Der Mietendeckel fällt den Mietern auf den Kopf!

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Leserbrief

Sehr geehrte Frau Lengsfeld,

ich könnte platzen vor Wut. Der Mietendeckel fällt mir gerade mit voller Wucht auf den Kopf!
Ich suche seit gut einem Jahr eine neue Wohnung, habe mich immer wieder jeweils mit ca. 100 anderen Interessenten brav bei Wohnungsbesichtigungen in die Schlange eingereiht und bin wohl leider nicht sozial benachteiligt genug, denn für einen WBS reicht es nicht.

Im Februar hatte ich Kontakt mit einem Vermieter, der eine seiner Wohnungen sanieren und mir eigentlich vermieten wollte. Avisiert war der April, das war für mich im Souterrain noch auszuhalten. Den Mietpreis konnte ich gerade so stemmen.
Der Umbau verzögerte sich, weil es kaum noch Handwerker ohne Aufträge gibt, die keine Mondpreise nehmen und dabei auch noch Qualität abliefern. So ist das nun mal im Kapitalismus, wenn die Nachfrage nach Handwerkern höher ist als das Angebot, dann steigen deren Preise. Steigen die Handwerkerpreise, werden diese auf die Mieten umgelegt, denn warum soll ein Wohnungseigentümer diese Mehrkosten selbst tragen?
Nein, die trag’ ich. Als Mieter. Tragisch? Nein, Marktwirtschaft.
Doch, tragisch! Denn mit den Monaten, die vergingen, stieg immer auch die avisierte Miete. Mietsteigerung live noch vor dem Mietbeginn.

Aber so funktioniert nun mal das System. Wer nicht mieten will bei Kapitalisten und Heuschrecken, der muss eben z.B. in eine kommunale Wohnung ziehen. Könnte man meinen. Leider haben „weitsichtige“ Politiker des Senats die aber zum großen Teil verscherbelt, an Heuschrecken und Kapitalisten. Heute heult die Politikergarde rum und einige propagieren gar die Enteignung, was – nebenbei bemerkt – nicht eine einzige zusätzliche Wohnung schafft.

Was bleibt als Alternative? Man müsste sich Wohneigentum kaufen. Wer dann selbst den Handwerker bezahlen muss und rechnen kann, wird sich ob der resultierenden Wohnkosten im Jahr verwundert die Augen reiben. Wer das große Glück hat, eine unvermietete Wohnung zu kaufen, muss nicht die bisherigen Mieter auf die Straße und damit in den Mietwohnungsmarkt herausklagen. Wenn es „normal“ bei den ausgelasteten Gerichten läuft, sind damit drei weitere Jahre um.

Ich erinnere mich noch an die „Elefantenrunde“ vor der letzten Senatswahl. Alle „etablierten Parteien“ hatten schon ihre rot-grünen Träume für Berlin ausgebreitet. Der Spitzenkandidat der AfD wurde durch den Moderator gefragt, was denn die AfD für Mieter tun wolle. Herr Pazderski sagte sinngemäß, die AfD will vor allem junge Familien beim Kauf von Wohneigentum unterstützen. Er konnte froh sein, daßsser nur verbal-medial gesteinigt wurde. Heute hört man diesen Vorschlag bisweilen aus den rot-grünen Reihen, dann ist das plötzlich eine super und soziale Idee.

Jetzt ist es November und die Wohnung, auf deren schleppende Fertigstellung ich von Monat zu Monat gewartet habe, wurde mir de facto abgesagt, denn der Vermieter will erst den Ausgang der Klage gegen den „Mietendeckel“ der Frau Lompscher (Linke) abwarten.

„Sehr geehrter Herr (Mietinteressent),

wir werden die Wohnung zwar sanieren, doch werden wir sie wohl nicht auf den Markt bringen, bis die Normenkontrollklage gegen den Mietendeckel entschieden ist.

Wenn Sie eine frisch sanierte Altbauwohnung in mittlerer Lage neu mieten möchten, dann sollten Sie Frau Lompscher fragen, ob sie einen Vermieter kennt, der diese dann für den gedeckelten Preis von maximal 7,45 € vermietet.  Vielleicht kennt sie ja ein paar wahre Sozialisten unter den Vermietern. Ansonsten müssen Sie wohl auf runtergeranzte Wohnungen Ihr Augenmerk richten. Da wird sich sicherlich was zu dem Preis machen lassen.

Es tut mir leid, dass Sie als Mieter nun noch mehr gekniffen sind, aber was anderes als Sarkasmus und Abwarten bleibt uns angesichts solcher Umtriebe und Rechtsunsicherheit nicht übrig.

Beste Grüße,

Ihr (Vermieter)“

 

Man sollte sich nochmal vor Augen führen, was hier passiert. Der Mietendeckel soll angeblich die Mieter schützen und die Mieten senken. In einem Markt, was der WohnungsMARKT nun einmal ist, kann man aber nicht mit kommunistischen Ideen eingreifen und glauben, dass dann alles schön weiter funktioniert.

Es ist übrigens die LINKE, die wohl laut Parteiprogramm den Systemwechsel will und den Kapitalismus überwinden will. 30 Jahre nach dem Mauerfall, sollte man vielleicht noch mal daran erinnern, wie runtergekommen die Altbauten der sozialistischen DDR waren ohne einen Wohnungsmarkt.

Ich wette, viele können sich auch noch gut an die ständigen Besuche auf dem „Wohnungsamt“ in der DDR erinnern, in denen nur der Mangel verwaltet wurde und man nur eine Wohnung bekam, wenn man am meisten nervte. Wenn die Linken das Privateigentum an Wohnungen endlich überwunden haben wollen, dann brechen goldene Zeiten für Mieter an? Ja, klar, das Heilsversprechen liegt immer in der Zukunft. Nicht an ihren Worten, an ihren Taten werdet ihr sie erkennen.

Der Mietendeckel wird nicht etwa wahrscheinlich Mieten senken, sondern garantiert die Situation verschärfen. Da reicht nur ein einziges Bespiel. Mein (Fast)Vermieter wird nicht der Einzige sein, der so handelt, so handeln muss, um sein Eigentum nicht quasi enteignen zu lassen.

Sie können meinen Brief gern veröffentlichen, aber trotz Meinungsfreiheit bitte unter Pseudonym, sonst sinken meine Chancen auf eine der vielen, schönen, preiswerten Wohnungen der sozialistischen Vermieter, die jetzt vielleicht sauer sind auf mich. Das kann ich nicht riskieren.
Falls sich aber Frau Lompscher bei Ihnen meldet und mir eine Wohnung zu 7,45 € pro Quadratmeter anbieten will, rufen Sie mich bitte sofort an. Besser für 6,50 €. Noch besser wären 5 €. Sie schafft das schon.
Sie haben zwar meine Telefonnummer nicht, aber das wird wohl unerheblich sein…. An ihren Taten werdet ihr sie erkennen.

Viele Grüße



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