Deutschland, ein Abgesang

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Von Gastautor Daniel Matissek

In deutschen Großstädten sind Deutsche ohne Migrationshintergrund erstmals ethnisch in der Minderheit. Es ist der Auftakt einer unausweichlichen Entwicklung. Ein großes Kulturvolk geht unter eigenem Applaus vor die Hunde.

Gestern war in einem denkwürdigen Artikel der NZZ, die sich bei heiklen, von deutschen Journalisten meist präventiv gemiedenen Themen immer öfter als eine Art neues „Westfernsehen“ erweist, darüber zu lesen, dass in immer mehr deutschen Städten die autochtone Bevölkerung (also Deutsche ohne Migrationshintergrund) nicht länger die absolute Mehrheit stellt. Es ist ein historischer Wendepunkt: In Offenbach haben nur noch 37 Prozent der Einwohner keinen Migrationshintergrund, in Frankfurt knapp 47 Prozent. Der wahrnehmbare „Exotisierungsgrad“ ist dabei noch deutlich höher, denn die Definition „Migrationshintergrund“ meint lediglich, dass jemand selbst oder mindestens ein Elternteil ohne deutsche Staatsangehörigkeit geboren ist. Viele hier lebende Deutschtürken also fallen schon gar nicht mehr unter diese Definition; auch Ausländer sind in dieser Statistik gar nicht mitgerechnet. Doch trotz dieser statistischen Limitierung sind die Zahlen derart gravierend. Noch betrifft der Trend vorerst nur urbane Ballungsräume, vor allem im Westen, und weniger die ländlichen Regionen – doch er ist unumkehrbar und wird langsam, aber sicher auch in der Provinz flächendeckende Realität werden. Eine Zeitlang werden anschließend die ethnischen Deutsche dann – durch den Bulge der geburtenstarken Jahrgänge und die in den Industriestaaten gestiegene Lebenserwartung – noch die größte Einzelgruppe darstellen, bevor sie endgültig zur Minderheit und schließlich irgendwann zur Splittergruppe werden.

Neubevölkerung ohne kulturelle deutsche Wurzeln

Eine große Kultur verschwindet. Dass Deutsche im eigenen Land zur ethnischen Minderheit werden, wird mit einer Gleichgültigkeit hingenommen, die nur noch pervers zu nennen ist. Es wird noch einige Generationen dauern, doch das Ende ist unausweichlich. Die tradierte geistige Substanz all unserer Philosophen, Komponisten, Weimarer Klassik, Brücke, Bauhaus, die Literaten von Walter von der Vogelweide über Goethe bis Adorno: all das wird dereinst zur erloschenen Kultur des früher hier beheimateten Volks verkommen. Die Neubevölkerung wird keinen Bezug mehr dazu haben. Die deutsche Sprache wird sich womöglich erhalten, als lingua franca oder Inselrelikt, am längsten möglicherweise in der Schweiz und in Österreich. 

Es ist nicht so, dass wir nicht wüssten, was uns blüht. Rückschauend wird in einem breiten geschichtswissenschaftlichen Konsens heute die Art der ethnischen Infiltration und anschließenden Unterwerfung Amerikas und Afrikas durch die Europäer der frühen Neuzeit – durchaus zu Recht – als überwiegend negativ-schädliche, krankhafte und für die betroffenen Völker fatale Entwicklung gesehen, inklusive all ihren katastrophalen Erscheinungsformen wie Genozid durch eingeschleppte Seuchen, Sklavenhandel, Kolonialisierung und Imperialismus bis hin zur heutigen Ausbeutung der Entwicklungsstaaten. Hier wird also „Migration“, allerdings im Sinne europäischer Landnahme und ethnischer Marginalisierung wehrloser Opfervölker, als durchaus verheerend erkannt. Und auch wenn es um „bedrohte Ethnien“ der Gegenwart geht, etwa Naturvölker auf den Andamanen oder im Amazonasgebiet, sprechen wir bezeichnenderweise von „kultureller Komtamination“, sobald nur ein Minimum westlich-technologischer Einflussnahme ruchbar wird. Die Vereinten Nationen überwachen inzwischen institutionell die kulturelle Autonomierechte von indigenen Völkern, etwa über das „Ständige Forum für indigene Angelegenheiten (PfoII) oder den „Expertenmechanismus für die Rechte Indigener Völker“ (EMRIP).

Was für Naturvölker gilt, ist für Industrieländer „diskriminierend“

Während somit für isolierte Ethnien der Anspruch auf kulturelle Identität und Bewahrung der ethnischen Integrität als selbstverständliches Völkerrecht anerkannt ist, agieren dieselben UN bei den reichen Industriestaaten genau umgekehrt: Deren Völker sollen – etwa über den UN-Migrationspakt – zur ungebremsten und bedingungslosen Akzeptanz einer Massenmigration verpflichtet werden, ohne Rücksicht auf die ethnischen Folgen für deren eigene Bevölkerung und ohne womöglich „antihumanen“, weil diskriminierenden Widerstand gegen die Hauptvektoren der Fluchtbewegungen. Hier also soll Migration im Sinne von „Einwanderung als Selbstzweck“, ob aus vorgeschobenen humanitären oder rein wirtschaftlichen Gründen, plötzlich nur von Vorteil sein. Vor allem wir Deutschen sind Vorreiter dieser Doppelmoral: Den Ansatz drohender „Überfremdung“, die wir bei Native Americans oder Buschvölkern als reale Gefahr anprangern, verleumden wir bezogen auf unser eigenes Volk als vorgestrig-ausgrenzendes Denken.

Und so wie jede Kritik daran, dass Deutschland als Land der Deutschen verschwinden wird, reflexartig als sarrazinesker Populismus, völkisches Raunen oder gar Rassismus diskreditiert wird, boomt zugleich das Geschäft derer, die den eigenen Identitätsverlust intellektuell unterfüttern und akademisch begleiten: Regierungstreue Experten und sogenannte „Migrationsforscher“ haben Hochkonjunktur. Ein besonders schillernder Vertreter dieser Zunft, Jens Schneider, jubelte auf „Spiegel Plus“ vergangene Woche: „Die ethnischen Deutschen werden zu einer Minderheit neben vielen anderen“, und fand dafür nur positive Worte: Deutschsein sei heute nämlich „eine Frage der Haltung, nicht der Herkunft“. Dass deutsche Staatsbürger einen Migrationshintergrund haben müsse quasi als eine neue Normalität begriffen werden. Bei solchen Postulaten wird dann bequemerweise gleich jeder „Volks“- oder besser Biodeutsche verdächtig, der noch keine orientalischen oder außereuropäischen Wurzeln aufweist. So wird „Migrationshintergrund“ quasi zu einer Art umgekehrtem Ariernachweis unserer Zeit. Es ist das permanente Säurebad postnationalistischer linker Gesellschaftsentwürfe, das hier sein zersetzendes Werk verrichtet, gepaart mit einer perversen Lust am Konventionsbruch. Die erstrebte Beseitigung von allem Vertrauten und Tradiertem trieft aus solchen Einlassungen; und nichts hält diese Totalverirrung der denkenden Schichten auf.

Der Migrationshintergrund per se ist hierbei auch gar nicht das Problem. Es geht gar nicht um Zuwanderung allgemein, sondern allein um schädliche Migration. Wir sprechen hier nicht über die europäische Binnenmigration von Menschen aus Italien, Portugal, Polen oder Russland. All diese haben einen uns ähnlichen Zivilisationsgrad, eine gemeinsame christlich-jüdische Traditionslinie, weisen historische Parallelentwicklungen zu unserem Land auf. Man kann diese Herkunftsgruppen daher durchaus als Menschen mit „kompatiblem“ kulturellen Hintergrund bezeichnen. Es sind auch nicht sie, die durch allmähliche Verdrängung zu dem in der NZZ beschriebenen nativen Bevölkerungsrückgang beitragen. Sondern natürlich sind hier vor allem Zuwanderer aus dem türkisch-arabischen, mithin überwiegend muslimischen Kulturkreis gemeint – in zunehmendem Maße auch aus Afrika -, die alleine schon durch ihre signifikant höhere Geburtenraten die ethnische Homogenität Deutschlands weiter (zer)stören. Die unsägliche Relativierung durch Vergleiche mit früheren Migrationsströmen der Hugenotten, Slawen, oder Polen lässt außer Acht, dass diese nicht nur quantitativ unerheblich verglichen mit den heutigen Migrantenzahlen. Sondern sie waren allesamt vom Wunsch der Zuwanderer getragen, selbst unbedingt zu einem Teil der neuen Heimat werden zu wollen, sich freiwillig zu „assimillieren“, wie wir diesen natürlichen Wunsch heute verunglimpfend bezeichnen. Die heutigen Zuwanderer wollen das Gegenteil.

Erträgliche Dosen weit überschritten

Das jahrzehntelang propagierte Narrativ von der rückläufigen deutschen Bevölkerungsentwicklung, deretwegen das Land dringend einer Auffrischung durch Zuwanderung bedürfe, war nicht nur unter ökologischen Nachhaltigkeitskriterien unzeitgemäß; es war auch projektiv unbegründet. Denn was wäre schon so schlimm daran, wenn es dereinst statt 75 oder 80 Millionen tatsächlich nur 30 Millionen Deutsche gewesen wären, in Anbetracht fortschreitender Digitalisierung, Automatisierung und Robotik und in den Zeiten von smart home und neuen Arbeitsmodellen? Doch man suchte – und sucht weiterhin – das Heil in Einwanderung; deshalb wir haben inzwischen binnen vier Jahren statt 79 Millionen nunmehr über 83 Millionen Einwohner. D’accord: Gegen eine gesunde Zuwanderung, in erträglichen und verdaulichen Dosen, war nichts und ist auch heute nichts zu sagen. Diese müsste dann aber aber strengen qualitativen Kriterien folgen, die allein wir als aufnehmende Gesellschaft festlegen. Sie müsste nicht nur den sozioökonomischen Bedarf des Aufnahmelandes berücksichtigen, sondern vor allem über kulturell kompatible Zuwanderer erfolgen. Und am wichtigsten: der Wunsch nach der vielbeschworenen „Integration“ müsste zuerst von den Neubürgern selbst ausgehen, nicht von uns; zumindest müsste eine Kongruenz beider Seiten – der indigenen und der migrierten Bevölkerung – gegeben sein, um das Ziel eines gedeihlichen Zusammenlebens auf einem gemeinsamen sprachlichen und ideellen, ethischen Fundament zu erreichen. Genau diese Vision lag übrigens dem einstigen Ursprungskonzept der multikulturellen Gesellschaft zugrunde, wie es im „Kühn-Memorandum“ der sozialliberalen Bundesregierung von 1979 entworfen wurde.

40 Jahre später können wir nüchtern feststellen: Das genaue Gegenteil ist eingetreten (zumindest was die übergroße Zahl der Zuwanderer aus der islamisch-orientalischen Hemisphäre betrifft – Menschen mit just dem Migrationshintergrund also, die sich stärker vermehren und an der Zahl zunehmen als jede andere Bevölkerungsgruppe, und deren schiere Zahl für die stetige Veränderung der Mehrheitszusammensetzung verantwortlich ist): Statt Integration erleben wir zunehmende Parallelgesellschaften. Statt Bereitschaft zu kultureller Anpassung leugnen und verwässern wir die Existenz unserer Leitkultur. Statt dem Bekenntnis zur freiheitlichen Grundordung sehen wir eine beinahe trotzige Re-Islamisierung, selbst und gerade unter den hier geborenen Türken. 

Und weil eben diese kulturell inkompatible Migration nach Deutschland überdominant ist – ob sie nun unter dem Rubrum „Flüchtlingspolitik“ (ein Alias für staatlich tolerierte Zweckentfremdung des Asylrechts), durch illegale Grenzübertritte oder über die neueste Carte Blanche „Familiennachzug“ läuft –, lässt sich eben nicht von einer gesunden Entwicklung sprechen; schon gar nicht von einer „Erfolgsstory“. Was hier wirklich passiert, ist die schleichende Unterwanderung und Verdrängung der „hier schon länger Lebenden“ (Angela Merkel) durch „die, die nun mal da sind“ (ebenfalls Merkel), heißt: Millionen von Menschen aus Weltregionen mit einem vormittelalterlichen zivilisatorischen Paradigma. Und am Ende ist das Staatsvolk dann nicht mehr als eine beliebige Zufallsansammlung von Menschen; eben „jeder, der hier lebt“ (wieder Merkel). Und an dieser Zufallsansammlung haben native Deutschen, als eigentliche Erben dieser großen Kulturnation, einen immer stärker schwindenden Minderanteil – solange, bis sie irgendwann ganz verschwunden sein werden.

Deutsche Geschichte ist eine Krankengeschichte

Schade ist es vor allem um die Bundesrepublik, die beste deutsche Staatsform, die es je auf deutschem Boden gab. Zeitweise sah es wirklich danach aus, als hätten wir nach zwei Weltkriegen und einem Rückfall in die Barbarei endlich die Kurve gekriegt. Nach der Wiedervereinigung feierte uns die Welt, das Sommermärchen 2006 markierte die scheinbare Rückfindung zu einer gesunden Form von Patriotismus, einem Bekenntnis zu Deutschland als friedfertigen, toleranten und weltoffenen Volk. Doch im Nachhinein betrachtet weiß man: Es war nicht von Dauer, es war keine Gesundung, sondern eine trügerische Scheinblüte – ehe der letzte Akt eingeleitet wurde, final akzeleriert durch Merkels Zeitenwende im Herbst 2015.

Es ist wie bei einem Strahlenkranken, der eigentlich todgeweiht ist, doch wo auf eine malade Frühphase eine vorübergehende scheinbare Genesung unter regelrechter Euphorie folgt – ehe es zum totalen Zusammenbruch und dem unweigerlichen Zusammenbruch kommt. Alles war rückschauend geradezu schicksalhaft veranlagt: Die wirtschaftliche Aufbauleistung der Nachkriegsgeneration erforderte zwingend eine Zukunftsfixiertheit, die die Verdrängung der Vergangenheit einschloss – auch aus psychohygienischen Gründen, um bei all der epochalen Schuld noch aufrecht gehen zu können. So gesehen war die Verdrängung der NS-Zeit ein natürlicher Prozess. Und genauso natürlich und zwingend folgte daraus dann die Gegenbewegung der 68er, die – in verständlicher Überkompensation – jenes übersteigerte, kollektive schlechte Gewissen heraufbeschwor, aus dem heraus dann alles genuin Deutsche kleingeredet wurde. Und genau hier wurzelt der bis heute existierende Zwang aller Deutschen, im Zusammentreffen mit anderen Kulturen zu allererst das instinktiv und ständig vermutete Vorurteil eines deutschen Chauvinismus zerstreuen zu müssen. Hierbei sind wir blind geworden für die Chauvinismen der anderen.

Exakt dieses Verhaltensmuster ist es, das bis heute die deutsche Ausländer-, Einwanderungs- und Außenpolitik prägt: Die politische Handlungsmaxime, in jeder Situation zwanghaft das Entgegengesetzte dessen zu tun, was Deutschland vor 1945 getan hätte, macht vor nichts halt – egal ob es um Grenzsicherung, militärische Auslandseinsätze oder den Umgang mit kriminellen Ausländern geht. Und so fehlt den Deutschen ein gesundes Mittelmaß, seit Hitlers Machtergreifung bis heute: Entweder „Deutschland, Deutschland über alles“ samt Herrenmenschentum mit Deportation und Holocaust – oder aktuell eben grenzenlose Aufnahme ohne Obergrenze, Multikultur und Toleranz bis zum Sepukku. Dazwischen gab es nichts und gibt es nichts.

Auf den einstigen ultranationalistischen Exzess folgt, mit zeitlichem Versatz von rund zwei bis drei Generationen, jetzt der globalistische Exzess. Zu ihm gehört, dass Deutsche es heute völlig normal finden, ihre eigene Bevölkerung auszutauschen. Diesen neuen Wahn wird Deutschland – respektive das deutsche Volk – allerdings nicht mehr überleben. 1945 war tatsächlich nicht das Ende dieses Kulturvolks – dieses wird rund 100, maximal 150 Jahre später kommen. Doch Deutschland war schon damals todgeweiht. Mit zunehmend zeitlichem Abstand tritt die Unausweichlichkeit dieser Entwicklung immer klarer zutage. Schließlich war es retrospektiv doch noch der lange Schatten Hitlers, dem Deutschland nicht mehr entkommen konnte, solange es noch Deutsche gab.

Das Ende ist unausweichlich

All dies ist kein kulturpessimistisches Geunke, keine Panikmache. Viele wollen oder können die gnadenlose Zwangsläufigkeit der Entwicklung nicht erkennen, weil sich diese zwar über wenigen Generationen, aber natürlich immer noch relativ langsam vollzieht. An jedem beliebigen Tag sieht Deutschland immer noch so aus wie am Tag davor. Und doch schreitet der Wandel voran, wie ein Unfall in Zeitlupe, so unabänderlich wie eine präzise zu berechnende und vorhersagbare Planetenkollision. Hier liegt der Unterschied zu allen früheren Veränderungen. Es ist anders als bei den Weltuntergangsängsten vor Umweltkataklysmen, Weltkrieg, Wirtschaftskrisen: Diese konnten und können können kommen, müssen aber nicht. Doch die hier eingeleitete Entwicklung hingegen ist eine unumkehrbare Tatsache, schon demographisch notwendig; eine mathematische Gewissheit. Die Lawine ist ins Rollen gekommen. Es gibt Prozesse, die sind endgültig – so wie einst die Völkerwanderung, die anatolische Landnahme des 11. Jahrhunderts oder die Westverschiebung Polens.

Was am Ende bleibt, wird eine verstreute deutsche Restbevölkerung sein, entweder in der Diaspora oder als Fremde im einstmals eigenen Land. Als einziger Trost bleibt uns: Wenn es soweit ist, werden wir, die wir heute das Ende einer zweitausendjährigen mitteleuropäischen Kulturgeschichte beklagen, selbst nicht mehr hier sein. Ebenso wie keiner von denen das Finale mehr erleben wird, die die Weichen zu dieser historisch beispiellosen Selbstauflösung gestellt haben.



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