. Kor. 7, 23).

Wir finden uns nach diesen Tagen und Wochen in Klausur nicht verzagt, sondern neu gestärkt und eingebunden in den Kreis des Lebens, der sich über die Generationen stets erneuert. In den Traditionen verbunden mit unseren Vorfahren, auf die wir mit Stolz und Freude zurückblicken können. Sie haben für uns vorgesorgt. Vergeuden wir es nicht durch Kleinmut und Furcht.

Wir werden als Familie in den kommenden Tagen das Licht und die kostbare Sonne genießen und viel draußen in der Natur sein und beim gemeinsamen Osterfrühstück.

Theodor Körner, der Freiheitsheld während der napoleonischen Besetzung im zerrissenen Deutschland, hat den Frühling ganz zeitlos für uns eingefangen:

Holder Lenz, willst du dich neu gestalten,

Trittst du kühn aus düstern Erdenspalten,

Kühn mit neuer Lebenskraft hervor?

Und die Welt will liebend dich begrüßen;

Blumen keimen unter deinen Füßen;

Neu geboren grünt die Flur.

Denn beseligend mit heil’gem Feuer,

Webst du freudig deinen Blütenschleier

Um den starren Busen der Natur.

Alles keimt und grünt in holder Fülle,

Und die Knospe sprengt die finstre Hülle,

Die sie streng umfangen hält.

Alle Blüten duften dir entgegen,

Und im Tau des Abends träufelt Segen

Auf die fröhlich neuverjüngte Welt.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein frohes, stärkendes und hoffnungsvolles Osterfest.



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