Kirche als spiritueller Bettvorleger der Antifa

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Von Gastautor Pfarrer Achijah Zorn

Die Evangelische Kirche hat sich für das Jahr 2019 eine wunderbare Jahreslosung gegeben: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15).
Jetzt hatte meine Kirche eine wunderbare Gelegenheit, für dieses Motto Farbe zu bekennen. Ende Oktober. Aufgeheizte Situation in ganz Mülheim an der Ruhr. Auf der einen Seite: Bürgerdialog der AfD in der Stadthalle mit Alice Weidel. Auf der anderen Seite der „Kampf gegen Rechts“.
Was macht meine Kirche in dieser kniffligen Situation?
Knifflige Situation, weil es auf beiden Seiten Licht und Schatten gibt. Doch die Kirche scheint diesen Konflikt gar nicht erst wahrzunehmen. Sie biedert sich einfach der großen Mehrheit an und verleugnet dabei mindestens dreifach ihren Herrn und ihre Jahreslosung.
 
Erste Verleugnung:

Bei ihrem Aufruf, sich der Antifa anzuschließen, verketzert die Kirche pauschal und umfassend die AfD. „Die Politik der AfD ist mit unserem christlichen Menschenbild nicht vereinbar“ (Homepage Ev. Kirchenkreis an der Ruhr). Hier wird doch tatsächlich behauptet, dass die gesamte Politik der AfD unchristlich sei.

Schauen wir in das Grundsatzprogramm der AfD. Da wird auf den ersten Seiten mehr Demokratie gefordert: Mehr Volksabstimmungen in wichtigen politischen Fragen; auch soll der Bundespräsident vom Volk gewählt werden. Und das soll mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar sein?

Ich brauche gar nicht mehr weiter im Grundsatzprogramm der AfD zu lesen, denn allein schon mit diesem einzigen Gegenbeispiel wird deutlich: Die Kirche hat mit ihrer umfassenden populistischen Verketzerung der AFD nach dem Motto gehandelt: „Suche die Unfairness und jage ihr nach.“

Zweite Verleugnung:

Am Abend des Bürgerdialogs stehe ich mit einem Pfarrkollegen vor der Stadthalle, dem Ort des Geschehens. Da kommt auch schon der große „antifaschistische“ und kirchenoffiziell unterstützte Zug der Gegendemonstration (2.500 Personen) und darf in Berührungsweite an die Besucher der AfD-Veranstaltung heranrücken.

Ich muss mit Entsetzen feststellen: Ich habe in meinem Leben noch nie so viel offenen und massenhaften Hass erlebt, wie in dieser Situation. Jetzt verstehe ich, warum 100 Polizisten uns 200 Besucher des Bürgerdialogs beschützen müssen. Und die Kirche als spiritueller Bettvorleger mittendrin im Hass, im Schreien, im Trillerpfeifengetöse; mittendrin in der fünfstündigen „Nazi-raus-Trance“.

Die Kirche hat nach dem Motto gehandelt: „Suche den Hass und jage ihm nach.“

Dritte Verleugnung:

Die Bewegung „Mülheim stellt sich quer“ übt an diesem Abend Gewalt aus.

Da wird mit Gewalt der Zugang zum Parkplatz der Stadthalle blockiert, damit die Bürger erst gar nicht den „bösen Dialog“ erreichen können.

Und leider war auch der eigentliche Bürgerdialog in der Stadthalle voller Gewalt. Alle 5-10 Minuten hat die Antifa kleine Alarmsirenen unter die Besucher geworfen. Das hat mit gut über 100 dB einen Höllenlärm gemacht. Und diese ohrenverletzenden Teile sind gar nicht so leicht auszuschalten.

Der „Kampf gegen Rechts“ heiligt alle Mittel und seien sie noch so unmenschlich und grundgesetzwidrig.
 
Wie groß muss die politische Unzufriedenheit in unserem Land sein, dass die Besucher im Raum sich von all diesen Schikanen der Gegenbewegung nicht abschrecken lassen?!
Und wie blind muss eine Ev. Kirche sein, sich mit diesen gewalttätigen Gruppen zu solidarisieren. Als ob ihre Jahreslosung lauten würde: „Suche Gewalt und jage ihr nach!“
 
Happy End?

Bei der Verleugnung des Petrus geht es in der Bibel folgendermaßen weiter: „Und alsbald krähte der Hahn, da gedachte Petrus der Worte Jesu …. Und er fing an zu weinen.“ Und über den Weg der Buße und der Versöhnung wird Petrus zu einem Fels der Kirche.

Wie geht es in Mülheim mit der Kirche weiter nach dem Abend des Bürgerdialogs?
„Und alsbald krähte der Hahn. Und die Kirche klopfte sich stolz auf die Schulter, wie tapfer (!) sie am Vorabend ein positives (!) Zeichen gesetzt hat, als die Rechten aufmarschiert (!) sind.“
Auch in der Öffentlichkeit wird die Kirche gelobt: „Die evangelische und katholische Kirche in Mülheim haben bei der Anti-AfD-Kundgebung viele Menschen mobilisiert – das ist auch der Eindruck der Organisatoren“ (WAZ, 31.10.2019).

Ja, ich muss zugeben. Die ev. Kirche hat ihre Aufgabe als spiritueller Bettvorleger für die ach-so-gute Mehrheit prima erfüllt.

Doch wann erinnert sie sich an die Worte ihres Herrn: „Suche Frieden und jage ihm nach“? (Psalm 34,15)



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