Die Senkung des Bildungsniveaus

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Ein Leserbrief von E. O.

Sehr geehrte Frau Lengsfeld,

ich bin Lehrerin und mir ist schon lange Angst und Bange davor, was die Zukunft unseres Bildungssystems betrifft. Sachsen, das bei Rankings immer vorne dran ist, erzielt diese “guten Ergebnisse” durch Absenken des Niveaus. Ich habe schriftliche Prüfungen korrigiert und nehme jedes Schuljahr mündliche Prüfungen in 2 Fächern ab. Aber auch die Lehrerausbildung geht diesen Weg. Das weiß ich, weil ich Prüfungslehrproben abnehme bzw. immer mal wieder als Mentor tätig bin.

Nicht zu vergessen: Es darf niemand der Lehramtsanwärter durchfallen. Hat es ein Seiteneinsteiger in den Unterricht geschafft, darf auch er in den seltensten Fällen gekündigt werden- die Zahlen müssen stimmen. Ein Schulleiter berichtete mir, dass er von den 4 Seiteneinsteigern an seiner Schule nur 1 entlassen durfte, die anderen Tiefflieger tun weiter ihr Unwesen- sehr zum Leidwesen der Schüler, Eltern und Lehrer. Wer dann von den Seiteneinsteigern doch noch merkt, dass eben nicht jeder für den schönsten Beruf der Welt geeignet ist, lässt sich krank schreiben…. Ich selbst betreue derzeit einen Seiteneinsteiger als Mentor, das ist sehr, sehr aufwändig. Das ist die Betreuung eines Lehramtsanwärters immer, wenn man dies mit Herzblut macht, aber die Seiteneinsteiger sind um Einiges anstengender.

Was mir aber viel mehr Sorgen macht ist die Tatsache, dass es in unserem Lehrerzimmer- ich arbeite an einer sächsischen Oberschule- seit etwa 2 Jahren keine politischen Diskussionen mehr gibt. Es grummelt mächtig, aber keiner traut sich, seinem Herzen diesbezüglich Luft zu machen, das passiert vor dem Schultor auf dem Parkplatz. Ich empfinde die Situation heute noch bedrückender als vor 1989.



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