Leserbrief von Kristin Däbler
In der allgemeinen Corona-Panik wird eines vergessen – und zwar, die Leute zu fragen, die es eigentlich tatsächlich mit Leib und Leben angeht!
Seit 13 Jahren vertreibt meine Firma Treppenlifte, ich weiß also leider sehr genau, welches verzweifelte Elend hinter schicken, deutschen Türen lauern kann, wie einsam und eingesperrt Menschen sein können.
Setzen wir nur einmal den Fall, Ostern sei ein Fest der Wunder und nachher läuft unser Leben hier ganz normal weiter (Was genau tun wir aber, wenn das Virus nicht in Osterlaune ist oder uns zu Weihnachten in abgewandelter Form wieder auf dem Gabentisch liegt?). In diesen nun vor uns liegenden vier Wochen werden statistisch gesehen 70.000 Menschen in Deutschland sterben, einfach weil es immer so ist. All diese Leute werden ihre letzten Tage mit den derzeit gesetzten Repressalien verbringen. Die alte, alleinstehende Frau wird einsam sterben, einfach weil zu ihrem Haushalt nur sie selbst gehört. Der Tod geweihte Mann im Pflegeheim wird einfach deshalb sterben, weil der allsonntagliche Besuch der Enkelkinder sein Lebensziel war, auf das er jede Woche hingearbeitet hat.
Wer fragt diese Leute, ob das letzte, was sie erleben wollen, Einsamkeit und Massenpanik ist? Wer fragt diese Leute, ob sie nicht lieber ihr Leben so angenehm weiter leben möchten, wie es ihre Gesundheit erlaubt und ob Ihnen das Risiko einer Infektion dabei als das kleinere Übel erscheint? Denkt hier eigentlich wirklich niemand daran, dass kranke Menschen sich mit dem Tod auseinandersetzen und diesem aus einer ganz anderen Perspektive begegnen als wir jungen und gesunden Leute das tun?
Aber solche Fragen stellt keiner, weil wir tun, was wir immer tun: Ein sich stellendes Problem wird aus einem ganz bestimmten Blickwinkel fokussiert und daneben sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Im aktuellen Fall hat sich Deutschland darauf eingeschossen, dass die Ausbreitung eines Virus verzögert werden muss, weil WAHRSCHEINLICH nicht für alle, die in Folge einer Ansteckung durch das Virus schwer erkranken, eine adäquate intensivmedizinische Behandlung möglich sein wird. Das ist tragisch und leider ein schweres Versäumnis der Politik vergangener Jahre, die sich zwar auf der ganzen Welt als Retter aufgespielt -, dabei aber die eigenen Leute vergessen hat.
Plötzlich ist nun alles anders. Wir saugen mit Grausen jeden Tag Todesmeldungen aus der westlichen Welt auf und sind dafür bereit unsere Grundrechte massiv beschneiden zu lassen. Und dabei vergessen alle, die dieses Vorgehen nun bejubeln, dass wir gerade nichts anderes erleben, als das, was auf der Welt immer passiert. Mir ist nicht bekannt, wie viele Millionen Menschen jedes Jahr auf der Erde einfach deshalb sterben, weil sie nicht ausreichend medizinisch versorgt werden können. Aber es sind ganz sicher mehrere Millionen! Liebe Gutmenschen und Weltverbesserer, wie viele Gedanken habt ihr daran in den letzten Jahren verschwendet und was habt ihr ganz persönlich dagegen getan? Ist es etwa doch so, dass Dinge schlimmer sind, wenn sie vor der eigenen Haustüre passieren?
Es ist die gefährliche Utopie von der Allmacht des Menschen, die uns nun schwer akzeptieren lässt, das manche Dinge einfach geschehen müssen, weil sie der Lauf der Welt sind. Bitte nicht falsch verstehen: Ich finde toll, was die medizinische Forschung leistet und auch ich ganz persönlich durfte schon Nutznießer der unglaublichen Errungenschaften der modernen Medizin sein. Davor habe ich den größten Respekt. Aber an manchen Stellen muss man einfach wissen, wann Schluss ist und zwar spätestens dann, wenn man sich selbst mit einer Maßnahme mehr schadet als nutzt.
Meines Erachtens denken viele Menschen – und zwar bis in die obersten Ränge (so wie beispielsweise unser lieber Finanzminister, der vor einer Woche noch getönt hat, die schwarze Null halten zu wollen (!!!)) – dass nach Ende des Embargos alles weiter geht, wie bisher – vielleicht mit ein paar geschlossenen Läden und einigen Arbeitslosen. Das wird es nicht!
Und keiner fragt sich, was mit unserem Gesundheitswesen, das ja momentan in aller Munde ist, passieren wird, wenn unsere Wirtschaft deutlich geschwächt ist. Glauben hier wirklich alle, dass wir eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben, weil wir so eine tolle Politik und so intelligente Wissenschaftler haben. Nein, wir haben so ein gutes Gesundheitswesen, weil wir es uns leisten können. Oder haben die vielen Staaten mit einem miserablen Gesundheitswesen einfach kein Interesse an ihren Bürgern? Nein, hier fehlen einfach die finanziellen Möglichkeiten. Und wenn wir uns dieses guten Staus Quo berauben – und genau das tun wir gerade, das Geld für Krankenhäuser und Ärzte erwirtschaften wir und tun wir das nicht (so wie jetzt gerade) – haben wir auch keine ausreichende gesundheitliche Versorgung. Machen wir so weiter, ist das der Preis, den wir spätestens bei der nächsten Viruswelle (die vielleicht nicht so niedrige Mortalitätsraten – und eine nicht so klar abgrenzbare Risikogruppe hat wie Corona) zahlen.
Und diesen Preis zahlen wir für Menschen, die mutmaßlich etwas ganz anderes haben wollen, die aber leider nicht laut schreien können, weil sie alt und krank sind! Also gebt bitte den Menschen in der Risikogruppe alle möglichen Hilfen an die Hand, die sie selbst und ganz persönlich WOLLEN! Alle anderen, für die Corona maximal eine Erkältung ist, haben nicht nur das Recht sondern die verdammte Pflicht dafür zu sorgen, dass wir es uns auch in Zukunft LEISTEN KÖNNEN, ein bisschen Gott zu spielen!
Danke, dass Sie meinen Gedanken bis hierher gefolgt sind!
Viele Grüße, Kristin Däbler
P.S. Ich habe ganz bewusst versucht meine persönliche Meinung zur Gefahr durch das Virus außen vor zu lassen und in diesem Punkt dem Mainstream zu folgen. Eine medizinische Betrachtung steht mir nicht zu. Als studierte Psychologin weiß ich aber, welche Mindeststandards wissenschaftliche Erhebungen erfüllen müssen. Das sind Validität (Also die Frage: Misst ein Test tatsächlich das, was er messen soll?) und Reliabilität (Also die Frage: Sind die Ergebnisse eines Tests verallgemeinerbar oder spielen weitere Faktoren eine Rolle?) In beiden Punkten habe ich bei den Zahlen, die uns jeden Tag garniert mit emotionalen Bildern präsentiert werden, arge Zweifel. Aber das nur am Rande…
„Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ (Immanuel Kant)