Neunzehnter Mai 1989
Schon wieder Staatsbesuch bei Erich Honecker, diesmal ein blaublütiger. Prinz Albert von Monaco besucht Ostberlin, begleitet von Minister Urbain. Was die beiden mit dem SED-Chef zu besprechen haben, wird nicht verraten. DDR- Erfahrungen können Albert kaum interessieren, denn sicher will der Prinz keinen Casino-Sozialismus einführen, sollte er dereinst die Herrschaft des Fürstentums übernehmen.
Während Honecker Hof hält, haben die Männer vom Schild und Schwert der Partei Großeinsatz. Es gilt, möglichst viele Bürger von ihrem Gang zur Staatsanwaltschaft abzuhalten, wo sie ihre Anzeigen wegen Wahlfälschung bei den Kommunalwahlen abgeben wollen. Die Opposition hatte zu dieser konzertierten Aktion aufgerufen. Am Ende des Tages sind im ganzen Land über 100 Anzeigen eingegangen. Es bleibt der Staatssicherheit nur, Anweisung zu erteilen, dass diese Anzeigen so langsam wie möglich zu bearbeiten sind. Man hofft, die Sache aussitzen zu können.