30 Jahre Friedliche Revolution

Veröffentlicht am

Siebzehnter Dezember 1989

Der SED-Parteitag geht zu Ende. Mit dem Beschluss, die Partei zu erhalten, erfüllen sich die Hoffnungen des Parteiapparats und der Hardliner. Die ehrlichen Reformer sind gescheitert. Eine Grußadresse von Gorbatschow wird verlesen, die einer Abmahnung gleicht. Die Genossen sollten sich um Korruption, Lügen und Doppelmoral kümmern. Dabei gehen die Lügen erst richtig los, zuvorderst die von der geläuterten, reformierten, erneuerten Partei, die ein ehrliches Verhältnis zu ihrer Vergangenheit entwickelt habe.
Auch bei der Opposition gibt es eine Veranstaltung, die in eine Art Parteitag mündet: Der Demokratische Aufbruch erklärt sich zur Partei.

Es ist Sonntag. Für die Bürger von Potsdam gibt es eine Vorweihnachtsüberraschung: Der Bundespräsident Richard von Weizsäcker besucht unangekündigt mit Ministerpräsident Modrow das alljährliche Weihnachtssingen in der Nikolaikirche.

In Rumänien, speziell in Temeswar, geht es weniger beschaulich zu. Etwa 10 000 Einwohner unterschiedlicher Nationalität und Religionszugehörigkeit fordern die Einhaltung der menschenrechte und die Abschaffung von Ceaușescus Tyrannei. Nachdem Staatschef Ceaușescu auf einer Telefonkonferenz bekräftigt hat, dass Schusswaffen gegen die Demonstranten eingesetzt werden sollen, geht die Schießerei in der Stadt verstärkt weiter. Wieder gibt es zahlreiche Tote und Verletzte.


1989: Tagebuch der Friedlichen Revolution
1. Januar bis 31. Dezember
Vera Lengsfeld



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