Dreizehnter August 1989
Zum Jahrestag des Mauerbaus demonstrieren Ausreisewillige vor dem Brandenburger Tor. Die beobachtenden Stasileute müssen sich „Die–Mauer–muss–weg!“ Rufe anhören. Immer mehr Menschen packen ihre Koffer und fahren Nach Ungarn, in der Hoffnung, dort die Grenze überqueren zu können.
In Budapest ist die Lage durch die DDR-Flüchtlinge, die unter freiem Himmel in den Parks und Grünanlagen kampieren, so angespannt, dass die Bonner Regierung einen Abgesandten nach Budapest in die Botschaft der BRD schickt, um über eine Lösung der Flüchtlingskrise zu beraten. Davon hört Freifrau Csilla von Boeselager, die in der Residenz des Deutschen Botschafters Urlaub macht. Kurz entschlossen verkündet die Malteser-Frau, dass sie sich um die Flüchtlinge kümmern wolle. Am 13. August eröffnet sie dann mit Hilfe eines befreundeten Pastors auf dem Gelände der katholischen Gemeinde „Zur Heiligen Familie“ mit dem Malteser-Hilfsdienst das erste Lager für Ausreisewillige aus der DDR.
In Berlin ruft der Synodale Hans-Jürgen Fischbeck vom Aktionskreis „Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung“ während des „Sonntagsgesprächs“ der Bekenntnisgemeinde vor etwa 350 Menschen zur Bildung einer oppositionellen Sammlungsbewegung auf, als Alternative zur Fluchtbewegung nach Ungarn.